SAP Vorsitzender des Betriebsrats tritt zurück – Sondersitzung für Mittwoch angesetzt

Ein Sprecher des Softwarekonzerns mit Sitz in Walldorf bestätigte den Rückzug am Montag.
Walldorf Der Betriebsrat von SAP kommt nicht zur Ruhe: Der Vorsitzende Ralf Zeiger ist von seinem Amt zurückgetreten. Das teilte er seinen Kollegen am Wochenende in einer E-Mail mit – ohne Gründe zu nennen.
Aus dem Konzernbetriebsrat zieht er sich ebenfalls zurück, behält aber das Mandat im Aufsichtsrat. Seine Stellvertreterin Nathalie Boulay und Elke Hänle werden das Gremium interimsweise leiten.
Möglicher Hintergrund sind interne Untersuchungen. SAP erklärte am Montag im Zusammenhang mit dem Rücktritt, „mögliche Unregelmäßigkeiten“ im Zusammenhang mit zwei Betriebsräten zu prüfen. Details wie die betroffenen Personen nannte der Konzern unter Verweis auf den Datenschutz allerdings nicht.
SAP untersucht derzeit, ob ein Betriebs- und Aufsichtsratsmitglied Arbeitszeitvorgaben missachtet hat. Konkret geht es um die Frage, ob er Urlaub gemacht hat, ohne diesen zu beantragen. Ein Hinweis auf einen möglichen Verstoß sei über ein internes Whistleblower-System anonym eingegangen, heißt es unter Arbeitnehmervertretern.
SAP-Betriebsrat setzt Sondersitzung für Mittwoch an
Der Softwarehersteller hat den Betriebsrat aufgefordert, Daten zur An- und Abwesenheit des Mitarbeiters bei Sitzungen zur Verfügung zu stellen. Aus dem Postfach des Betriebsratsvorsitzes sind jedoch nach Angaben aus Unternehmenskreisen Informationen gelöscht oder verändert worden, die als Beweismittel dienen sollten.
Für Mittwoch hat der Betriebsrat der SAP SE, in der mehr als 22.000 Mitarbeiter in Deutschland arbeiten, eine Sondersitzung angesetzt, um die Ergebnisse einer Untersuchung zu thematisieren, die die Zugriffe auf das Postfach klären soll. Der Rücktritt von Ralf Zeiger könnte im Zusammenhang mit diesem Vorgang stehen.
Es sind nicht die einzigen Querelen in der Arbeitnehmervertretung. Der Funktionär, gegen den wegen möglicher Arbeitszeitverstöße ermittelt wird, steht im Verdacht, in die Manipulation der Aufsichtsratswahl 2012 verwickelt zu sein.
Ein früherer SAPler, der nicht mehr im Unternehmen ist, will ihm beim Wahlkampf für das Aufsichtsgremium geholfen haben. Dafür forderte er in einem Zivilverfahren vor dem Landgericht Heidelberg (Aktenzeichen 2 O 17/16) ein Honorar ein. Sollte die Vereinbarung authentisch sein, steht die Frage des Stimmenkaufs im Raum. Der Beklagte bestreitet das.
Mehr: Mögliches Fehlverhalten: SAP ermittelt gegen Aufsichtsratsmitglied
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