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Kartendienst 15 Jahre Google Maps: Wie ein Konzern die Welt virtualisiert

Seit mehreren Jahren baut Google mit Maps ein digitales Abbild der Welt. Menschen gibt der Kartendienst Orientierung. Unternehmen treibt Google damit in die Abhängigkeit.
08.02.2020 - 12:54 Uhr Kommentieren
Google Maps ist eine von wenigen digitalen Anwendungen, die auch nach 15 Jahren nicht wegzudenken ist und noch immer weiter entwickelt wird. Quelle: AFP
Kartendienst

Google Maps ist eine von wenigen digitalen Anwendungen, die auch nach 15 Jahren nicht wegzudenken ist und noch immer weiter entwickelt wird.

(Foto: AFP)

New York, Düsseldorf Wie immer weiß Google, wenn Oguz Yilmaz in einem Restaurant war und fragt ihn, wie es ihm gefallen hat. Yilmaz vergibt dieses Mal fünf Sterne: „Als Veganer einfach gut, komplett freie Auswahl zu haben“, schreibt er. Der Kölner hat dem Konzern die Standortdaten seines Smartphones freigegeben und sich auch als „Local Guide“ registriert. Er will aktiv mithelfen, Google Maps noch besser zu machen – als einer von 120 Millionen Freiwilligen weltweit.

Früher wurde die Welt in Höhenmetern und Vegetationszonen kartiert. Heute geht es um viel mehr: Google hat mit seinem Kartendienst Maps vor 15 Jahren begonnen, ein digitales Abbild der Welt zu bauen – mit Satellitenbildern, öffentlichen Daten, Fotos von Straßen, Bewegungsdaten und Eingaben wie denen von Yilmaz.

Nun steht der Schritt in eine neue Dimension bevor: Google-Chef Sundar Pichai sieht eine Zukunft, in der sein Kartendienst die Welt mit der Virtualität verknüpft: Er sieht vegetarische Menüs im Sichtfeld von Menschen aufploppen, wenn sie an Restaurants vorbeilaufen, sagte er in einem Interview zum Geburtstag des Kartendienstes.

Auf den Daten lassen sich Geschäftsmodelle aufbauen und Technologien entwickeln. Auf jährlich bis zu 1,8 Milliarden Dollar schätzt das Beratungsunternehmen McKinsey das Marktvolumen für hochauflösende Karten bis 2030. Der Umsatz mit damit verbundenen Service-Dienstleistungen werde im gleichen Zeitraum 1,5 Milliarden Dollar erreichen. Ein enorm wichtiger Markt, den Google beherrscht und ganz vereinnahmen könnte.

Google weiß heute so gut wie alles über fast jeden Ort der Welt. Wer in Köln-Kalk per Smartphone ein veganes Restaurant sucht, erfährt nun, wie er zu Trash Chic kommt und dass es dort „am Abend etwas dauern kann“, wie Yilmaz berichtet. Das Lokal hat 4,6 von 5 Sternen im Schnitt der bald 700 Bewertungen. Um 20 Uhr ist es am stärksten besucht. In der Regel verbringen Menschen dort 1 bis 2,5 Stunden.

Google verknüpft solche Informationen über Orte mit den Daten der Nutzer. Analysten schätzen, dass mehr als eine Milliarde Menschen mindestens einmal im Monat auf Maps zugreifen. Die Kombination aus persönlichen und allgemeinen Daten ist die Grundlage der meisten Geschäftsmodelle und Lösungen im 21. Jahrhundert.

Das Smartphone ändert alles

Google Maps ist eine von wenigen digitalen Anwendungen, die auch nach 15 Jahren nicht wegzudenken ist und noch immer weiter entwickelt wird. Angefangen hatte alles mit drei Unternehmen, die Google sich zusammenkaufte: ein Satellitenbilderdienst, eine Firma, die digitale Karten und Routenanweisungen entwickelt hat und ein Start-up, das Verkehrsdaten erfasst. Google fasste die Fähigkeiten der drei Unternehmen in einer Anwendung zusammen und kreierte daraus 2005 Google Maps – damals noch für den Desktop-PC.

In den ersten Tagen beschäftigten sich die Entwickler mit der Frage, wo sie den Drucken-Button platzieren sollen, damit Nutzer die Wegbeschreibung mitnehmen konnten. Als der Kartendienst am 28. November 2007 erstmals als App auf ein Smartphone kam, war der Drucker-Button bald vergessen.

Für die Nutzer wurden ihre Smartphones ab diesem Zeitpunkt zum Navigationsgerät. Atlanten und mobile Navis von TomTom und Garmin brauchte keiner mehr. Die größere Revolution erlebte allerdings zunächst nur Google: Die Geodaten ließen sich mit den Bewegungsdaten der GPS-Sensoren in den Smartphones verknüpfen.

Google Maps trägt wesentlich zur Bewertung bei

Kürzlich wurde Google an der Börse mit einer Billion US-Dollar bewertet. Es gehört zu den wertvollsten Unternehmen der Welt. Und der Anteil von Google Maps daran ist nicht zu unterschätzen: Ohne die Geodaten wären die Ergebnisse der zentralen Suchmaschine niemals so gut.

Was die Menschen bei Google eingeben, ist zwar ein Geheimnis des Konzerns. Doch es wird davon ausgegangen, dass 46 Prozent der Suchanfragen einen lokalen Bezug haben. Wenn die Nutzer Kneipen, Supermärkte oder Badeseen suchen, suchen sie diese in ihrer Nähe. Sinnvolle Ergebnisse kann ihnen die Suchmaschine nur liefern, wenn sie ihre Standortdaten mit Suchergebnissen verknüpft.

Entsprechend groß feiert Google den Maps-Geburtstag. Journalisten hat der Konzern nach New York eingeladen, um alte und neue Funktionen des Kartendienstes auf einer digitalen Weltreise zu erleben. Am Stand von New Orleans zeigt ein Jazz-Fan, wie man die besten Musiklokale findet und mit seinen Freunden teilt. In Tokio lernen sie von Google Maps, wie sie die Hoteladresse auf Japanisch aussprechen.

Während Google Maps Privatnutzern das Leben leichter macht, geraten Unternehmen immer mehr in die Abhängigkeit. Wer auf Google Maps nicht zu finden ist, ist für viele Menschen gar nicht da.

Laut Google nutzen wöchentlich mehr als fünf Millionen aktive Webseiten und Apps die Produkte von Google Maps. Firmen binden etwa Google-Karten in ihre Webseiten ein, damit Besucher sie finden.

Jeden Monat verknüpfe Google Maps mehr als neun Milliarden Mal Nutzer mit Unternehmen: Drei Milliarden Nutzer ließen sich zu Unternehmen navigieren, eine Milliarde wähle aus Maps die Nummer eines Unternehmens, um dort anzurufen. Und die Abhängigkeit geht weit über Auffindbarkeit und Bewertungen hinaus.

In einer Studie des IT-Beratungsunternehmens Strategy Analytics schreiben die Autoren, dass Ortungsdienste wie Google Maps ein Kernelement sind, um neuartige Mobilitätsangebote wie das Carsharing anbieten zu können. Der US-Fahrdienst Lyft beispielsweise nutzt Karten von Google.

Bei der Google-Maps-Geburtstagsweltreise in New York erklärt eine junge Dame neben einem gemalten Yellow-Cab, wie die App den Verkehr auch für den kommenden Tag voraussagen kann und dass sie demnächst die U-Bahn-Passagiere auch darüber informiert, wie warm oder kalt es in den Wagons ist, ob es Sicherheitspersonal an Bord gibt, einen Zugang für Rollstühle oder wie in Japan einen extra Wagen für Frauen. Viele dieser Informationen holt sich Google von den Nutzern, die zum Beispiel Google Maps mitteilen, ob sie Security an Bord sehen oder wie sie die Temperatur empfinden.

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