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Israel Software zum Selberbauen: Monday.com ist mit Börsengang sieben Milliarden Dollar wert

Erfolgreich mit No-Code: Das israelische Start-up erzielt eine außergewöhnlich hohe Bewertung mit Workflow-Software, die man sich selbst bauen kann.
11.06.2021 - 14:57 Uhr Kommentieren
Vorstandschef Roy Mann (vorne rechts) beim Börsengang an der Nasdaq.
Monday.com

Vorstandschef Roy Mann (vorne rechts) beim Börsengang an der Nasdaq.

Düsseldorf Die Aufregung ist Roy Mann nicht anzusehen. Mit einer relativ kleinen Firma ist er gerade Milliardär geworden. Während des Zoom-Calls mit dem Handelsblatt sitzt der Co-Chef von Monday.com in einem Konferenzraum der Nasdaq-Börse in New York. Vor wenigen Stunden bewerteten Anleger sein Softwareunternehmen mit rund sieben Milliarden Dollar.

Es ist ein großer Sprung – Risikokapitalgeber hatten bei der jüngsten Finanzierungsrunde 2019 die Firma „nur“ mit 1,9 Milliarden Dollar bewertet. Und schon das war, gemessen am damaligen Umsatz, eine schwindelerregend hohe Summe, die jetzt sogar deutlich übertroffen wird – und selbst angesichts der aktuell großzügigen Haltung von Investoren gegenüber Techaktien für Erstaunen sorgt.

Aber Roy Mann verkauft keine seiner Aktien. Der 42-Jährige will noch viel mehr: „Wir wollen ein großes Unternehmen schaffen.“

Mann glaubt fest an den Erfolg seines „Arbeitsbetriebssystems“. Monday.com stellt mit sogenannter No-Code- oder Low-Code-Software einzelne Bausteine zur Verfügung, mit denen Unternehmen ohne oder mit nur wenig Programmieraufwand Workflow-Prozesse und Projekte digitalisieren können – sei es im Marketing, in der Personalverwaltung, Kundenbeziehungen oder Softwareentwicklung.

Das 2012 gegründete Monday.com will die Silos in Unternehmen aufbrechen, indem es Software von anderen Anbietern verknüpft, ergänzt oder ersetzt. „Unsere Vision ist es, die Macht der Software zu demokratisieren“, heißt es in dem Börsenprospekt von Monday.com. Jeder Mitarbeiter eines Unternehmens soll damit Softwareanwendungen und Arbeitswerkzeuge bauen können, so das Versprechen.

Monday.com setzt Hoffnung auf Deutschland

Die Idee überzeugte bislang weltweit knapp 128.000 Unternehmen, darunter Konzerne wie Mars oder Universal Music, aber auch staatliche Institutionen wie die US-Armee. Die hohe Kundenzahl erklärt Mann mit der Art der Akquise: Kleinere Teams nutzen die Monday.com-Module, die sie dann im jeweiligen Unternehmen weiterverbreiten. Hatte die Firma 2019 nur neun Kunden mit jährlich mehr als 50.000 Dollar Umsatz, so sind es jetzt 335.

In Deutschland nutzen mehr als 4000 Firmen wie Bayer oder die Software AG das „Work OS“, wie Monday.com seine Software nennt. „Deutschland ist ein großer Markt für uns“, sagt Oren Stern, der bei Monday.com für Partnerschaften und Allianzen zuständig ist. „Dort wollen wir definitiv wachsen.“

Die Software ist nicht auf einzelne Branchen beschränkt. Die Kunden kommen aus insgesamt 200 Industrien oder Teilbranchen. „Mit unserer Software werden Zeitungen hergestellt oder Fabriken betrieben“, sagt Mann.

Monday.com erlöste im vergangenen Jahr 161 Millionen Dollar. Somit bewerten Aktionäre die Firma aktuell mit dem fast 40-Fachen des Umsatzes. Dabei schrieb das Unternehmen 2020 einen Verlust von 152 Millionen Dollar, und auch im ersten Quartal 2021 fiel ein Verlust von 39 Millionen Dollar an.

Salesforce und Zoom steigen ein

Doch die Aktionäre schauen nicht so sehr auf die hohe Bewertung und die roten Zahlen. Sie hoffen vielmehr auf ein enormes Wachstum. Rechnet man die Umsätze vom ersten Quartal 2021 hoch, dürfte Monday.com in diesem Jahr 236 Millionen Dollar umsetzen – ein Plus von 46 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Der Frage, wann das Unternehmen denn die Milliardenmarke beim Umsatz knacken wird, weicht Vorstandschef Mann aus: „Das kann ich nicht verraten.“

Das US-Marktforschungsunternehmen IDC beziffert den potenziellen Markt von Monday.com auf 56 Milliarden Dollar, der bis 2024 auf 88 Milliarden Dollar wachsen soll. Die Konkurrenten heißen Asana, Wrike oder Workday.

Interessanterweise kooperieren selbst größere Wettbewerber mit Monday.com. So bietet beispielsweise auch Salesforce eine eigene CRM-Software an, integrierte aber die Software der Israelis und beteiligte sich beim Börsengang von Monday.com mit 75 Millionen Dollar. Auch Zoom stieg finanziell in der gleichen Höhe ein und will ebenfalls das Produkt mit ins Angebot nehmen. „Wir sind superstolz darauf“, sagt Mann.

Einen Schlüssel zum Erfolg sieht Mann in dem „Empowerment“ seiner 800 Mitarbeiter. Jeder soll eigenverantwortlich arbeiten und erhält dafür einen weitreichenden Zugriff auf interne Kennzahlen. „Die Daten von Kunden bleiben geheim“, versichert Mann. Aber sonst können die Entwickler im sogenannten „Big Brain“ genau nachverfolgen, wie erfolgreich ihre Software-Module sind.

„Die Entwickler haben sehr viel Eigenverantwortung und können große Entscheidungen allein treffen“, sagt Vertriebsmanager Stern. „Wir haben keine Angst, Fehler zu machen.“

Beim Börsengang sammelte Monday.com 574 Millionen Dollar ein. Mit dem Geld soll die Expansion in neue Märkte und Länder vorangetrieben werden. Mit dem eingesetzten Kapital würde das Unternehmen trotz der tiefroten Zahlen sparsam umgehen, sagt Mann. „Jeder eingesetzte Dollar erwirtschaftet zwei Dollar an jährlich wiederkehrenden Erlösen.“

Viele israelische Start-ups drängen an die Börse

Monday.com ist bereits der fünfte Börsengang eines israelischen Start-ups in den USA, das über eine Marktkapitalisierung von mehr als einer Milliarde Dollar kommt. Die Firma ist dabei die am zweithöchsten bewertete – nur der israelische Mobile-Game-Riese Playtika kommt mit 10,5 Milliarden Dollar auf eine höhere Marktkapitalisierung. Playtika profitierte stark von der Pandemie, der Umsatz beläuft sich auf von Analysten geschätzte 2,6 Milliarden Dollar in diesem Jahr.

Die Start-up-Szene in Israel ist sehr rege. Trotz der kleinen Größe des Landes mit sieben Millionen Einwohnern bringt es regelmäßig größere Tech-Unternehmen hervor wie zum Beispiel Mobileye, das autonome Fahrsysteme entwickelt, oder den Fahrdienst Gett. In diesem Jahr werden noch einige weitere Börsengänge von israelischen Start-ups in den USA erwartet. Schon bald könnte die Software-Firma Walkme für 2,7 Milliarden Dollar an die Börse gehen, die Video-Management-Firma Kaltura für zwei Milliarden Dollar.

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