Jedi-Großprojekt Pentagon streicht an Microsoft vergebenen Cloud-Milliardenauftrag

Der ursprüngliche Vertrag hatte ein Volumen von rund 10 Milliarden US-Dollar.
Washington Nach der umstrittenen Vergabe eines milliardenschweren Cloud-Computing-Auftrags an Microsoft will das US-Verteidigungsministerium den Vertrag nun auflösen. Der seit langem verzögerte Auftrag mit der Bezeichnung Joint Enterprise Defense Infrastructure Cloud (Jedi) erfülle wegen „sich verändernder Anforderungen“ nicht mehr den Bedarf des Militärs, erklärte das Ministerium am Dienstag.
Die Schritte zur Vertragsauflösung seien eingeleitet worden, hieß es weiter. Die Microsoft-Aktie gab an der US-Technologiebörse Nasdaq nach Bekanntwerden der Stornierung zunächst um 0,6 Prozent nach, schloss dann aber unverändert. Die Amazon-Aktie legte hingegen um 4,7 Prozent zu.
Microsoft hatte den Zuschlag für das Geschäft Ende 2019 bekommen, obwohl lange Zeit die Sparte Amazon Web Services (AWS) des weltgrößten Online-Händlers als Favorit gegolten hatte. Amazon klagte daraufhin, weil es angesichts der eher feindseligen Haltung des damaligen Präsidenten Donald Trump gegenüber dem Unternehmen und dem damaligen Konzernchef Jeff Bezos politische Einflussnahme vermutete. Bezos ist Besitzer der renommierten Zeitung „The Washington Post“, die Trump oft kritisierte.
Am Dienstag erklärte das Ministerium, man werde für weitere Cloud-Dienste nun neu ausschreiben und Angebote von Microsoft und AWS einholen. Die beiden Anbieter seien die einzigen, die den Anforderungen des Pentagons gerecht werden könnten. Etwa im April 2022 solle dann eine Entscheidung fallen.
Beim Jedi-Projekt geht es um Lagerung und Aufbereitung riesiger Mengen an vertraulichen Daten. Letztlich soll das Projekt dem US-Militär eine verbesserte Kommunikation mit Soldaten auf dem Schlachtfeld und die Nutzung von künstlicher Intelligenz für eine beschleunigte Vorbereitung von Kampfhandlungen ermöglichen.
Der ursprüngliche Vertrag hatte ein Volumen von rund zehn Milliarden US-Dollar (derzeit 8,4 Milliarden Euro) für einen Zeitraum von zehn Jahren. Neben der finanziellen Komponente galt der Auftrag auch als ein Prestigeprojekt, das dem ausführenden Unternehmen weitere Regierungsaufträge hätte erleichtern können.
Im Mai hatte das Pentagon schon angedeutet, dass es den Vertrag mit Microsoft auflösen könnte. Man fühle sich gezwungen, nochmals über die Optionen nachzudenken, hieß es damals. Der Hintergrund: Im April hatte ein Bundesgericht einen Antrag des Verteidigungsministeriums abgelehnt, Schlüsselaspekte der Amazon-Klage abzuweisen.
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