Mobilgeräte Smartphones sind für Milliarden Menschen unerschwinglich

Der Ingenieur Andres Felipe Giraldo (rechts) und der Designer Ricardo Conde aus Kolumbien checken ihre Smartphones und unterhalten sich durch Helme, die sie als Schutz gegen Covid-19 entworfen haben.
Genf, Hamburg Für Milliarden Menschen weltweit sind Smartphones unerschwinglich. Fast 2,5 Milliarden Menschen lebten in Ländern, in denen ein Handy mindestens ein Viertel eines Monats- oder teils sogar Jahreseinkommens koste, berichtet die Allianz für bezahlbares Internet. Auch Datenpakete könnten sich viele Menschen nicht leisten.
Die Allianz hat Smartphone-Preise in 70 Ländern mit niedrigen und mittleren Einkommen und zusammen mehr als fünf Milliarden Einwohnern verglichen. In Sierra Leone in Westafrika ist so ein Handy am teuersten. Es kostet mehr als sechs durchschnittliche Monatslöhne, umgerechnet 225 Euro. Dahinter liegen Burundi, gefolgt von Indien. Dort, wo fast ein Fünftel der gesamten Weltbevölkerung lebt, koste das billigste Gerät zwei durchschnittliche Monatsgehälter, fast 300 Euro. Dagegen koste ein Smartphone in Botsuana oder Jamaika nur rund 20 Euro, rund fünf Prozent des durchschnittlichen Monatseinkommens.
„Die allermeisten der nächsten eine Milliarde Menschen, die online gehen, werden dies über ein Mobilgerät tun“, sagte Teddy Woodhouse, Forschungsdirektor der Web-Stiftung. „Wenn wir sicherstellen wollen, dass die Menschen die Vorteile des Internets nutzen können, müssen wir Geräte erschwinglicher machen.“
In der Coronavirus-Pandemie habe sich gezeigt, dass Menschen wichtige Gesundheitsinformationen verpassten, weil sie keinen Zugang zum Internet hatten. Ein Smartphone sei kein Luxus, sondern ein lebenswichtiges Versorgungsinstrument. Die Allianz ruft Regierungen auf, die Produktion billiger Geräte zu fördern, die Steuern darauf zu senken und Menschen die Option von Ratenzahlungen zu geben.
Die Allianz ist eine Initiative der Web-Stiftung von Tim Berners-Lee, der vor 30 Jahren als Physiker bei der europäischen Organisation für Kernforschung (Cern) in Genf die technischen Grundlagen für das World Wide Web gelegt hat.
Update: Offenbar ist das Design der Studie zweifelhaft. Für Indien beispielsweise untersucht diese nur Smartphones, die direkt über einen der Netzbetreiber, Jio, angeboten werden. Dabei handelt es sich nur um die global angebotenen Spitzenmodelle von Apple, Google und Samsung. Nicht berücksichtigt ist, dass Jio ein Einsteigermodell bereits für umgerechnet 34 Euro anbietet. Zudem sind in Indien weit verbreitete Einsteigermodelle über andere Händler zu niedrigen Preisen von deutlich unter 100 Euro erhältlich - beispielsweise beim führenden indischen Online-Händler Flipkart. Viele Hersteller haben günstige Smartphones für Schwellenländer im Angebot oder konzentrieren sich ganz auf solche Märkte. Die Studie untersucht außerdem nicht den Markt für gebrauchte Smartphones.
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