Onlinehandel von Jack Ma Alibaba-Aktien steigen trotz Rekordstrafe kräftig

Die chinesische Regierung hat zuletzt immer wieder deutlich gemacht, dass sie die Techbranche in der Volksrepublik stärker kontrollieren will.
Peking Die Aktien des chinesischen Onlinehändlers Alibaba sind am Montag zeitweise um mehr als acht Prozent gestiegen. Und das, obwohl die chinesische Marktaufsichtsbehörde SAMR am Samstag eine Rekordstrafe von rund 18 Milliarden Yuan , umgerechnet etwa 2,3 Milliarden Euro, gegen den von Jack Ma gegründeten und kontrollierten Konzern verkündet hatte. Die Summe entspricht ungefähr vier Prozent des 2019 in China erzielten Umsatzes von Alibaba.
Die Regulierer werfen dem Unternehmen vor, dass es seine marktbeherrschende Stellung über Jahre hinweg gesetzwidrig missbraucht hat. Seit 2015, so die Behörde, habe Alibaba seine Händler an der Nutzung anderer Online-E-Commerce-Plattformen gehindert.
Beobachter werteten die positive Reaktion an der Börse am Montag als Erleichterung, dass die monatelange Prüfung des Unternehmens durch die Wettbewerbsbehörden nun ein Ende hat und die Strafe nicht noch höher ausgefallen ist.
Der chinesische Regulierer hatte seit Dezember die Geschäftspraktiken von Alibaba untersucht. Konkret ging es darum, dass Händler gezwungen werden, nur auf der Seite des Unternehmens ihre Waren anzubieten.
Einen positiven Einfluss auf die Aktie könnten auch die beruhigenden Worte des Alibaba-Managements am Montag gehabt haben. Vorstandschef Daniel Zhang sagte, er erwarte keine wesentlichen Auswirkungen von Änderungen an seinen Exklusivitätsvereinbarungen mit Händlern.
Der Manager kündigte an, für mehr Wettbewerb auf dem Marktplatz zu sorgen. Das Unternehmen werde Maßnahmen einführen, um die Eintrittsbarrieren und Geschäftskosten für Händler auf seinen Plattformen zu senken, sagte Zhang bei einer Onlinekonferenz für Medien und Analysten.
Ableger Ant muss strengere Auflagen erfüllen
Die Alibaba-Führung betonte, dass die Regulierer nicht das Geschäftsmodell selbst infrage gestellt hätten. Joe Tsai, Vize-Chairman von Alibaba, sagte laut einem Bericht der Nachrichtenagentur Reuters: „Wir fühlen uns sicher, dass an unserem grundlegenden Geschäftsmodell als Plattformunternehmen nichts falsch ist.“
Die chinesische Regierung hat zuletzt immer wieder sehr deutlich gemacht, dass sie die Techbranche in der Volksrepublik stärker kontrollieren will. Diese konnte sich jahrelang wenig reguliert entwickeln, sodass etwa mit Unternehmen wie Alibaba, der Finanzdienstleister Ant und dem Messengerdienst-Anbieter Tencent riesige Konzerne entstanden sind, die den Alltag der Chinesen dominieren.
Im November hatten die Regulierungsbehörden den IPO des Alibaba-Ablegers Ant Group, der ebenfalls von Jack Ma gegründet worden war, kurz vor dem Börsengang überraschend gestoppt. Am Montag ordneten die Aufseher in Peking eine umfassende Umstrukturierung des Fintechs an, wie Staatsmedien berichteten.
Das Unternehmen muss sich künftig als Finanzholding neu aufstellen und strengere Auflagen wie eine Bank erfüllen. Der Finanzdienstleiter, dem auch der große mobile Bezahldienst Alipay gehört, muss ferner unfairen Wettbewerb und Liquiditätsrisiken seiner Finanzfonds beseitigen.
Peking hatte die Rolle der Wettbewerbsbehörden in letzter Zeit deutlich gestärkt und Fintech-Unternehmen jüngst mehr Regeln auferlegt. So soll es für Banken, die mit Fintechs kooperieren, eine Obergrenze für die Vergabe von Onlinekrediten geben. Zudem werden Online-Kreditgeber dazu verpflichtet, mindestens 30 Prozent ihrer Darlehen, die sie zusammen mit Banken oder anderen Finanzinstituten ausgeben, selbst zu finanzieren.
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