Immer noch wird in Deutschland weitaus breiter und tiefer über Wirtschafts- und Innovationstrends aus den USA berichtet als aus Asien. Zu Unrecht, finden wir. In unserer wöchentlichen Kolumne Asia Techonomics wollen wir Ihnen deshalb die spannendsten Innovations- und Wirtschaftstrends aus der dynamischsten Region der Welt nahebringen.
Im vergangenen Jahr hat die gesamte Region Asien dem Internationalen Währungsfonds (IWF) zufolge 1,6 Prozent ihrer Wirtschaftsleistung verloren – weitaus weniger als die USA oder Europa. Im laufenden Jahr wird dieser Rückgang mit einem erwarteten Wachstum von 7,3 Prozent weit mehr als kompensiert. Damit festigt Asien seine wirtschaftliche Bedeutung für die Welt.
Während Europa in die dritte Covid-Welle rutscht, sind die Infektions- und Todeszahlen seit Ausbruch der Pandemie in Asien weitaus besser. Nicht zuletzt die Coronakrise hat gezeigt, dass sich der genauere Blick nach Asien lohnt, um für das eigene Land zu lernen.
Wir sehen, dass unsere Leser sich für genau diese Themen interessieren. Deshalb wollen wir mit Asia Techonomics von nun an jede Woche einen Blick werfen auf neue Technologieideen aus Japan oder China, Milliardenkonzerne, die in Südkorea oder Indonesien den Börsenmarkt aufmischen, Tech-Investitionen in den indischen Markt, Tests vom Kuschelroboter bis zum Laborfleisch-Restaurant. Viel Spaß wünscht Nicole Bastian!
Kolumne Asia Techonomics Warum Shenzhen mehr 5G-Stationen als ganz Europa hat

In der wöchentlichen Kolumne schreiben wir im Wechsel über Innovations- und Wirtschaftstrends in Asien.
Düsseldorf In der südchinesischen 13-Millionen-Einwohnermetropole Shenzhen hat die Stadtregierung zusammen mit den staatlichen Netzbetreibern das größte 5G-Netz der Welt errichten lassen. In unmittelbarer Nähe zu den Firmenzentralen von Techkonzernen wie Tencent und Huawei funken mehr als 46.000 Basisstationen im 5G-Netz.
Die Zahl ist beeindruckend. Denn nach Angaben der Stadtregierung wurde in Shenzhen von Anfang an ein vollwertiger 5G-Mobilfunk eingeführt. Das bedeutet Datenübertragung nahezu in Echtzeit und eine bis zu 100-mal höhere Geschwindigkeit als bei der Vorgängergeneration 4G. Beim Echtzeitmobilfunk 5G ist China weit vorgeprescht.
Die Relevanz wird deutlich, wenn man sie in ein Verhältnis zu Europa oder Deutschland setzt. In der Bundesrepublik werben die Netzbetreiber Deutsche Telekom, Vodafone und Telefónica auch damit, dass sie 5G-Netze aufgebaut haben. Damit decken sie nach eigenen Angaben Millionen Menschen in Deutschland ab. Das Problem ist, dass sie eben nicht auf vollwertigen 5G-Mobilfunk gesetzt haben.
Stattdessen haben sie meist mit kostengünstigen Softwareupdates ihre bestehenden 4G-Netze fit für 5G gemacht. Im Ergebnis bekommen Endkunden zwar 5G auf ihren Smartphones angezeigt, faktisch gibt es jedoch kaum einen Unterschied bei der Geschwindigkeit. Kein Wunder, dass sich hier viele Kunden in die Irre geführt fühlen.
Beim Blick auf die vollwertigen 5G-Stationen schneidet Deutschland nicht gut ab. Zum Jahreswechsel setzte die Telekom nur an 400 Stationen die für volle 5G-Leistungen wichtigen Frequenzen im Bereich 3,6 GHz ein. Bei Vodafone waren es 300 und bei Telefónica 150. Gemeinsam kamen alle Netzbetreiber also nur auf 850 vollwertige 5G-Standorte. 850 in einem ganzen Land verglichen mit mehr als 46.000 in Shenzhen allein.

Die chinesische Metropole liegt beim Mobilfunkstandard 5G weit vorne.
Dieser Vergleich fasst gut den Unterschied in der Entschlossenheit von China im Vergleich zu Europa zusammen. Die Bundesrepublik hatte schon 2016 als Ziel ausgegeben, Deutschland müsse „Leitmarkt für 5G“ werden. Die Netzbetreiber hatten sich mit vollmundigen Ankündigungen übertroffen. Letztlich setzen Staat und Unternehmen in Deutschland aber auf Minimallösungen.
Dabei steht Deutschland noch gut da. Laut Angaben der EU-Kommission haben weniger als die Hälfte der EU-Staaten 5G-Pläne vorgelegt. In einigen Ländern hat der Netzausbau noch nicht einmal begonnen.
In China wird der 5G-Ausbau von den staatlichen Netzbetreibern gestemmt. Die Zentralregierung in Peking sowie die Landesregierungen flankieren den Ausbau mit üppigen Förderprogrammen. Natürlich sollte der Weg für Deutschland nicht sein, die Netzbetreiber zu verstaatlichen. Sich von der Entschlossenheit beim Netzausbau etwas abzuschauen wäre aber angebracht.
Nicht jede Milchkanne in Deutschland braucht 5G. Die Industrie und viele Betriebe brauchen es schon. Sie müssen dringend versorgt werden. Doch auch davon ist die Bundesrepublik weit entfernt.
Die Telekom investiert zwar wieder mehr Geld in ihr Netz als noch vor einigen Jahren. Letztlich schaut das Management aber doch stark auf die kurzfristigen Interessen von einigen Anlegern. Auch in diesem Jahr werden wieder 2,8 Milliarden Euro als Dividende ausgeschüttet. Das Geld wäre besser in ein gutes Netz investiert worden.
5G kann zu einem entscheidenden Wettbewerbsfaktor werden. Es ist ein Mobilfunk, der für die Industrie gemacht ist. Genau hier sollen und müssen Europas Firmen führend sein. Aber anstatt entschieden auf die Technologie zu setzen, zaudern sie. Es hängt nicht nur an den Netzbetreibern, die Highspeed versprechen, aber letztlich nur ein leicht verbessertes 4G liefern.
Es hapert auch bei den Industriekonzernen. Deutschland ist einen sinnvollen Sonderweg gegangen. Wer 5G nutzen will, muss nicht warten, bis die Telekom vor der Haustüre ausbaut. Firmen und Forschungseinrichtungen können für kleines Geld Frequenzen für eigene, lokale Netze beantragen. Doch bis heute haben diese Möglichkeit nur rund 100 Firmen genutzt. Das ist verdammt wenig. Viele schauen lieber darauf, ihr Geschäft zu bewahren und möglichst wenig Geld auszugeben. Damit verpassen sie aber die Zukunft.
Der Mobilfunk wird zum entscheidenden Wettbewerbsfaktor. Nur mit mutigen Entscheidungen von Unternehmen kann Deutschland diese Chance auch nutzen. Doch anstatt 5G entschieden voranzutreiben, zaudern die Firmen. So verspielen Europas Firmen leichtfertig ihre Spitzenposition im globalen Wettbewerb.
In der Kolumne Asia Techonomics schreiben Nicole Bastian, Dana Heide, Martin Kölling, Mathias Peer und Stephan Scheuer im Wechsel über Innovations- und Wirtschaftstrends in der dynamischsten Region der Welt.
Mehr: Schweinezucht und Bergwerke: Wie Huawei sich nach den US-Sanktionen retten will
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China gibt nicht jedes Jahr hohe Summen für den Import von Flüchtlingen aus, sondern sorgt sich um seine Zukunft. Ein Bruchteil des Geldes, das Deutschland für Flüchtlinge ausgibt, würde genügen, die Flüchtlinge in heimatnahen Regionen (Türkei) zu versorgen, in Flüchtlingslägern mit sogar Schulbildung für die Kinder, so dass ein Anreiz besteht, in die Herkunftsländer zurückzukehren. Wenn das eine Frau Dr. Wagenknecht, Die Linke, schon sagt, Merkel aber das Gegenteil tut, kann man nur Gute Nacht Deutschland sagen. Der Großteil der Linken jedoch würde, entgegen Dr. Wagenknecht, am liebsten alle Armen dieser Erdenwelt in Deutschland aufnehmen. Wir geben in Deutschland Geld viel zu ineffektiv aus, so dass nur wenig in die Zukunft investiert werden kann. Geld-Mittel müssen dringend umgeschichtet werden, nach dem Pareto-Prinzip, 80/20. So könnte man humanistisch (Flüchtlinge) handeln als auch die Moderne nicht versäumen. Effektive Mittel-Verwendung kann nur das Ziel sein.
wer einmal in Shenzhen war, ist total beeindruckt, was die chinesische Regierung in dieser
Stadt aufgebaut hat. Dagegen ist Deutschland ein Kümmerling; im Endeffekt hat Frau Dr.
Merkel die Entwicklung in Deutschland verschlafen , aber wahrscheinlich fehlt ihr der Weitblick, um zu erkennen, welche Entwicklungen man als Ziele vorantreiben muss.
Die Telefonanbieter wurden nur abgezockt vom Staat und anschließend wurden die Kunden zur Kasse gebeten. Eine flächendeckende Abdeckung des Netzes ist in Deutschland nicht vorhanden, ist nicht wichtig.
Worin besteht der Unterschied zwischen einer öffentlichen Straße und dem Internet?
Wenn die Straße kaputt ist und die Nutzung durch die Bevölkerung beeinträchtigt ist, dann wird diese auf Kosten des Staats/Landes/Kommune repariert.
Wenn aber das Internet kaputt oder veraltet ist und deshalb die Nutzung beeinträchtigt, dann versuchen sich die Politiker aus der Verantwortung zu ziehen und das Problem/Kosten weiterzureichen.
In Deutschland haben die meisten wohl noch nicht begriffen, dass das Internet die Infrastruktur des 21. Jahrhunderts darstellt. So wie einst Straßen Menschen miteinander verbunden haben ist es heutzutage das Internet.