Mobiltelefone Bye-bye Blackberry – das leise Ende der Smartphone-Legende

Die Smartphones mit Tastatur verschwinden vom Markt.
Düsseldorf Smartphones von Blackberry könnten in diesem Jahr endgültig vom Markt verschwinden. Der chinesische Elektronikhersteller TCL, der die Geräte in Lizenz fertigt, wird dann die Produktion einstellen, wie er am Montag ohne Angabe von konkreten Gründen mitteilte.
Es zeichnet sich das leise Ende einer Legende ab. Blackberry-Geräte gehörten in den Jahren nach der Jahrtausendwende in Banken und bei Beratungen zur Standardausstattung und begeisterten Politiker und Journalisten. Sie machten die E-Mail mobil und Messenger populär. Und weil viele Nutzer nicht mehr die Finger von den Tasten lassen konnten, wurden die Telefone sogar Crackberries genannt.
Der Abstieg begann am 9. Januar 2007, als Apple-Mitgründer Steve Jobs das iPhone aus der Tasche zog. Das Management von Research in Motion (RIM), wie der Blackberry-Hersteller damals hieß, äußerte sich öffentlich herablassend. Es sei ein Wettbewerber mehr in einem umkämpften Markt, sagte der damalige Konzernchef Pete Balsillie.
Das Management verschätzte sich gewaltig. Ein Mobiltelefon ohne Tastatur, mit geringer Akkulaufzeit und langsamer Datenverbindung – aber einer revolutionären Benutzeroberfläche und einem kinderleichten Zugang zum Internet: Das iPhone und die vielen Android-Smartphones, die bald darauf herauskamen, ließen die Blackberry-Geräte altbacken wirken.
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RIM gelang es nicht, rechtzeitig aufzuholen. Mehrere Modelle fielen bei Verbrauchern und Testern durch. Das Blackberry Storm etwa, das erste Modell mit Touchscreen, hatte eine fehleranfällige Mechanik und stürzte häufig ab, und das erste Tablet Playbook kam ohne E-Mail-Anwendung und Internetverbindung.
Erst 2013 stellte das Unternehmen mit Blackberry 10 ein modernes Betriebssystem vor, das für Touchscreens optimiert war. Das war jedoch viel zu spät, um die erkaltete Liebe der Blackberry-Fans wieder zu entzünden – und die Begeisterung der Entwickler, die Apps für iOS und Android schrieben und diese nicht für noch eine Plattform anpassen wollten.
Neuer Lizenznehmer gesucht
Erst verlor der Elektronikhersteller die Verbraucher, dann die Unternehmen – dort punktete er noch einige Jahre mit seinem hohen Sicherheitsstandard, bis schließlich die Manager und Mitarbeiter schicke Geräte forderten und bekamen. Und so wurde Blackberry gemeinsam mit Nokia zum Lehrbuchbeispiel für Disruption.
Das Unternehmen Blackberry hat überlebt. Nach seinem Amtsantritt Ende 2013 richtete Konzernchef John Chen es neu aus, nun verkauft das Unternehmen Software, beispielsweise zur Verwaltung und Absicherung von mobilen Geräten und zur Vernetzung von Autos. Mit einem Umsatz von gut 900 Millionen Dollar im Geschäftsjahr 2019 ist Blackberry allerdings ein Schatten seiner einstigen Größe.
Die defizitäre Hardwaresparte lagerte der Manager aus. TCL erwarb die Markenrechte und brachte 2017 erste Geräte heraus. Der Erfolg war jedoch bescheiden, in den Untersuchungen von Marktforschern taucht der Name nur unter „Sonstige“ auf. Nun endet die Partnerschaft bereits wieder. Stattdessen will der chinesische Konzern in diesem Jahr erstmals Smartphones unter eigenem Namen verkaufen.
Damit verschwinden Blackberry-Smartphones mal wieder aus dem Handel, sieht man von einigen Ländern wie Indonesien ab, wo lokale Hersteller sie noch unter Lizenz bauen. Das Unternehmen könnte die Markenrechte neu ausschreiben. Angesichts des geringen Erfolgs ist es allerdings fraglich, ob sich ein neuer Lizenznehmer findet. Falls nicht, gilt tatsächlich: Bye-bye, Blackberry!
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