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Open-RAN-Technologie „Global einen neuen Telekomstandard anbieten“ – Wie Rakuten von der Partnerschaft mit 1&1 profitiert

Japans Amazon-Rivale Rakuten wird für 1&1 in Deutschland ein 5G-Netz aufbauen. Firmengründer Mikitani sieht darin einen Durchbruch der Open-RAN-Technologie.
11.08.2021 - 13:56 Uhr Kommentieren
Dass Rakuten zuletzt hohe Verluste machte, bremst Mikitanis Expansionsdrang nicht. Quelle: dapd
Rakuten-Chef Mikitani

Dass Rakuten zuletzt hohe Verluste machte, bremst Mikitanis Expansionsdrang nicht.

(Foto: dapd)

Tokio Vergangene Woche kündigten der Onlinehändler Rakuten und der deutsche Internetanbieter 1&1 an, dass die Japaner das erste voll virtualisierte 5G-Netz auf der Open-RAN-Technik außerhalb Japans aufbauen werden. Unternehmensgründer Hiroshi „Mickey“ Mikitani will mit der Netzwerktechnik von Deutschland aus nun eine andere Industrie umzuwälzen als zuvor den Einzelhandel: die 5G-Mobilfunknetze.

Einem Neuling und keinem der üblichen Netzwerkausstatter zu vertrauen begründete Ralph Dommermuth gegenüber dem Handelsblatt. Der Chef der 1&1-Mutter United Internet sagte: „Rakuten hat 2020 in Japan das weltweit erste voll virtualisierte Netz auf Basis der neuen Open-RAN-Technologie in Betrieb genommen“ – und zwar aus eigener Kraft.

Das Revolutionäre daran ist, dass sie die bisher geschlossenen und an die Hersteller gebundenen RAN-Netzwerke öffnet. RAN steht für Radio Access Network (Funkzugangsnetz) und verbindet die mobilen Endgeräte mit dem Kernnetz, also etwa den Basisstationen. Dazu werden Übertragungstechnologien wie LTE (4G) oder 5G genutzt.

Open RAN bietet nicht nur einen schnelleren und deutlich billigeren Aufbau, sondern erleichtert es auch neuen Anbietern einzusteigen. Es gibt mehr Wettbewerb. Die Technologie soll teilweise Funktionen virtualisieren. Das heißt, eine Software simuliert bisherige Hardwarefunktionen und erstellt virtuelle Computersysteme. Das ist effizienter, weil auf der Hardware mehr Systeme gleichzeitig ausgeführt werden können.

Rakuten ist in Japan groß – hinkt global aber hinterher

Viele Telekommunikationsunternehmen liebäugeln daher mit der Technik. Und es ist kein Zufall, dass Rakuten den Durchbruch in Japan geschafft hat. Konzernchef Mikitani ist seit der Firmengründung im Jahr 1997 stets auf der Suche, mit modernen Internettechnologien neue Märkte zu erobern.

Mit Open RAN meint er den Hebel gefunden zu haben, den Markt der Mobilfunknetze aufzumischen. Er wolle „global einen neuen Telekomstandard anbieten“, sagte er 2020. „Ich bin sehr zuversichtlich, dass wir eine japanische Qualitätsplattform anbieten können.“

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Der Ehrgeiz ist verständlich. Bisher kam der E-Commerce-Konzern im Ausland nur langsam voran. In Japan etablierte sich Rakuten bereits früh als ernsthafter Rivale von Amazon im Onlinehandel. Doch der Konzern expandierte weit darüber hinaus in Fintech, Werbung und das Reisegeschäft.

So ist Rakuten bereits Japans größter Kreditkartenanbieter, eine Großbank und zudem dabei, größter Broker zu werden – mit bald sechs Millionen Kunden. Im Ausland versucht der Konzern, als Händler zu expandieren, und hat mit Viber sogar eine Chat-App im Programm. Doch liegt Rakuten weit hinter Amazon oder Facebook.

Das Mobilfunkgeschäft in Japan kam Mikitani als natürliche Erweiterung seiner Onlinewelt in den Sinn. Es soll für die Japaner ein wirtschaftliches Ökosystem aufbauen und Kunden länger im Rakuten-Universum halten. Zugleich will er die Open-RAN-Technik global veredeln.

Der Telekomneuling setzt darauf, die Technologie inklusive der notwendigen Module und Chips selbst mit Partnern zu entwickeln. 2018 heuerte er dafür den Experten Tariq Amin an, der zuvor bei T-Mobile US, der US-Tochter der Deutschen Telekom, Chinas Netzwerkausrüster Huawei und einem Netzaufbau in Indien Know-how gesammelt hatte.

Rakuten hofft mit Open RAN auf globalen Durchbruch

Das mobile Abenteuer von Rakuten wird bei Kreditbewertern und Anlegern mit Spannung verfolgt. Die hohen Investitionen für den Netzausbau und den Kundenfang reißen Rakuten derzeit tief in die Verlustzone. Am Mittwoch präsentierte Mikitani seine Halbjahresbilanz.

Mikitani prognostizierte, dass der Warenumsatz 2021 über die japanische E-Commerce-Seite Rakuten Ichiba erstmals rund 40 Milliarden Euro (fünf Billionen Yen) übersteigen werde. Aber der Reinverlust verdreifachte sich allein im ersten Halbjahr wegen des Mobilfunknetzes auf 511 Millionen Euro (66,3 Milliarden Yen).

Die Verluste bremsen Mikitanis Expansionsdrang allerdings nicht. „Wir haben gerade mehrere bahnbrechende globale Deals gemacht“, erklärte er am Mittwoch. Vergangene Woche übernahm Rakuten für über eine Milliarde US-Dollar (850 Millionen Euro) den amerikanischen Open-RAN-Anbieter Altiostar Networks vollständig.

Am Mittwoch präsentierte Mikitani seine Halbjahresbilanz. Quelle: imago images/AFLO
Rakuten-Chef Hiroshi Mikitani

Am Mittwoch präsentierte Mikitani seine Halbjahresbilanz.

(Foto: imago images/AFLO)

Zudem gründete der Konzern auch den Dienst Rakuten Symphony. Der Dienst soll die Expertise in mobilen Netzwerklösungen sowie die angeschlossenen Dienste bündeln und weltweit etwaigen Interessenten anbieten. So hob Mikitani das 1&1-Netz hervor, bei dem Rakuten der Generalunternehmer ist. „Dieser Deal öffnet wirklich das Tor zu neuen mobilen Netzwerken“, sagte er.

Die Anleger muss er aber noch von seinem Abenteuer überzeugen. Der Analyst Kirk Boodry von Redex Research meint zwar, dass der 1&1-Deal erleichternd sei, weil Rakutens Mobilnetzsegment damit eine zweite Einkommensquelle erschließe: „Aber die Märkte werden wahrscheinlich weiterhin zögerlich bleiben, bis das japanische Mobilgeschäft Gewinne macht.“

Mehr: United-Internet-Chef macht Kampfansage an die Telekom: „Wir bauen echtes 5G“

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