IT-Industrie Bonner Start-up LeanIX kauft US-Konkurrenten – „Google Maps für die IT“

„Ich habe mit vielen internationalen Investoren gesprochen“, berichtet der Gründer.
Düsseldorf Während der Coronakrise haben viele Firmen schnell Dienstleistungen zugekauft. Videokonferenzen per Zoom, ein Austausch mit Kollegen per Office 365 oder doch Open-Source-Lösung von einem spezialisierten Dienstleister: In kürzester Zeit wurden viele Dienste angeschafft. Etliche Firmen drohen dabei den Überblick zu verlieren.
Das will das Bonner Start-up LeanIX ändern. Sein Unternehmen schaffe Ordnung, hebt Co-Gründer und CEO André Christ hervor. Es fungiere wie eine Art „Google Maps für die IT“.
Das soll künftig noch einfacherer gehen. Mit Cleanshelf kauft Christ einen Wettbewerber auf. „Wir zahlen einen mittleren zweistelligen Millionenbetrag“, sagte Christ. Das Besondere an Cleanshelf: Das Unternehmen aus den USA und Slowenien hat eine Lösung entwickelt, die automatisiert funktioniert. Das System werde etwa mit Kreditkartendaten gefüttert und könnte dadurch automatisch erkennen, wenn Dutzende Mitarbeiter separat kostenpflichtige Zoom-Accounts gekauft hätten und sich eine Lizenz für die gesamte Firma eher lohnen würde.
Die Lösung von Cleanshelf soll das Angebot von LeanIX ergänzen. Erst vergangenen Sommer hatten Investoren LeanIX mit rund 450 Millionen Euro bewertet. „Wir sind auf einem guten Weg, eine Firma mit einer Bewertung von einer Milliarde Euro zu werden“, sagte Christ. Nach der von Goldman Sachs angeführten Series-D-Finanzierungsrunde mit 80 Millionen Dollar im vergangenen Jahr lotet die Firma ihre nächsten Schritte aus.
Ein Börsengang könnte eine Möglichkeit sein. Festlegen will sich Christ nicht. „Wir halten uns alle Optionen offen“, sagte er. Dazu könnte natürlich auch ein Aktiendebüt gehören. „Mit der Investition von Goldman Sachs haben wir einen Partner, der auch in dem Thema sehr erfahren ist“, sagte Christ.
Ob die Firma alternativ eine weitere Finanzierungsrunde anstreben könnte, ließ Christ offen. Es gebe sehr viele Nachfragen von weiteren Investoren, sagte kürzlich Thomas Preuß vom Wagniskapitalgeber Deutsche Telekom Capital Partners, der an LeanIX beteiligt ist. Das Unternehmen entwickle sich „über den Erwartungen“.
Konkrete Umsatzzahlen nennt LeanIX nicht. „Wir sind noch nicht profitabel“, räumte Christ ein. Das Unternehmen bringe es auf einen jährlichen Umsatz im mittleren zweistelligen Millionenbereich. Neben der Zentrale in Bonn hat die Firma Standorte in München, Utrecht (Niederlande), Hyderabad (Indien) und Boston (USA). Über Cleanshelf kommen Standorte in San Francisco, Denver und Ljubljana hinzu. Die Zahl der Mitarbeiter wächst auf 350.
Zu den deutschen Kunden von LeanIX zählen Konzerne wie der Modehändler C&A, Volkswagen und Adidas. Insgesamt weist die Firma mehr als 400 Kunden aus. Rund 40 Prozent des Umsatzes steuerten bereits die USA bei, sagte Christ. Der Fokus auf die Vereinigten Staaten werde durch die Übernahme von Cleanshelf forciert. Vom bisherigen Büro in Boston ließen sich nicht so einfach Kunden in den gesamten USA betreuen. Da kämen die Büros von Cleanshelf in San Francisco und Denver genau richtig.
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