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Pikante Personalie Abschied von Deutschlandchef Wössner offenbart Konflikte innerhalb der Deutschen Telekom

Auf der obersten Telecom-Chefetage wird Dirk Wössners Abgang betont kühl aufgenommen. Zugleich setzt seine Personalie CEO Timotheus Höttges unter Druck.
13.02.2020 - 18:35 Uhr Kommentieren
Deutsche Telekom: Dirk Wössner Abschied offenbart Konflikte Quelle: dpa
Deutschland-Chef Dirk Wössner (r.) und Timotheus Höttges

Telekom-Manager weisen darauf hin, dass es kein einziges direktes Zitat von Vorstandschef Höttges zu der Personalie Wössner gab.

(Foto: dpa)

Bonn, Düsseldorf Bei der Deutschen Telekom gibt es gerade zwei Weltanschauungen. In der einen Welt hat Deutschlandchef Dirk Wössner vor seinen Mitarbeitern seinen anstehenden Abgang beim Bonner Dax-Konzern mit lobenden Worten für die Mannschaft kommuniziert. Wössner beschrieb auch die Leistungen des Unternehmens, das kurz vor dem Abschluss des seit zwei Jahren laufenden Fusionsvorhabens der US-Tochter T-Mobile mit dem Wettbewerber Sprint steht.

Für die zweite Welt steht die Mitteilung des Vorstandsvorsitzenden Timotheus Höttges, der im Intranet des Konzerns unter der Rubrik „Executive News – Information for all Top Leadership Teams“ eine Version mit deutlich anderer Tonalität hat verbreiten lassen. Die Meldung liest sich betont sachlich. Dort heißt es, dass Deutschlandchef Wössner seinen bis zum Ende des Jahres laufenden Vertrag nicht verlängern wird. Das Executive Committee habe die Entscheidung mit Bedauern zur Kenntnis genommen und den Prozess zur Suche eines Nachfolgers begonnen.

Hochrangige Telekom-Manager weisen darauf hin, dass es kein einziges direktes Zitat von Vorstandschef Höttges zu der Personalie gab und auch kein Wort der Dankbarkeit für Wössners geleistete Arbeit. Stattdessen wurde in der Intranet-Meldung betont, dass Interviews mit infrage kommenden Nachfolgekandidaten nun mit großer Ruhe aufgenommen würden.

Innerhalb der Telekom wurde die Wortwahl der Intranet-Botschaft von Top-Managern als deutlicher Beleg für einen Konflikt zwischen Höttges und Wössner aufgefasst. „Enttäuscht“ zeigten sich Manager über Wössners Abgang und die Umstände, unter denen er die Telekom verlässt. Mehrmals hatte Höttges seinen als Nachfolger für den CEO-Posten gehandelten Deutschlandchef für schlechtes Management kritisiert, sagten Insider, die bei den Treffen dabei waren.

Tatsächlich hat sich das Geschäft im Heimatmarkt solide entwickelt. Wobei Rivale Vodafone seine Position im deutschen Markt im vergangenen Jahr deutlich hat stärken können. Mit der Übernahme des Kabelnetzbetreibers Unitymedia kann Vodafone nun in großen Teilen Deutschlands deutlich höhere Festnetzgeschwindigkeiten vermarkten als die Telekom mit ihren DSL-Angeboten. Gleichzeitig konnte Vodafone den Echtzeitmobilfunk 5G in Deutschland deutlich früher als die Telekom im vergangen Sommer starten. Am kommenden Mittwoch präsentiert die Telekom die Bilanz für das Jahr 2019.

Architekt des Wechsels

Höttges hatte in diesen Tagen eigentlich den Erfolg der Fusionsbemühungen in den USA feiern wollen. Jetzt setzt ihn die Personalie Wössner unter Druck. Eine Nachfolge steht noch nicht fest. Es wird aber bereits eine Liste mit Kandidaten zusammengestellt, die ab der kommenden Woche diskutiert werden soll, wie das Handelsblatt erfuhr. Dabei wird unter anderem Europachef Srini Gopalan als möglicher Nachfolger von Wössner gehandelt. Auch Hagen Rickmann, der den Geschäftskundenbereich der Telekom Deutschland leitet, wird als möglicher Nachfolger genannt.

Der Strippenzieher hinter Wössners Abgang ist ein bestens vernetzter früherer Top-Manager der Branche. Sein Name: Klaus Esser. Seine Vergangenheit: Chef von Mannesmann. Esser leitet inzwischen den Aufsichtsrat der Compugroup Medical (CGM) aus Koblenz. Die Firma ist führender Anbieter im Bereich Gesundheits-IT, stattet Arztpraxen und Krankenhäuser mit EDV-Systemen, digitalen Patientenakten oder Kommunikationslösungen aus.

Nach 20 Jahren in der Telekom-Industrie und der Welt der Großunternehmen ist der Wechsel in ein viel kleineres Unternehmen eine persönliche Herausforderung. Dirk Wössner, Telekom-Deutschlandchef

Wössner ersetzt auf dem Chefposten Frank Gotthardt. Der hatte vor 33 Jahren das Unternehmen gegründet, jetzt will er spätestens zum Jahresende den Vorstandsvorsitz an Wössner abgeben und an die Spitze des Aufsichtsrats wechseln.

Wössner übernimmt die Führung eines Unternehmens mit starken Wachstumsambitionen. Das Geschäft mit Gesundheits-IT boomt. Das liegt unter anderem daran, dass der Gesetzgeber die Digitalisierung und Vernetzung der Arztpraxen und Krankenhäuser nach jahrelangem Stillstand seit einiger Zeit kraftvoll vorantreibt und die Mediziner mit scharfen Fristen zur Digitalisierung der eigenen Systeme zwingen will.
CGM erzielte 2019 laut vorläufigen Zahlen einen Umsatz von 746 Millionen Euro, eine Steigerung von vier Prozent im Vergleich zu 2018. Für 2020 erwartet das Unternehmen Erlöse von 765 bis 815 Millionen Euro.

Neben organischem Wachstum setzt CGM auch auf Zukäufe. Erst vor wenigen Tagen hatten die Koblenzer angekündigt, das Geschäft mit sogenannten Krankenhausinformationssystemen vom US-Konkurrenten Cerner für 225 Millionen Euro zu kaufen.

Dass Gotthardt ausgerechnet jetzt mit Wössner die Führung an einen Mobilfunk-Experten übergibt, dürfte strategische Gründe haben. CGM hat in fast allen Geschäftsfeldern hohe Marktanteile, ist vielfach Marktführer.

Cloud-basierte Systeme kommen

Die Systeme in der Gesundheits-IT basieren aber vielfach noch auf Hardware und lokal installierter Software, weil langwierige Datenschutzdebatten dem Vorstoß cloud-basierter Systeme im Weg standen. Von der Konkurrenz kommt häufig der Vorwurf, dass CGM ihre Marktmacht zementiere, indem sie die Anschlussfähigkeit ihrer Systeme für ihre Kunden begrenzt.

Setzt ein Arzt beispielsweise auf ein EDV-System von CGM, muss auch das Kommunikationssystem von den Koblenzern kommen, weil es sonst oft zu technischen Schwierigkeiten kommt. Offiziell hat man der CGM diesen Vorwurf nie nachweisen können, in der Praxis tauchen diese Aussagen aber immer wieder auf.

Mittlerweile ist die Gesundheits-IT-Industrie aber dabei, an cloud-basierten Lösungen zu arbeiten. In den nächsten Jahren dürften reine Hardware- und lokale Software-Systeme zunehmend abgelöst werden. Wössner könnte CGM auf diese neuen Herausforderungen vorbereiten. „Da kann man die Kompetenz eines Telekom-Vorstands gut gebrauchen“, heißt es aus Konzernkreisen.

Wössners Wechsel ist auch deshalb pikant, weil CGM und die Deutsche Telekom in gleichen Märkten aktiv sind. Insbesondere die Telekom-Tochter T-Systems konkurriert mit dem Mdax-Unternehmen im Bereich Vernetzung von Krankenhäusern und Arztpraxen, nimmt dabei aber eine deutlich kleinere Marktposition ein. Hoffnungen macht sich T-Systems insbesondere durch den Wandel der Systeme zu cloud-basierten Lösungen.

Diese Tatsache könnte noch zu Ärger führen. Ein Top-Manager sprach gegenüber dem Handelsblatt davon, dass eine Prüfung erwogen werde, ob die Überschneidungen von T-Systems und CGM unter das Wettbewerbsverbot in Wössners Telekom-Vertrag fallen könnten.

Parallel dazu muss sich Telekom-CEO Höttges noch um weitere Probleme kümmern. In den USA muss er eine klare Strategie für die Zeit nach der Fusion von T-Mobile und Sprint entwickeln. Im Mai verlässt der schrille US-Chef John Legere die Firma und übergibt an Mike Sievert.

Legere war der Architekt des Aufstiegs von T-Mobile in Nordamerika. Die Marke ist eng mit ihm als Person verknüpft. Die Telekom muss sich ohne ihren Frontman in den USA neu erfinden.

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