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Möglicher Mega-Deal CVC bietet 21 Milliarden Dollar für Toshiba – und will den Konzern von der Börse nehmen

Seit Jahren kämpfen Aktionäre um die Macht beim japanischen Traditionskonzern. Nun will CVC den Streit entscheiden – zugunsten des Managements. 
07.04.2021 Update: 07.04.2021 - 14:22 Uhr Kommentieren
Der Konzern hat sich seit 2015 deutlich verkleinert. Quelle: Reuters
Frauen schauen auf Toshiba-Fernseher

Der Konzern hat sich seit 2015 deutlich verkleinert.

(Foto: Reuters)

Tokio Japan steht vor einem der größten freiwilligen Delistings seiner Wirtschaftsgeschichte. Der europäische Finanzinvestor CVC Capital Partners plant, den Aktionären des Traditionskonzerns Toshiba ein Übernahmeangebot in Höhe von 21 Milliarden US-Dollar vorzulegen.

Danach wolle der Fonds den angeschlagenen Konzern von der Börse nehmen, berichtet die japanische Wirtschaftszeitung „Nikkei“. Man habe am Dienstag einen Vorschlag erhalten und werde ihn nun prüfen, teilte Toshiba-Chef Nobuaki Kurumatani am Mittwoch mit. Laut „Nikkei“ nahmen die Vorstandsmitglieder den Vorschlag entgegen und diskutierten keine Details. Es wird erwartet, dass CVC in der kommenden Woche ein formelles Angebot vorlegen wird.

Die Aktionäre reagierten prompt auf die überraschende Wendung. Nachdem die Aktie zuerst vom Handel ausgesetzt wurde, nahm sie um kurz nach neun Uhr Ortszeit den Handel beim Stand von 4530 Yen wieder auf, nur gebremst durch das Tageslimit. Dies bedeutete einen Aufschlag von 18 Prozent im Vergleich zum Vortag, der vorgeschlagene Kaufpreis des Papiers lag 30 Prozent über dem Schlusskurs vom Dienstag.

Doch das mögliche Übernahmeangebot hat in Japan Auswirkungen über die Reihen der Toshiba-Eigner hinaus. „Toshiba wird zum großen Epos des japanischen Großkapitals“, urteilte Hirofumi Tanaka, Gründer des japanischen Fonds J-Capital Partners in einem Forumskommentar.

CVC will dem Management des von Skandalen erschütterten Konzerns dabei helfen, schneller Entscheidungen treffen zu können. Denn der Technikkonzern, der unter anderem ein wichtiger Kraftwerks- und Rüstungslieferant Japans ist, hat sich nach seiner schweren Krise zum Schauplatz einer Auseinandersetzung zwischen Aktionärsaktivisten und Management entwickelt.

Der jetzige Übernahmevorschlag gilt in Japan als Gegenangriff des Toshiba-CEO Kurumatani gegen Aktionärsaktivisten. Denn vor seinem Einstieg bei Toshiba war er Japan-Chef von CVC.

Streit über Vorstandswahl

Erst im vergangenen Monat setzte Toshibas größter Aktionär, der von Japanern geleitete singapurische Fonds Effissimo Capital Management, auf einer außerordentlichen Aktionärsversammlung durch, die Vorstandswahl vom vorigen Jahr zu untersuchen. Effissimo hatte damals versucht, die Wiederwahl von Kurumatani zu verhindern und einen eigenen Vorstand zu installieren. Der Vorstoß scheiterte zwar knapp, aber im Anschluss flog auf, dass Stimmen gegen Kurumatani nicht gezählt worden waren.

Noch ist die Übernahme bei Weitem nicht spruchreif. Zuerst muss das japanische Finanzministerium einem möglichen Engagement des ausländischen Fonds zustimmen. Doch da Toshiba faktisch schon vorher von ausländischen Fonds kontrolliert wurde und Kurumatani mit CVC vernetzt ist, werden einer privatwirtschaftlichen Regelung des Machtkampfs gute Chancen eingeräumt.

Außerdem ist offen, wie die Aktionäre, vor allem Effissimo, auf den Vorschlag reagieren werden. Eine weitere Runde im Kampf um die Zukunft Toshibas ist aber wahrscheinlich.

Einst war Toshiba eine der Größen der japanischen Elektronikindustrie und ein Pfeiler der Japan AG. Von Atomkraftwerken über Computerfestplatten, Handys, Flachbildschirmfernseher, Klimaanlagen, Reiskocher und Speicherchips bis hin zu Zentralrechnern reichte das Portfolio des 1875 gegründeten Konzerns. Doch nachdem 2015 aufflog, dass Toshibas Vorstand sieben Jahre lang die Gewinne in den Bilanzen aufgebläht hatte, begann eine Pannenserie, die den Konzern fast zerstört hätte.

Der Toshiba-Chef befindet sich in einem Machtkampf mit aktivistischen Aktionären. Quelle: Reuters
Nobuaki Kurumatani

Der Toshiba-Chef befindet sich in einem Machtkampf mit aktivistischen Aktionären.

(Foto: Reuters)

2016 geriet Toshibas amerikanischer Atomkraftwerkshersteller Westinghouse in eine Schieflage. Damit drohte Toshiba der finanzielle Untergang. Weil das Unternehmen negatives Eigenkapital aufwies, stand sogar das Delisting von der Börse im Raum. Diese Blamage konnte der Konzern nur durch eine Kapitalerweiterung, den Verkauf von Westinghouse und vor allem die Ausgründung und den Teilverkauf der lukrativen Speicherchipsparte abwenden.

Mit der Resterampe musste das Management eine neue Strategie suchen. Wichtige Teile seiner Unterhaltungselektronik verkaufte der Konzern: Die TV-Sparte ging an den chinesischen Hersteller Hisense, die Computersparte an den Lokalrivalen Sharp, der damals schon eine Tochtergesellschaft des taiwanischen Auftragsfertigers Foxconn war.

Toshiba setzt auf neue Technologien

Durch den Ausverkauf schrumpfte Toshibas Umsatz seit 2016 von 40 Milliarden Euro auf voraussichtlich 23 Milliarden Euro im Ende März abgelaufenen Bilanzjahr 2020. So verkleinert, versucht das Management nun, mit einer Konzentration auf Quantencomputer, Wasserstoffgewinnung, große Brennstoffzellen für dezentrale Kraftwerke und durch die Entwicklung von Dienstleistungen rund um das Infrastruktur- und Kraftwerksgeschäft zukünftig wieder profitabel zu wachsen.

Kurumatani verspricht, bis 2025 den Umsatz wieder um ein Drittel auf 31 Milliarden Euro und die Profitmarge auf zehn Prozent zu erhöhen. Nur erschwert der Machtkampf mit Effissimo und anderen Investmentfonds die Ausführung der Pläne.

Einigen Investmentfonds ging die Wachstumsstrategie nicht weit genug. Zudem beschwerten sie sich über den Führungsstil des Managements. Dabei hat das Unternehmen seinen zwölfköpfigen Verwaltungsrat mit zehn firmenfremden Direktoren besetzt, drei davon Ausländer.

Doch vor allem warf Effissimo dem Management vor, ungebührlichen Druck für die Wiederwahl von Kurumatani ausgeübt zu haben. Das Wahlverfahren wird nun überprüft, mit noch nicht absehbaren Folgen. Gleichzeitig drängt die Investmentfirma Farallon Capital Management, mit einem Anteil von fünf Prozent ein weiterer Großaktionär, darauf, alle großen Investitionspläne der Konzernführung von den Aktionären absegnen zu lassen.

Auf der außerordentlichen Aktionärsversammlung scheiterte der Versuch zwar, dem Management die Hände zu binden. Aber aus der Sicht des Managements stören diese Querschüsse aus dem Lager der Eigner die Sanierung des Konzerns.

Einen Erfolg kann sich Kurumatani dabei immerhin auf die Fahne schreiben: Anfang des Jahres rückte Toshiba wieder in die erste Sektion der Tokioter Börse auf. Börsentechnisch hat Toshiba damit die Absolution für seine früheren Fehltritte erhalten.

Mehr: Toshiba ist ein Motor von Japans Wasserstoffstrategie – wie deutsche Firmen von Japans Plänen profitieren

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