KI für die Lieferkette Dieses Impact-Start-up geht mit Technologie gegen Lebensmittelverschwendung vor

Gründer Alexander Piutti will mit der Technologie von SPRK Lebensmittelüberschüsse verhindern.
Düsseldorf Egal wann man durch die Supermärkte läuft: Sowohl Grillfleisch für ein Barbecue als auch Kartoffeln für einen Eintopf sind immer massenhaft vorhanden. Doch nicht immer wird alles gleich häufig gekauft. Wenn es regnet, geht weniger Grillfleisch über die Ladentheke, wenn es neue Ernährungstrends gibt, kann der Kartoffel-Absatz zurückgehen.
Weniger produziert wird deshalb nicht sofort. Was überbleibt, landet dann im Müll. „Doch das Problem beginnt nicht mit der Entsorgung der überschüssigen Lebensmittel“, sagt Alexander Piutti, Gründer und Chef des Berliner Start-ups SPRK.global, „sondern das eigentliche Problem ist die massive Überproduktion entlang der Lieferkette.“
Genau dagegen hat Piutti ein Geschäftsmodell aufgebaut: eine Technologie, die mit Künstlicher Intelligenz erfasst, wann und wo entlang der Lieferkette der Lebensmittelindustrie zu viel produziert wird und wohin das überschüssige Gemüse, Obst und andere Lebensmittel umverteilt werden können.
Das Ziel des Start-ups ist demnach, Verschwendung von Lebensmitteln zu minimieren, sowie eine bessere Ressourcenverteilung zu ermöglichen. Tatsächlich ist Lebensmittelverschwendung ein anhaltendes Problem. Ein kürzlich veröffentlichter Report des WWF zeigt: 40 Prozent der jährlich produzierten Lebensmittel weltweit werden weggeworfen, weil sie überschüssig produziert sind.
Der Green Start-up Monitor 2021 vom Verband Deutscher Start-ups zeigt indes, dass der Anteil von Start-ups mit klima- oder umweltfreundlichem Geschäftsmodell um 30 Prozent gestiegen ist. Von mehr als 1700 analysierten Start-ups waren 509 „grüne“ Unternehmen und sowohl in der IT, als auch im Bereich der Ernährungs- und Nahrungsmittelindustrie am häufigsten vertreten. „Damit treiben sie mit ihren Lösungen einen nachhaltigen Strukturwandel in diesen für die sozialökologische Transformation so wichtigen Sektoren voran“, schreiben die Initiatoren dazu.

Aus den überschüssigen Früchten, die über SPRK von Lieferanten zur Industrie kommen, lässt das Start-up auch eigene Waren produzieren.
So auch SPRK. Das Unternehmen arbeitet dafür mit Lebensmitteleinzelhändlern, Logistikern, Südfrüchte-Importeuren und Agrarproduzenten zusammen. Auf der Abnehmerseite kooperiert es mit Krankenhäusern, dem SOS-Kinderdorf, großen Caterern wie etwa Eurest, und der verarbeitenden Industrie. „Wir tragen alle Daten, die wir bekommen, in unsere Plattform ein, wodurch unser Algorithmus trainiert wird und die Künstliche Intelligenz immer mehr Muster erkennt“, erklärt Piutti die Technologie. „So können wir Überschüsse vorhersagen und auch Lebensmittel besser verteilen.“
Impact-Investoren beteiligten sich mit siebenstelliger Summe
Das 2020 gegründete Unternehmen mit rund 27 Mitarbeitern hat dafür außerdem eine für sich wichtige Partnerschaft geschlossen: SPRK kooperiert mit der Lufthansa Industry Solutions (LHIND), einer Tochterfirma der Lufthansa, um Produzenten und Abnehmer effizient zu verbinden.
Das IT-Unternehmen soll für SPRK die Systeme von Produzenten und Abnehmern korrespondieren lassen. Wenn etwa ein Großhändler seine Bananen nicht mehr verkaufen kann, verbucht er sie im System und trägt ein, wie sie aussehen, wo sie herkommen oder wie alt sie sind. Gleichzeitig sucht etwa ein Abnehmer, wie ein Krankenhaus, Bananen für die Krankenhausküche und trägt dies in sein System ein. „Das System kann potenzielle Kunden auf der Grundlage von Produkten empfehlen oder umgekehrt“, erklärt Susan Wegner, Vizepräsidentin Künstliche Intelligenz & Datenanalyse der LHIND.
In einer Seed-Finanzierung vor knapp einem Jahr konnte SPRK einen siebenstelligen Betrag einsammeln. Hauptsächlich kam die Beteiligung von Impact-Investoren, wie Gründer Piutti verrät. Unter ihnen waren etwa die Toniebox-Gründer Marcus Stahl und Patric Fassbender, das Haas Family Office in Österreich, Fußballspieler Mario Götze und Filmproduzent Fahri Yardim.
„Umsatz kommt durch den Verkauf und das Vermitteln der überschüssigen Lebensmittel“, sagt Piutti. Der größte Anteil der Kunden seien feste Abnehmer, die wöchentlich Ware von SPRK kaufen. Außerdem müssten alle Nutzer der SPRK Plattform auch Lizenzgebühren zahlen.
Ähnlich wie SPRK arbeitet etwa auch die Firma Too Good To Go, über deren App überschüssige Ware bei Geschäften und Restaurants abgeholt werden kann. Auch Too Good To Go ist Partner von SPRK. Auch das Start-up Choco bietet etwa eine App für Lebensmittelbestellungen für Großküchen. Seit diesem Jahr ist es immerhin mit 600 Millionen Dollar bewertet.
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