Massive Investitionen Samsung will 175 Milliarden Euro bis 2023 investieren

Der koreanische Technologiekonzern investiert massiv.
Seoul Der südkoreanische Elektronikkonzern Samsung beschleunigt die Investitionen in seine Chipsparte mit einem enormen Investitionsprogramm. Insgesamt 240 Billionen Won (175 Milliarden Euro) will der weltgrößte Speicherchiphersteller bis 2023 investieren, ein Drittel mehr als in den vergangenen drei Jahren. Dies gab der Konzern am Dienstag bekannt.
Samsung will damit seine Rolle in angestammten Bereichen stärken, aber auch Geld in diverse Wachstumsbereiche wie neue Mobilnetztechnik, Künstliche Intelligenz, Roboter, Biopharma sowie Firmenkäufe investieren. Doch wie in der Vergangenheit wird der Großteil der Summe der Chipsparte zugutekommen, die Samsung vom Speicherchipspezialisten zum umfassenden Chiphersteller ausbauen will.
Bereits angekündigte Investitionen in Höhe von 125 Milliarden Euro sollen nun schon früher umgesetzt werden. Damit wollen die Koreaner weiter Weltmarktführer bei hochprofitablen Speicherchips bleiben. Zuletzt wurde Samsung hier vom US-Hersteller Micron Technologies und von chinesischen Herausforderern attackiert.
Zum anderen kündigte der Konzern an, „fortschrittliche Prozesstechnologien zu entwickeln und das Geschäft für neue Anwendungen in den Bereichen Künstliche Intelligenz (KI) und Rechenzentren auszubauen“. Die Expansion von Samsung in neue Geschäftsfelder folgt einer größeren industriellen Logik.
Denn Samsungs Vorstoß ist ein elementarer Teil des koreanischen „New Deals“, mit dem die Regierung das Land zu einem „digitalen Powerhouse“ der Welt umbauen will, wie es Präsident Moon Jae In zuletzt angekündigt hatte. Konkret will die Regierung die zehntgrößte Volkswirtschaft der Welt bis 2030 durch hohe öffentliche Hilfen, aber auch durch privatwirtschaftliche Investitionen zur global führenden Nation der Akku- und Chiphersteller machen.
Angriff auf den Halbleiter-Markt
Wie wichtig Samsungs Rolle dabei ist, machte die Regierung am 15. August deutlich: Am Tag der Befreiung von der japanischen Herrschaft entließ das Justizministerium den faktischen Samsung-Chef Lee Jae Yong auf Bewährung vorzeitig aus der Haft. Er war in einem Bestechungsskandal um die frühere Staatspräsidentin Park Geun Hye verurteilt worden.
Die Entlassung wird in Korea als Versuch gesehen, Samsungs Management agiler zu machen. Denn traditionell sind die Firmenpatriarchen in den Familienkonglomeraten dafür zuständig, besonders große und riskante Investitionen und Strategien zu genehmigen. Insidern zufolge wurden Übernahmen und größere Investitionen wie die Entscheidung über den Standort einer 17 Milliarden Dollar teuren US-Chipfabrik wegen Lees Fehlen bei Samsung hintangestellt.
Die Regierung will Südkoreas Halbleiterexporte bis 2030 auf 200 Milliarden Dollar verdoppeln. Und das größte Wachstumspotenzial verorten Politik wie Konzernführung dabei bei der Entwicklung von Systemchips und der Auftragsfertigung von Halbleitern, den Foundrys.
Die Koreaner steigen damit in einen heißumkämpften Markt ein. Auch der amerikanische Chiphersteller Intel sowie chinesische Konzerne setzen auf den Markt, der bisher allerdings vom taiwanesischen Technologieführer TSMC dominiert wird. Aber die Herausforderer hoffen, dass sie von der aktuell starken Nachfrage nach Halbleitern profitieren können.
Der globale Halbleitermarkt soll bis 2025 im Schnitt um jährlich acht Prozent wachsen, sagten zuletzt die Chipanalysten von Morgan Stanley voraus. Damit würde das Marktvolumen im Vergleich zum Jahr 2020 um rund ein Drittel auf etwa 600 Milliarden Euro steigen.
Samsung mit Rekordumsatz und Gewinnsprung
Finanziell kann sich Samsung die Investitionen leisten. Im zweiten Quartal hat der Konzern wegen des globalen Chipbooms nicht nur einen Rekordumsatz erzielt, sondern auch einen Gewinnsprung von 50 Prozent auf 9,3 Milliarden Euro. Dies entspricht einer Gewinnspanne von immerhin 20 Prozent.
Aber das gigantische Ausmaß der Investitionen für die Chipsparte zeigt auch, wie gering Samsungs Raum für Fehltritte ist. Gleichzeitig muss der Konzern versuchen, rascher als bisher neue, wachstumsträchtige Geschäftsfelder zu erschließen. Denn wichtige Sparten stehen unter Druck.
Die Displaysparte ist alles andere als hochprofitabel. Darüber hinaus wächst der Druck auf die Smartphonesparte, bei der Samsung bisher noch Weltmarktführer ist. Aber die chinesische Marke Xiaomi, die gerade Apple auf den dritten Platz der globalen Rangliste verdrängt hat, will nun die Koreaner entthronen.
Bei Biopharmazeutika will der Konzern daher „weiterhin aggressiv“ in Samsung Biologics und Samsung Bioepis investieren. Außerdem will der Konzern in die Auftragsfertigung von Covid-19-Impfstoffen einsteigen. Doch auch der Aufstieg zum globalen Lieferanten von 5G-Mobilfunktechnik, Robotern und vor allem Batterien erfordert hohe Investitionen, von geplanten Firmenkäufen ganz zu schweigen.
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