Benachrichtigung aktivieren Dürfen wir Sie in Ihrem Browser über die wichtigsten Nachrichten des Handelsblatts informieren? Sie erhalten 2-5 Meldungen pro Tag.
Fast geschafft Erlauben Sie handelsblatt.com Ihnen Benachrichtigungen zu schicken. Dies können Sie in der Meldung Ihres Browsers bestätigen.
Benachrichtigungen erfolgreich aktiviert Wir halten Sie ab sofort über die wichtigsten Nachrichten des Handelsblatts auf dem Laufenden. Sie erhalten 2-5 Meldungen pro Tag.
Jetzt Aktivieren
Nein, danke

IT-Industrie Wachstum wie bei Start-ups: Die Chipkonzerne übertreffen die hohen Erwartungen noch

Die Halbleiterhersteller legen derzeit glänzende Geschäftszahlen und Prognosen vor. Ein lange totgesagter Anbieter sticht besonders heraus.
29.04.2021 - 09:52 Uhr Kommentieren
Der Konzern aus Kalifornien ist der Wachstumsstar der Chipbranche. Quelle: Reuters
AMD-Chefin Lisa Su

Der Konzern aus Kalifornien ist der Wachstumsstar der Chipbranche.

(Foto: Reuters)

München Es sind Wachstumsraten, die sonst nur Start-ups erreichen: Der Umsatz werde dieses Jahr um die Hälfte zulegen, versprach diese Woche AMD-Chefin Lisa Su. Damit übertraf die Chefin des US-Chipherstellers die hohen Erwartungen der Analysten noch einmal deutlich, die im Schnitt mit 39 Prozent Wachstum kalkuliert hatten.

So wie der Prozessorspezialist aus dem Silicon Valley sind derzeit viele Halbleiterhersteller wesentlich besser unterwegs, als Marktexperten erwartet hatten. „Die Nachfrage ist weiter stark“ und übersteige das Angebot, begründete Rafael Lizardi, Finanzchef von Texas Instruments, in dieser Woche das gute Geschäft der Chipbranche.

Mitten in der Pandemie kämpfen die Konzerne mit einem Problem, das andere Industrien gern hätten: Die Chipfirmen können gar nicht so viel produzieren, wie die Kunden bestellen. Immer mehr Autobauer, aber auch Elektronikhersteller wie Apple bekommen dadurch Produktionsprobleme.

Die Lieferfristen seien länger als normal, die Läger leer, teilte Texas Instruments mit. Der siebtgrößte Chiphersteller der Welt gilt als guter Gradmesser für Zustand und Aussichten der gesamten Branche. Die Amerikaner verfügen über das wohl breiteste Produktportfolio. Sie bedienen mehr als 100.000 Kunden von Autobauern bis zu Waschmaschinenmarken.

Im ersten Quartal kletterte der Umsatz von Texas Instruments im Vergleich zum Vorjahr um 29 Prozent auf 4,3 Milliarden Dollar. Analysten hatten mit lediglich vier Milliarden gerechnet.

Im Vergleich zu AMD allerdings fällt das Plus bescheiden aus. Der Konzern ist der Wachstumsstar der Branche und hat den Umsatz im ersten Quartal auf 3,45 Milliarden Dollar fast verdoppelt. Die Kalifornier profitieren vom gewaltigen Bedarf an PCs und Notebooks, den Heimarbeit und Fernunterricht in der Coronakrise weltweit ausgelöst haben.

Grafik

Den Marktforschern von Gartner zufolge haben die Kunden, Computerhersteller wie Lenovo, Dell und HP, in den ersten drei Monaten des Jahres 32 Prozent mehr Geräte abgesetzt als im Vorjahr. Dazu kommt, dass AMD Weltmarktführer Intel Marktanteile im Geschäft mit Serverchips abnimmt.

Ein halbes Jahrhundert ringen die Rivalen nun miteinander. Lange sah es so aus, als würde AMD den Kampf mit dem Branchenprimus nicht überleben. Das hat sich nun geändert: Im ersten Quartal sanken die Server-Umsätze von Intel um ein Fünftel, während AMD in diesem Geschäftsfeld Rekorderlöse verbuchte.

AMD könnte noch mehr verkaufen, wenn der Konzern die nötigen Kapazitäten hätte. Der Konzern produziert nicht selbst, sondern verlässt sich auf Auftragsfertiger. Sie sind der Flaschenhals der Branche.

Auftragsfertiger TSMC warnt vor jahrelangen Engpässen

Die Lieferengpässe würden sich durch das gesamte Jahr ziehen, warnte jüngst C.C. Wei, Vorstandschef von TSMC. Wahrscheinlich halte der Mangel sogar im kommenden Jahr an. „Ich hoffe, dass wir 2023 mehr Kapazitäten anbieten können.“

TSMC aus Taiwan ist der größte Auftragsfertiger weltweit und produziert für Firmen wie Apple, Qualcomm oder eben AMD. Der Umsatz stieg im ersten Quartal um knapp 17 Prozent auf 12,7 Milliarden Dollar.

„Die Nachfrage übersteigt das Angebot in allen unseren Geschäftsbereichen“, sagte auch der designierte Qualcomm-Chef Cristiano Amon bei der Vorlage der Quartalszahlen am Mittwochabend. Der US-Konzern ist der weltweit führende Anbieter von Handy-Chips und auch Kunde von TSMC.

Qualcomm hat die knappen verfügbaren Ressourcen zuletzt auf teurere Halbleiter umgeschichtet. So schoss der Umsatz im vergangenen Quartal um mehr als die Hälfte auf knapp acht Milliarden Dollar, 300 Millionen mehr, als Analysten vorhergesagt hatten. Vor allem in China läuft es Amon zufolge glänzend, zudem würden sich immer mehr Verbraucher Smartphones mit dem neuen Mobilfunkstandard 5G zulegen.

Auch die europäischen Chiphersteller berichten über randvolle Auftragsbücher. So verspricht die französisch-italienische ST Microelectronics für dieses Jahr einen Umsatz von rund zwölf Milliarden Dollar. Ein Ziel, das Vorstandschef Jean-Marc Chéry ursprünglich erst für 2023 angepeilt hatte.

Im ersten Quartal seien die Erlöse um 35 Prozent auf gut drei Milliarden Dollar gestiegen, teilte der Konzern am Donnerstag mit. Analysten hatten im Schnitt mit rund 2,9 Milliarden gerechnet.

Der größte Handychip-Anbieter der Welt kommt mit der Produktion nicht hinterher. Quelle: Reuters
Messebesucher bei Qualcomm in Schanghai

Der größte Handychip-Anbieter der Welt kommt mit der Produktion nicht hinterher.

(Foto: Reuters)

Am Dienstag hatte bereits der niederländische Wettbewerber NXP über ein Umsatzplus von 27 Prozent berichtet – und damit das obere Ende der eigenen Prognose erreicht. Vorstandschef Kurt Sievers verspricht ein „robustes Wachstum“ über das gesamte Jahr hinweg.

Das gute Geschäft zieht sich durch die gesamte Lieferkette. So rechnet der Wafer-Hersteller Siltronic inzwischen damit, dass der Umsatz dieses Jahr um mindestens zehn Prozent gegenüber 2020 klettern wird. Noch Anfang März hatten die Münchener ein Plus von maximal neun Prozent in Aussicht gestellt. Wafer sind Siliziumscheiben, aus denen Halbleiter entstehen.

Zudem werde man deutlich profitabler sein als im Vorjahr, verspricht Siltronic. Der Grund: Die Kunden kaufen wesentlich mehr Waferfläche. Im März hatte der Vorstand hier mit einem Plus von acht bis zwölf Prozent kalkuliert, nun sollen es 15 Prozent oder mehr werden.

Nur bei den Aktienkursen geht es momentan bei vielen Chipfirmen nicht nach oben. Das ist allerdings nicht weiter überraschend. Deutschlands größter Chiphersteller Infineon etwa hat seinen Börsenwert binnen Jahresfrist glatt verdoppelt, AMD hat rund zwei Drittel gewonnen. Viele Papiere notieren nahe ihren Höchstständen.

Mehr: Die schmutzige Seite des Chipbooms: Hersteller kämpfen gegen Klimagas und Ressourcenverschwendung

Startseite
Mehr zu: IT-Industrie - Wachstum wie bei Start-ups: Die Chipkonzerne übertreffen die hohen Erwartungen noch
0 Kommentare zu "IT-Industrie: Wachstum wie bei Start-ups: Die Chipkonzerne übertreffen die hohen Erwartungen noch"

Das Kommentieren dieses Artikels wurde deaktiviert.

Zur Startseite
-0%1%2%3%4%5%6%7%8%9%10%11%12%13%14%15%16%17%18%19%20%21%22%23%24%25%26%27%28%29%30%31%32%33%34%35%36%37%38%39%40%41%42%43%44%45%46%47%48%49%50%51%52%53%54%55%56%57%58%59%60%61%62%63%64%65%66%67%68%69%70%71%72%73%74%75%76%77%78%79%80%81%82%83%84%85%86%87%88%89%90%91%92%93%94%95%96%97%98%99%100%