Kritische Infrastruktur schützen Im Fadenkreuz der Hacker

Forscher suchen nach Wegen, um kritische Infrastruktur wie Kraftwerke, Krankenhäuser oder Flughäfen vor Cyberattacken zu schützen.
Darmstadt/Langen Die Cyberattacke startete mitten im Winter. Die Hacker griffen mehrere Energieversorger in der Ukraine an. Mit Hilfe einer Schadsoftware legten sie 30 Umspannwerke und Schaltanlagen lahm. Zudem behinderten sie das Notrufsystem. Für fast 230 000 Menschen fiel im Dezember 2015 der Strom aus, viele saßen im Dunklen.
Das deutsche Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) und andere IT-Spezialisten vermuten russische Hacker hinter dem Angriff. Bis ins Detail aufgeklärt ist der Vorfall auch zwei Jahre später immer noch nicht.
Der Cyberangriff gilt in seinem Ausmaß als beispiellos. Die Angreifer führten nicht nur den Ukrainern, sondern der gesamten Welt vor Augen, wie verwundbar vernetzte Systeme sein können.
Besonders gefährdet sind Energiekonzerne, Wasserwerke, Krankenhäuser, Banken und Flughäfen. Auch Kontrollzentren im Schienenverkehr und die Telekommunikation stehen im Fokus. Fachleute sprechen von kritischen Infrastrukturen. Durch den Schaden, den eine massive Attacke dort hätte, können sie politische Gegner ebenso anlocken wie Terroristen und andere Kriminelle, die mit Erpressung Geld machen wollen.
Wie schützen sich Unternehmen, etwa die Deutsche Bahn und die Deutsche Flugsicherung, vor Attacken gegen ihre Rechnernetze? Und falls es tatsächlich zum Alptraum-Szenario kommen sollte, welche Notfallmaßnahmen entwickeln Forscher für diesen Fall?
Aus Sicht vieler Unternehmen bedeutet die digitale Vernetzung Chance und Risiko zugleich. Einerseits bringt sie wirtschaftliche Vorteile. Aber diese Effizienz geht oft zu Lasten der Sicherheit.
„Jedem muss bewusst sein: Wenn ich digitalisiere, öffne ich ein Einfalltor für Angreifer“, erklärt Stefan Katzenbeisser vom Computer Science Department der Technischen Universität (TU) Darmstadt. Das ist im Großen nicht viel anders als im Kleinen daheim.
„Wenn Sie heute einen Rechner kaufen und nichts für die Sicherheit tun – also zum Beispiel keine Firewall installieren und ihn nur direkt an das Internet anschließen – können Sie sicher sein, dass er innerhalb von fünf Minuten gehackt wird“, sagt Katzenbeisser. Denn es gebe eine Art Grundrauschen automatisierter Angriffe, einen flächendeckenden Beschuss der Rechner mit Virenprogrammen und Phishing-Mails.
Darmstadt gilt deutschlandweit als eine Hochburg für IT-Sicherheit. Manch einer nennt die südhessische Stadt in Anlehnung an das kalifornische Silicon Valley sogar „Security Valley“. Tatsächlich arbeiten hier Hunderte Experten im Bereich Cybersicherheit.
So auch Matthias Schulz. Der wissenschaftliche Mitarbeiter der TU steht unter einer silbergrauen Plane und schaut auf sein Smartphone. Das behelfsmäßige Zelt ist in der Ecke eines Büroraums aufgespannt. Was aussieht wie eine selbstgebaute Kinderhöhle ist eine Konstruktion, die der Forschung dient. Ähnlich wie bei Strom in einem Faradayschen Käfig ist man darin gegen Funksignale abgeschottet.
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