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Online-Supermarkt Lieferdienst Crisp plant den Markteintritt in Deutschland

In der Pandemie sind Lebensmittelbringdienste gefragt. Mit Knuspr und bald wohl auch Crisp treten immer mehr Firmen mit verschiedenen Konzepten an.
02.03.2021 - 07:50 Uhr Kommentieren
Michiel Roodenburg, Eric Klaassen, Tom Peeters (v.l.) sind junge Väter – und richten sich mit ihrem Lebensmittellieferdienst an Familien wie ihre eigenen.
Crisp-Gründer mit ihren Familien

Michiel Roodenburg, Eric Klaassen, Tom Peeters (v.l.) sind junge Väter – und richten sich mit ihrem Lebensmittellieferdienst an Familien wie ihre eigenen.

Düsseldorf Der niederländische Online-Supermarkt Crisp hat in einer neuen Finanzierungsrunde 30 Millionen Euro eingesammelt und bereitet nach Informationen des Handelsblatts bereits seine Expansion nach Deutschland vor. Das Start-up liefert frische Produkte etwa von regionalen Bauern, Bäckern oder Fischern in Großstädten binnen 24 Stunden. Die Firma dürfte damit unter anderem dem deutschen Wettbewerber Frischepost Konkurrenz machen.

Online-Supermärkte wachsen in der Coronakrise rasant. Die Auswahl an Lebensmittellieferanten wird für die Kunden immer größer. Die Anbieter bilden zunehmend das Spektrum der stationären Händler ab und fokussieren sich auf unterschiedliche Kundengruppen – vom jungen Städter, der vor dem Fernseher noch Lust auf eine Tüte Chips bekommt, bis zur Vorstadtfamilie, die ihre komplette Einkaufsliste per App einreicht. Sämtliche Anbieter setzen darauf, dass sich der Trend zum Online-Einkauf auf den täglichen Lebensmittelbedarf ausdehnt.

Crisp-Gründer Tom Peeters ist zweifacher Vater, kocht und isst gerne frische Lebensmittel und kauft bei gutem Wetter am liebsten auf dem Bauernmarkt ein. „Aber wenn es regnet, habe ich keine Lust, einen Kinderwagen vor mir herzuschieben und ein Fahrrad nebenher“, sagt er. „Also enden wir im Supermarkt.“ Bei seinen beiden Mitgründern, ebenfalls zwei- und dreifache Väter, sei es ähnlich. „Wir haben Crisp für junge Familien wie unsere gegründet.“

Peeters bringt in die Firma unter anderem seine Gründungserfahrung aus dem Aufbau des Münchener Onlinehändlers Westwing mit ein. Seit der Gründung von Crisp im Jahr 2018 ist das Konzept gut angenommen worden: 2020 konnte der Umsatz im Vorjahresvergleich auf mehr als das Siebenfache gesteigert werden. Die Hälfte der Kunden lebt in Großstädten. In Amsterdam, Maastricht und Groningen gibt es tägliche Lieferungen. Kunden, die bis 22 Uhr über die Einkaufs-App bestellen, erhalten ihre Lebensmittel am Folgetag in einem angegebenen Zeitfenster von einer Stunde.

Die Einkaufslisten der Kunden zeigen laut Peeters, dass Crisp tatsächlich den Familien ihren Wocheneinkauf nach Hause bringt: Gut 45 Produkte enthält ein Warenkorb im Schnitt, darunter vor allem Butter, Käse, Eier, Gurken, Tomaten und Äpfel. Der Durchschnittspreis: 95 Euro. 85 Prozent der Umsätze machte die junge Firma 2020 mit wiederkehrenden Kunden.

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Insgesamt hat Crisp seit 2018 nun 46 Millionen Euro eingesammelt. Die neue Finanzierungsrunde wird angeführt von Target Global, einer Wagniskapitalfirma mit Hauptsitz in Berlin. Investorin Bao-Y van Cong hat es auf den zwei Billionen-Euro-Markt für Lebensmittel in Europa abgesehen. „Wenn der Lebensmittel-Onlinemarkt sich ähnlich verhält, wie wir es im E-Commerce gesehen haben, werden Onlineanbieter wie Crisp sich einen großen Anteil am Gesamtmarkt erschließen können“, sagt sie. Vom Preissegment her dürfte Crisp etwa mit Händlern wie Rewe konkurrieren.

Das Wachstum bei Start-ups wie Crisp dürfte 2020 vor allem pandemiegetrieben gewesen sein. Doch Investoren wie van Cong setzen auf die Fortsetzung des Trends.

Marktsegmentierung: Von Eat Now bis Wocheneinkauf

Eine direkte Konkurrenz zu anderen Online-Lebensmittelhändlern sieht die Investorin nicht und skizziert stattdessen eine Segmentierung des Marktes: Eat-Now-Modelle wie Gorillas und Flink aus Berlin setzten auf die schnelle Lieferung, Onlinesupermärkte wie das ebenfalls niederländische Picnic, das britische Ocado und die Lieferdienste der stationären Händler böten das klassische Supermarkt-Sortiment. Crisp wende sich an Konsumenten, denen neben der Bequemlichkeit Frische und Qualität wichtig seien.

Die Produkte bezieht Crisp typischerweise von Produzenten mit zehn bis 30 Mitarbeitern, sagt Gründer Tom Peeters. Sie könnten über Crisp einen neuen Vertriebskanal erschließen. Bei der Zielgruppe und den Zulieferern ähnelt Crisp somit der deutschen Plattform Frischepost, über die derzeit in Hamburg, Berlin, München, Köln und im Rhein-Main-Gebiet Lebensmittel geordert werden können.

Trotzdem unterscheiden sich die Geschäftsmodelle deutlich: Das Hamburger Start-up setzt auf ein Franchise-Modell. Gegen Lizenzgebühr können Partnerbetriebe in einer bestimmten Region ein eigenes Lieferantennetzwerk aufbauen. Crisp hingegen baut eine eigene Logistik-Infrastruktur auf.

Im Wettbewerb der Systeme und Marken hierzulande will auch das tschechische Start-up Rohlik unter der Marke Knuspr mitmischen. Am Dienstag gab das Unternehmen eine weitere Finanzierungsrunde über 190 Millionen Euro bekannt. Das Geld soll für die Expansion unter anderem nach Deutschland genutzt werden, in den nächsten drei Jahren will die Firma nach eigenen Aussagen hierzulande 30 Millionen Kunden erreichen. „Wir sind überzeugt, dass unsere Aktivitäten dem Markt einen Wachstumsschub verpassen und alle Akteure des Einzelhandels aus der Reserve zwingen werden“, sagte Rohlik-CEO Tomas Cupr.

Knuspr hat gerade sein Liefergebiet in München und umliegenden Gemeinden festgelegt, nimmt Voranmeldungen von Neukunden an und will sein Geschäft dann schnell auf andere Städte ausweiten. Im Sortiment will Knuspr frische Backwaren anbieten, viele Bioprodukte, Fleisch von Metzgern aus der Region. Das Obst- und Gemüsesortiment soll zu 30 Prozent aus regionalem Anbau kommen – alles geliefert binnen drei Stunden.

Tom Peeters will zu seinen Expansionsplänen noch keine klaren Aussagen treffen. Nach Informationen des Handelsblatts laufen aber bereits Planungen für den Markteintritt in Deutschland. Fest steht: Peeters hält nichts vom Stadt-für-Stadt-Modell anderer Unternehmen und will wie schon in den Niederlanden bei Expansionen von Tag eins an das ganze Land bedienen.

Das Versprechen möglicher Wettbewerber, schneller zu liefern, macht den Crisp-Gründer nach eigenen Aussagen nicht nervös. Für seine Zielgruppe sei das nicht so interessant. „Wenn Sie Kinder haben, müssen Sie Ihre Woche planen“, sagt er. Eltern könnten nicht erst um 18 Uhr entscheiden, was es zum Abendessen geben soll: „Wenn Sie als Familie so leben, werden Sie verrückt – ich spreche aus Erfahrung.“

Mehr: Nächster Investorenhype: Kunden erhalten binnen weniger Minuten ihre Lebensmittel.

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