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RegTech Boom dank Whistleblowern: EQS will 100-Millionen-Ziel schneller erreichen

Tausende Unternehmen müssen einen sicheren Kanal für Hinweisgeber einführen. EQS sieht sich als Marktführer in dem neuen Segment und will das Wachstum massiv beschleunigen.
01.08.2021 - 11:40 Uhr Kommentieren
RegTech ist aufgrund der stetig wachsenden Regulierungsanforderungen ein Wachstumsmarkt. Quelle: EQS Group
EQS-Zentrale in München

RegTech ist aufgrund der stetig wachsenden Regulierungsanforderungen ein Wachstumsmarkt.

(Foto: EQS Group)

München Als bei der Technologiefirma EQS nach der Weihnachtsfeier eine anonyme Mitarbeiter-Meldung über Mobbing zu später Stunde einging, sah Achim Weick das mit gemischten Gefühlen. Als besorgter Chef ging er dem Hinweis nach. „Doch es hat mich auch gefreut, dass das System funktioniert und angenommen wird“, sagt der Gründer und CEO von EQS.

Denn die EU verlangt in einer Richtlinie zum Schutz von Whistleblowern, sichere Meldekanäle für Hinweisgeber einzuführen. In den nächsten Jahren müssen Tausende Unternehmen in Europa solche Systeme schrittweise einführen. Und EQS sieht sich nach der Übernahme des Konkurrenten Business Keeper als klaren Marktführer in dem geraden entstehenden Markt. „Wir wollen das Wachstum deutlich beschleunigen“, sagt Weick.

EQS hatte sich 2005 mit der Übernahme der Deutschen Gesellschaft für Ad-hoc-Publizität mbH, die Ad-hoc-Meldungen versendet, einen großen Kundenstamm unter börsennotierten Gesellschaften gesichert. Zu den Nutzern gehören zum Beispiel alle Dax-30-Konzerne.

Zum bisherigen Kerngeschäft von EQS zählen auch weitere digitale Technologien für Investor-Relations-Abteilungen – von der Videoübertragung von Hauptversammlungen über die Verwaltung von Insiderlisten und Investoren-Datenbanken bis zur Steuerung von Meldepflichten.

Im vergangenen Jahr stieg der Umsatz so um 18 Prozent auf 37,6 Millionen Euro. In der Corona-Pandemie mussten viele IR-Abteilungen verstärkt auf digitale Kontakte setzen, das trieb das Geschäft an. Unter dem Strich stand ein kleiner Verlust von 832.000 Euro. Im ersten Quartal legten die Umsätze um 26 Prozent auf 10,5 Millionen Euro zu.

EQS will Umsatz 2021 auf 50 Millionen Euro steigern

Noch entfällt gut die Hälfte der EQS-Umsätze auf den IR-Bereich. Das ändert sich nun mit der Übernahme von Business Keeper. Der Kaufpreis für das Unternehmen mit etwa zehn Millionen Euro Umsatz betrug knapp 100 Millionen Euro.

Nach einer Übernahme will der EQS-Chef mit seiner Firma deutlich schneller wachsen. Quelle: EQS
Achim Weick

Nach einer Übernahme will der EQS-Chef mit seiner Firma deutlich schneller wachsen.

Business Keeper hat bereits 17 Dax-Unternehmen als Kunden für sein digitales Whistleblower-Meldesystem gewonnen. Die EQS-Lösung Integrity Line nutzt im Dax bislang nur Continental. „Wir waren bei vielen Dax-Unternehmen einfach zu spät dran“, räumt Weick offen ein. Immerhin erhielt EQS Aufträge unter anderem von L'Oréal und der Europäischen Zentralbank.

Im Verbund mit Business Keeper will EQS den Umsatz in diesem Jahr auf etwa 50 Millionen Euro steigern, 2022 sollen es dann schon bis zu 75 Millionen Euro sein. „Die 100-Millionen-Euro-Marke wollen wir jetzt deutlich früher erreichen“, sagt Weick. Bislang war das für 2025 geplant.

Sprudelnde Gewinne will der Gründer den Investoren noch nicht versprechen. Operativ wolle EQS schwarze Zahlen schreiben, aber vor allem in das weitere Wachstum investieren. „Der Markt wird jetzt verteilt.“ Weitere Konkurrenten für das Hinweisgebersystem sind unter anderem People in Touch und Nevex.

EQS will nun auch ein Cockpit, also eine Plattform mit verschiedenen Funktionen, für den Corporate-Compliance-Bereich basteln.

RegTech: Markt wächst mit zweistelligen Raten

Der Markt ist nach Einschätzung von Experten attraktiv. RegTech ist aufgrund der stetig wachsenden Regulierungsanforderungen ein Wachstumsmarkt.

Die Experten von Facts and Factors rechnen damit, dass die Branche bis 2025 jedes Jahr prozentual zweistellig auf mehr als 33 Milliarden Dollar wachsen wird. Aktiv sind hier unter anderem Berater wie Deloitte mit entsprechenden Angeboten, Thomson Reuters, IBM, MetricStream und BearingPoint RegTech.

Weick hatte EQS zur Jahrtausendwende in München gegründet. Am Anfang standen Bewegtbilder für IR-Abteilungen im Vordergrund. „Da waren wir viel zu früh dran“, sagt der CEO, der zuvor unter anderem bei der Commerzbank und der Hypo-Vereinsbank gearbeitet hatte. Rückschläge gab es, als mit dem Zusammenbruch des Neuen Markts und in der Finanzkrise die Zahl der börsennotierten Gesellschaften in Deutschland deutlich sank.

Auch im Ausland sieht er großes Wachstumspotenzial. Für die Whistleblower-Plattform konnte EQS zum Beispiel viele neue Kunden in Frankreich gewinnen.

Schon vor der EU-Vorgabe hatten gerade viele größere Konzerne anonyme Hinweisgeber-Kanäle installiert. Auslöser waren unter anderem der Siemens-Schmiergeldskandal und die Betrügereien bei Enron.

„Hinweise von Mitarbeitenden und weiteren Anspruchsgruppen spielen eine bedeutende Rolle bei der Prävention und Aufdeckung von Verstößen gegen Rechtsvorschriften oder interne Regeln und Werte“, heißt es in einer Studie der Hochschule HTW Chur, die gemeinsam mit EQS herausgegeben wurde.

Im Schnitt gingen bei den untersuchten Meldestellen 52 Hinweise im Untersuchungsjahr ein. Etwa jeder zweite erwies sich als relevant. Mögliche Betrugs- und Korruptionsfälle wurden ebenso gemeldet wie die Belästigung auf der Weihnachtsfeier.

Mehr: Podcast – Wie die Unternehmen Whistleblower besser schützen müssen.

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