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Mike Sievert 48 Millionen erbeutete Kundendaten: Hackerangriff ist ein herber Rückschlag für den CEO von T-Mobile US

Das kürzlich bekannt gewordene Lack ist der bisher größte Datenunfall des Unternehmens. Der Druck auf T-Mobile-Chef Mike Sievert ist immens.
18.08.2021 - 18:26 Uhr Kommentieren
Angesichts seines Lebenslaufs sollte sich der CEO von T-Mobile US nicht nur mit Marketing, sondern auch mit Technologie auskennen. Quelle: AP
Mike Sievert

Angesichts seines Lebenslaufs sollte sich der CEO von T-Mobile US nicht nur mit Marketing, sondern auch mit Technologie auskennen.

(Foto: AP)

New York Schon zum dritten Mal in diesem Jahr muss der CEO von T-Mobile US, Mike Sievert, ein Datenleck einräumen. Die US-Tochter der Deutschen Telekom hat in der Nacht zum Mittwoch mitgeteilt, dass Hacker Zugang zu persönlichen Daten von insgesamt knapp 48 Millionen aktuellen, früheren und potenziellen Kunden bekommen haben. Dabei geht es um Namen, Sozialversicherungsnummern, Geburts- und Führerscheindaten.

Für den 53-jährigen Sievert ist das ein herber Rückschlag. Er hatte zuletzt eigentlich eher mit Erfolgsmeldungen von sich reden gemacht, seit er im Mai 2020 die Nachfolge seines schillernden Vorgängers John Legere übernommen hatte. T-Mobile US ist schließlich die Cashcow des Konzerns und steuerte im vergangenen Jahr 60 Prozent des Umsatzes bei. Dank der starken Zahlen aus den USA knackte die Telekom 2020 erstmals die Marke von 100 Milliarden Euro Umsatz.

Gleichzeitig ist der Druck auf Sievert immens. Telekom-Chef Timotheus Höttges hat schon im Frühjahr das klare Ziel ausgegeben: „Den Angriff auf das Duopol aus AT&T und Verizon mit dem langfristigen Ziel, die Nummer eins in den USA zu werden.“

Der langjährige COO Sievert war im Mai 2020 nach der Übernahme des Konkurrenten Sprint an die Spitze gerückt. Die Integration, die 43 Milliarden Dollar Synergien bringen soll, hat er bisher bestens gemeistert. Den Rivalen AT&T hat T-Mobile US bei den Kundenzahlen hinter sich gelassen, nun fordern die Deutschen die Nummer eins im US-Markt, Verizon, heraus.

Auch die Wall Street feiert den neuen Kurs: Seit Sieverts Antritt hat der Aktienkurs mehr als 40 Prozent zugelegt, während AT&T und Verizon stagnierten.

Mit den betroffenen T-Mobile-Daten ist Identitätsklau ein Leichtes 

„Legere war ein Boxer, der draufhaut. Sievert ist ein Fechter, der immer noch gewinnt – aber mit einer angenehmeren Art.“ So beschreibt Roger Entner, Gründer der Telekom-Analyse-Firma Recon Analytics, den Unterschied zwischen Sievert und seinem langhaarigen Vorgänger Legere, der stets im Magenta-Look auftrat und Konkurrenten gerne mal als „dumm und dümmer“ bezeichnete. Sievert tritt sanfter auf und verbreitet weniger eine Rebellen-Aura als die eines Familienvaters mit Dreitagebart.

Jetzt hat Sievert aber kein Marketing-Problem zu lösen, das man mit einem eleganten Stich meistern kann, sondern handfeste Sicherheitslücken. Er lässt zwar mitteilen, dass „keine Telefonnummern, Kontonummern, Pins, Passwörter oder finanzielle Informationen kompromittiert wurden“.

Aber mit Namen, Geburtsdatum und Sozialversicherungsnummer ist Identitätsklau in den USA ein Leichtes. Die Sozialversicherungsnummer dient als Identifizierung für die Eröffnung von Bankkonten, Mobilfunkverträgen und anderen sensiblen Verträgen. „Das macht alles schön einfach“, sagt Entner. „Aber es ist auch gleichzeitig eine Schwachstelle im System.“

T-Mobile bietet seinen Kunden nun gratis Schutzprogramme gegen Identitätsklau an und ruft sie auf, ihre Pin-Nummer zu ändern.

Bei den jüngsten Hacker-Attacken lag die Datenlücke meist bei Kreditbüros, die mit T-Mobile zusammenarbeiten. Auch diesmal handelt es sich bei den betroffenen Kunden um jene, die eine Finanzierung beantragt haben. Es könnte also auch diesmal eine ähnliche externe Sicherheitslücke sein. Details hat das Unternehmen bisher nicht genannt.

Mark Sievert ist ein Marketing-Profi mit großer Tech-Erfahrung

Die ersten Meldungen zu dem Angriff waren am Sonntag bekannt geworden. In Internetforen hatten Hacker gedroht, die Daten von 100 Millionen Kunden zu verkaufen, wenn T-Mobile sie nicht in Bitcoin bezahlt. 100 Millionen entsprechen etwa dem gesamten Kundenstamm von T-Mobile.

Zunächst war unklar, wie realistisch diese Behauptungen waren. Nun scheinen es nur 7,8 Millionen aktuelle und 40 Millionen frühere und potenzielle Kunden zu sein. Das ist aber immer noch der größte Datenunfall des Unternehmens, den Sievert meistern muss.

Seine Karriere hat Sievert beim Konsumgüterkonzern Procter & Gamble begonnen. Später folgten Stationen bei IBM, dem Telekomunternehmen Clearwire, dem Online-Broker E-Trade und der Tablet-Spiele-Firma Discovery Bay. Von 2002 bis 2005 war er Marketingchef für AT & T Wireless, bevor er zu Microsoft wechselte. Mit Switchbox Labs gründete Sievert gar ein eigenes Start-up, das er später verkaufte.

Die Ära T-Mobile begann für ihn im Jahr 2012. Zusammen mit Legere trimmte er den damals kriselnden Mobilfunker auf Erfolg.

Angesichts seines Lebenslaufs sollte sich Sievert nicht nur mit Marketing, sondern auch mit Technologie auskennen. Zu seinem Glück nehmen viele US-Verbraucher das Thema Datensicherheit und Privacy nicht sonderlich ernst. Auch die Investoren bleiben bisher recht gelassen. Seit Sonntag hat der Aktienkurs nur drei Prozent eingebüßt.

Aber wenn auch nur ein Bruchteil der Betroffenen Opfer von Identitätsklau wird, dann könnte die Stimmung schnell umschlagen und aus dem Technologie- ein Marketingproblem werden.

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