Japanischer Industriekonzern Toshiba-CEO Kurumatani gibt Posten ab – Übernahmeangebot sorgt für Unruhe

Der Toshiba-CEO hatte zuletzt mit Vertrauensproblemen zu kämpfen.
Tokio Im Streit über ein Übernahmeangebot hat der Chef des japanischen Industriekonzerns Toshiba seinen Posten aufgeben. Konzernchef Nobuaki Kurumatani war in die Kritik geraten, nachdem sein früherer Arbeitgeber CVC Capital Partners ein Kaufangebot in Höhe von 20 Milliarden Dollar für Toshiba vorgelegt hatte.
Kurumatani waren deswegen zuletzt Interessenkonflikte vorgeworfen worden. Aktionäre haben das Angebot außerdem als zu niedrig kritisiert.
Der Verwaltungsratsvorsitzende Satoshi Tsunagawa wird vorerst das Amt übernehmen. Auf einer Pressekonferenz dankte er Kurumatani zuerst für die bisherigen Reformen. Dann definierte er seine Mission: „Meine Aufgabe wird es sein, sehr wichtige Entscheidungen bezüglich Übernahmeangeboten von Aktionären und CVCs zu treffen.“ Er werde daran arbeiten, das Vertrauen zu allen Beteiligten wieder aufzubauen und das Management zu erneuern.
Kurumatanis Unterstützung war in den Monaten vor seinem Ausscheiden stark zurückgegangen. So vertrauten einer internen Umfrage Anfang Januar zufolge nur noch weniger als 60 Prozent der Mitarbeiter dem CEO. Ein Jahr zuvor waren es noch mehr als 90 Prozent gewesen, wie Bloomberg berichtet.
Damit spitzt sich bei Toshiba der Machtkampf zwischen Management, den bisherigen Aktionärsaktivisten und nun noch neuen interessierten Investoren weiter zu. Toshibas Hauptaktionär Effissimo Capital Management, der 9,9 Prozent der Aktien hält, hatte es voriges Jahr fast geschafft, die Wiederwahl Kurumatanis zum CEO zu verhindern.
KKR will höheres Angebot vorlegen
Dieses Jahr setzte der singapurische, von Japanern geleitete Investmentfonds sogar einen Untersuchungsausschuss durch, der die damalige Vorstandswahl überprüfen soll. Denn der Führung wird vorgeworfen, unangemessen Druck auf die Aktionäre ausgeübt und einige Stimmen nicht gezählt zu haben.
Vorige Woche wurde dann das Übernahmeangebot vom Investor CVC bekannt, der den Sanierungsfall von der Börse nehmen und dann restrukturieren will. In Japan wurde dies als ein Hilfsangebot an Kurumatani gewertet. Seither überschlagen sich die Ereignisse.
Zum einen bringt der Vorstoß des Fonds das Finanz- und das Wirtschaftsministerium in eine Zwickmühle, die den Deal genehmigen müssten. Denn sie müssen die Vorwürfe der Interessenkonflikte gegen Vorzüge eines Delistings für die Firmensanierung abwägen. Gleichzeitig haben andere Investoren wie der Investmentfonds KKR Interesse angemeldet, mit auf Toshiba zu bieten.
Und die bestehenden Aktionäre versuchen, den möglichen Kaufpreis in die Höhe zu treiben. CVC hatte 5000 Yen pro Aktie geboten, was vorige Woche einem Aufpreis von 30 Prozent entsprach. Aber der Hongkonger Fonds Oasis Management konterte, dass der „faire Wert“ von Toshiba bei über 6200 Yen pro Aktie liege.
In diesen Tumulten wurde Kurumatani mit seiner CVC-Vergangenheit offenbar immer mehr zum Ballast. Die Unterstützung der Aktionäre hatte er schon voriges Jahr verloren. Nur 57 Prozent der Anteilseigner hatten in der Jahreshauptversammlung noch für ihn gestimmt.
Toshiba steht vor großen Problemen
Doch inzwischen rumort es auch in der Belegschaft. Mehr als die Hälfte der leitenden Angestellten von Toshiba drückte in einer vom Nominierungsausschuss des Vorstands durchgeführten Umfrage ebenfalls einen Mangel an Vertrauen in Kurumatanis Führung aus, berichtet die Zeitung „Nikkei“.
Für Toshiba sind die ständigen Querelen ein großes Problem. Denn nachdem 2015 erst ein Bilanzskandal aufgeflogen und 2016 seine US-Kernkraftwerkstochter Westinghouse in Schieflage geraten war, konnte sich Toshiba nur durch die Ausgründung und den Teilverkauf seiner lukrativen Speicherchipsparte retten.
Auch andere Sparten, wie jene für Fernseher und Haushaltsgeräte, wurden versilbert. Der Umsatz des 1875 gegründeten Traditionskonzerns sank dadurch von 40 Milliarden Euro im Jahr 2016 auf voraussichtlich 23 Milliarden Euro im Ende März abgelaufenen Bilanzjahr 2020.
Neues Wachstum soll nun eine Konzentration auf neue, superschnelle Quantencomputer, Wasserstoffgewinnung und große Brennstoffzellen für dezentrale Kraftwerke sowie künftig die Entwicklung von Dienstleistungen um sein Infrastruktur- und Kraftwerksgeschäft bringen. Ob diese Pläne allerdings den Machtkampf überstehen, ist noch nicht absehbar.
Mit Agenturmaterial.
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