Lee Jae Yong Samsung-Erbe wird nach 18 Monaten Haft vorzeitig entlassen

Der De-facto-Chef des südkoreanischen Elektronikkonzerns Samsung soll am kommenden Freitag unter Bewährungsauflagen aus der Haft entlassen werden.
Tokio Samsung-Erbe Lee Jae Yong kommt nach mehrmonatiger Haft vorzeitig wieder frei. Am Freitag darf der Patriarch des weltgrößten Smartphone- und Speicherchipherstellers, der nach einem Korruptionsskandal zu zweieinhalb Jahren Haft verurteilt worden war, das Gefängnis vorzeitig auf Bewährung verlassen. Dies gab am Montag Südkoreas Justizministerium bekannt.
Lees Haft endet damit um ein ganzes Jahr früher. Er hatte von 2017 bis 2018 zunächst elf Monate abgesessen und war nach einem Gang durch die Instanzen seit Januar wieder im Gefängnis.
Ein Gericht hatte damals bestätigt, dass der 53-Jährige die frühere Präsidentin Park Geun Hye und eine enge Vertraute bestochen hatte, um sich die Zustimmung der Regierung und des nationalen Pensionsfonds zu einer geplanten Fusion von zwei Firmen des Samsung-Imperiums zu sichern.
Die Fusion bescherte Lee mehr Einfluss, nachdem er die Macht von seinem inzwischen verstorbenen Vater übernommen hatte. Der Junior konnte sich über Schachtelbeteiligungen an Samsung-Firmen die Macht bei Samsung sichern und gleichzeitig Geld für die immense Erbschaftsteuer einsammeln. Der Skandal allerdings führte zu Massenprotesten gegen Park und schließlich ihrer Amtsenthebung. Zudem wurde die ehemalige Präsidentin zu 20 Jahren Haft verurteilt. Der Zeitpunkt für Lees Freilassung kam trotz der politischen Brisanz des Falls nicht überraschend.
Am 15. August, dem Tag der Befreiung Koreas von der japanischen Annexion, werden traditionell etliche Gefangene entlassen. Dass Lee nicht in den Genuss einer präsidialen Amnestie gekommen ist, sondern nur auf Bewährung freigelassen wird, zeigt allerdings, wie kontrovers Lees Freilassung im Land gesehen wird.
Südkoreas starke Linke und Bürgerrechtsgruppen machen seit Monaten dagegen mobil. Denn der Fall des Samsung-Erben gilt als Symbol des Machtmissbrauchs der Chaebol – wie Südkoreas riesige Familienkonglomerate genannt werden. Sie beherrschen nicht nur die Wirtschaft, sondern auch die Politik.
Lee soll große Entscheidungen treffen
In Meinungsumfragen sprach sich dennoch eine Mehrheit der Befragten für eine Freilassung des Samsung-Erben aus. Dies erleichterte es Präsident Moon Jae In, der 2017 als Kämpfer gegen die Chaebol-Macht angetreten war, jetzt dem Wunsch der Wirtschaft und Samsungs nachzugeben.
In Korea war zuletzt die Sorge gewachsen, dass das Fehlen des Patriarchen Samsungs Investitions- und Expansionsstrategie bremsen könnte – und so die gesamte Wirtschaftsstrategie der Regierung gleich mit.
Der Grund: Um das Tagesgeschäft kümmern sich bei Samsung zwar angestellte Manager. Aber die großen strategische Entscheidungen müssen in der Regel vom Patriarchen abgenickt werden. Und derzeit steht viel auf dem Spiel, für Samsung und Südkorea.
Um sich von den Folgen der Coronakrise zu befreien, will Südkorea sich zum „digitalen Powerhouse“ der Welt entwickeln. Samsung nimmt dabei eine zentrale Rolle ein. Schließlich spielt der Konzern bei Speicherchips und Akkus für Elektroautos in der globalen Spitze mit.
Zum einen investiert der Weltmarktführer bei Speicherchips massiv in den Aufbau einer Auftragsfertigung für andere Chips. So will er dem weltgrößten Anbieter TSMC aus Taiwan Konkurrenz machen. Außerdem baut auch Samsung in den USA Fabriken auf. Neue Arbeitsplätze sollen die Biden-Regierung zum engen Verbündeten machen. Mit Lee an der Spitze kann Samsung mehr wagen.
Um die koreanische Bevölkerung für sich zu gewinnen, hat Lee bereits Reformen bei Samsungs Unternehmensführung angekündigt. Das Management soll nicht nur transparenter werden, er will auch die dynastische Erbfolge stoppen. Lee ist der Enkel des Gründers.
Noch ist allerdings offen, wie Lee offiziell wieder ins Management eingebunden werden kann. Da er nicht begnadigt, sondern nur auf Bewährung freigelassen wird, ist er juristisch für fünf Jahre vom Management ausgeschlossen. Das Justizministerium kann allerdings eine Sondergenehmigung erteilen.
Juristisch ist Lee damit noch nicht aus dem Schneider. Es läuft noch eine Klage über vermeintliche Manipulationen von Aktienpreisen. Der nächste Gerichtstermin in diesem Verfahren ist für Donnerstag angesetzt.
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