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Kartellklage Der Epic-Prozess bringt für Apple unangenehme Details hervor

Eine Marge von 78 Prozent und ein App-Store, auf den angeblich keiner aufpasst: Der Fortnite-Entwickler Epic Games macht Apple vor Gericht harte Vorwürfe. 
04.05.2021 - 00:49 Uhr Kommentieren
Der Prozess zwischen Apple und Epic Games könnte sich noch eine Weile in die Länge ziehen. Quelle: AP
Epic Games CEO Tim Sweeney beim Prozessauftakt

Der Prozess zwischen Apple und Epic Games könnte sich noch eine Weile in die Länge ziehen.

(Foto: AP)

Oakland Das wertvollste Unternehmen der Welt steht vor Gericht – der Prozess zwischen Apple und dem Spieleentwickler Epic Games im kalifornischen Oakland könnte nicht nur Apples Kontrolle über sein eigenes Betriebssystem auf iPhones und iPads erschüttern, sondern die der großen Tech-Konzerne über ihre Märkte überhaupt.

Epic Games, Entwickler von „Fortnite“, will einen eigenen App-Store auf dem iPhone betreiben und Apple keine Abgabe für Einnahmen aus dem Verkauf digitaler Artikel zahlen. Apple will dagegen, dass Anwendungen weiterhin nur über den App-Store des Konzerns geladen werden können, wo Entwickler bis zu 30 Prozent ihres Umsatzes dafür abgeben – das sei unter anderem notwendig, um die Nutzer vor Betrug und Software-Fehlern zu schützen.

Epic warf Apple in seiner Klage unfairen Wettbewerb vor – Apple habe ein Monopol auf den App-Vertrieb auf dem iPhone und könne nur deswegen eine so hohe Gebühr nehmen. Apple kontert, dass man das iPhone nicht als eigenständigen Markt betrachten könne, sondern das Spielegeschäft auf verschiedenen Plattformen betrachten müsse.

Apple argumentiert dabei ähnlich wie in seinem Kartellverfahren in der EU: Der Konzern argumentiert, dass er Entwicklern mit dem App-Store Zugang zu Millionen von Nutzern bietet und sie mit Werkzeugen für die Programmierung und einem sicheren Bezahlsystem unterstützt. Das habe Unternehmen wie Spotify, das das EU-Wettbewerbsverfahren ins Rollen gebracht hat, beim Wachstum unterstützt.

Den auf rund drei Wochen angesetzten Prozess leitete das Eröffnungsplädoyer der Epic-Anwältin Katherine Forrest ein. Apple habe ein geschlossenes System rund um das iPhone aufgebaut, um Nutzer vom Wechsel auf Android-Telefone abzuhalten. Apple-Anwältin Karen Dunn konterte, Epic verlange, dass der iPhone-Konzern unsichere und ungeprüfte Apps auf die Plattform lasse.

Das sei schon heute so, argumentieren Epics Anwälte. Apple presse den Entwicklern Gebühren ab, ohne dafür ausreichende Gegenleistungen zu bieten. Sie zitieren Aussagen von Apple-Mitarbeitern, die die Überprüfung von Apps in internen Nachrichten als „Plastikmesser in einer Schießerei“ bezeichneten.

App-Store als künftiger Treiber des Umsatzwachstums

Selbst Apples langjähriger Marketing-Chef Phil Schiller habe sich 2012 über eine billige Kopie eines beliebten Smartphone-Spiels, mit der Nutzer abgezockt werden sollten, beschwert: „Überprüft niemand diese Apps? Passt niemand auf den Laden auf? Das ist Wahnsinn!!!!!!!“, schrieb Schiller in einer im Prozess zitierten E-Mail.

Schiller, der im August das Marketingressort aufgab, habe 2011 auch eine Senkung der App-Store-Gebühren auf 20 oder 25 Prozent ins Spiel gebracht, wenn Apple eine Milliarde Dollar Gewinn damit mache. Seit Apple aber sein Servicegeschäft, zu dem auch der App-Store zählt, als künftigen Treiber des Umsatzwachstums ausgemacht hat, gibt sich der Konzern damit nicht mehr zufrieden.

So zitiert Epic in seinen Argumenten den Experten Ned Barnes, der Apples Marge mit dem App-Store für das Jahr 2019 auf 78 Prozent schätzt – selbst für den gewinnverwöhnten Konzern aus Cupertino ist das ein Traumwert.

Barnes sagt, die zugrunde liegenden Zahlen stammten aus einer Vorlage, die Apples Finanzressort für CEO Tim Cook vorbereitet habe. Apple bezeichnet die Berechnung dagegen als „einfach falsch“. Seine Anwälte hatten sogar versucht, die Öffentlichkeit ausschließen zu lassen, wenn im Prozess Barnes' Zahlen diskutiert werden, weil die „nicht öffentlichen, nicht geprüften Zahlen“ Investoren verwirren könnten.

Epic-Anwältin Forrest verglich Apple deswegen mit einem Autobauer, der jedes Mal 30 Prozent vom Preis beim Auftanken haben wolle. Apple-Anwältin Dunn erwiderte ihrerseits mit einem bildhaften Vergleich: Bei der Frage nach der Markt-Eingrenzung verhalte sich Epic wie ein Weinproduzent, der eine Wettbewerbsklage anstrenge, aber dabei den Weinhandel ausklammere.

Dunn verwies unter anderem darauf, dass „Fortnite“-Spieler digitale Inhalte oder die Spiel-Währung „V-Bucks“ auch auf beliebigen anderen Plattformen kaufen und auf dem iPhone nutzen könnten – ohne dass dabei etwas für Apple abfiele. Zugleich habe „Fortnite“ Epic allein auf dem iPhone mehr als 750 Millionen Dollar eingebracht – obwohl es nicht die wichtigste Plattform für das Spiel sei.

Ob Apples iOS-Betriebssystem der relevante Markt ist oder alle Geräte, auf denen Fortnite gespielt werden kann, wird die entscheidende Frage in dem Prozess sein. Über Ersteres hat Apple ohne Zweifel ein Monopol, über Letztere nicht.

Wessen Argumentation Richterin Yvonne Gonzalez Rogers in dieser Frage folgt, könnte ein entscheidender Faktor für den Ausgang des Verfahrens werden. So oder so ist aber unwahrscheinlich, dass der Streit in drei Wochen vorbei ist – es gilt als sicher, dass die unterlegene Partei in Berufung gehen wird.

Mehr: Die Apple-Philosophie steht beim Prozess gegen Epic vor Gericht.

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