Whitney Wolfe Herd: Wie die Bumble-Gründerin die Welt der Dating-Apps revolutionierte
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Serie: Unternehmerinnen weltweitWhitney Wolfe Herd: Wie die Bumble-Gründerin die Welt der Dating-Apps revolutionierte
Nach ihrem Abgang bei Tinder startete Whitney Wolfe Herd mit ihrer Dating-App Bumble erst so richtig durch – und wurde zu einer der wenigen Selfmade-Milliardärinnen in den USA.
Die Unternehmerin ist eine der wenigen Selfmade-Milliardärinnen in den Vereinigten Staaten.
(Foto: Getty Images)
New YorkAm 11. Februar 2021 ging Whitney Wolfe Herd in die Geschichte ein: Der Börsengang ihrer Dating-App Bumble machte sie zur jüngsten Selfmade-Milliardärin der Welt. Am Tag des IPOs postete sie ein Foto von sich mit ihrem Baby auf dem Arm. „Frauen können den ersten Schritt machen“ – mit diesem einfachen Konzept hat Wolfe Herd die Welt der Dating-Apps revolutioniert –, auch „um überholte heterosexuelle Normen zu brechen“, so heißt es auf dem Dating-Portal, das die 32-Jährige gegründet hat.
Wolfe Herd war nicht nur die jüngste weibliche Chefin, die in den USA ein Unternehmen an die Börse gebracht hat. Sie konnte auch anders als die meisten männlichen Gründer bei ihrem IPO bereits Gewinne vorweisen. Im ersten Quartal hat das Unternehmen dann auch alle Umsatzerwartungen übertroffen und ebenfalls einen Gewinn ausgewiesen. Außerdem ist die wichtige Zahl der zahlenden Nutzer im ersten Quartal um 30 Prozent gestiegen.
Dabei gab es auf Wolfe Herds Weg auch Rückschläge. Das Unternehmen Tinder, das sie 2012 mitgegründet hatte, verließ sie 2014 im Streit. Sie verklagte Tinder sogar wegen sexueller Belästigung und erhielt in einer außergerichtlichen Einigung eine Million Dollar und Aktien des Unternehmens.
Heute ist sie mit ihrer zitronengelben Marke Bumble und einem Vermögen von 1,2 Milliarden Dollar eine der wenigen Selfmade-Milliardärinnen in den Vereinigten Staaten. Und Analysten malen ihrer App, bei der Frauen die Männer ansprechen müssen, damit überhaupt ein Kontakt entsteht, eine rosige Zukunft aus.
Zumindest einen Teil des Erfolgs verdankt Wolfe Herd ihrem unschönen Abgang bei Tinder, der sie noch einmal ganz neu anfangen ließ. Nach ihren Vorwürfen der sexuellen Belästigung bekam sie zunächst die Wucht der sozialen Medien zu spüren.
Verletzt und nach eigenen Aussagen auch leicht depressiv kehrte sie 2014 Kalifornien den Rücken, um in Austin im US-Bundesstaat Texas an einer eigenen neuen Idee zu arbeiten: Merci – ein soziales Netz nur für Frauen, wo ein netter Umgangston Vorschrift sein sollte. Noch während sie an Merci arbeitete, bekam sie ein Angebot von Andrey Andreev, dem Gründer der Dating-App Badoo, der die Tinder-Veteranin gerne als Marketing-Vorstand an Bord holen wollte.
Eine Woche Zwangsurlaub für alle
Doch sie kam nicht als Marketing-Chefin zu Badoo, sondern gewann Andreev als Investor: Badoo erhielt die Mehrheit der Aktien, stellte seine Technologie zur Verfügung und ließ Herd mit Bumble ansonsten freie Hand.
Inzwischen gehören sowohl Bumble als auch Badoo zur Muttergesellschaft Bumble mit Wolfe Herd an der Spitze. Badoo-Gründer Andreev verkaufte in der Zwischenzeit sämtliche Anteile. Heute arbeiten rund 700 Menschen für das Unternehmen in Austin, Barcelona, London und Moskau. Bumble hat nach eigenen Angaben mehr als 100 Millionen Nutzer weltweit. Auch in Deutschland ist die Dating-App erfolgreich.
Nicht nur Menschen, die sich auf Partnersuche befinden, mögen Bumble. Auch die Investoren lassen sich von Wolfe Herds Modell überzeugen: Das Investment-Haus Susquehanna lobt das Management: Bumble habe „sich fest in dem Markt eingerichtet, indem es sich eine solide Nische mit seiner frauenzentrierten Dating-App geschaffen hat“, heißt es in einer Studie.
Serie: Unternehmerinnen weltweit
Noch immer gibt es weltweit weniger Unternehmerinnen als Unternehmer. In einigen Ländern aber liegt der Anteil über dem Schnitt der OECD-Länder. Unsere Korrespondenten spüren ihre Geschichten auf und analysieren die Gründe, warum es dort mehr Frauen gibt, die ihr eigener Chef sind, als in Deutschland.
Trotz einer höheren Gründerinnenquote haben es Frauen in Mexikos Wirtschaft noch immer schwer. Gabriela León hat es mit viel Durchhaltevermögen dennoch geschafft.
Israel gehört zu den Ländern mit den meisten Gründerinnen im OECD-Vergleich. Eynat Guez ist die erfolgreichste Unternehmerin in der israelischen Start-up-Szene.
Nach ihrem Abgang bei Tinder startete Whitney Wolfe Herd mit ihrer Dating-App Bumble erst so richtig durch – und wurde zu einer der wenigen Selfmade-Milliardärinnen in den USA.
Lotte Tisenkopfa-Iltnere war mit dem Thema Nachhaltigkeit ihrer Zeit voraus. Das erschwerte zunächst die Gründung ihrer Kosmetikfirma. Inzwischen ist sie der Stolz des Landes.
Kristel Groenenboom übernahm mit 23 Jahren das Familienunternehmen ihres Vaters. Das ist lange her, doch noch immer fällt es manchen Männern schwer, sie als Unternehmerin zu akzeptieren.
Auch der Analyst John Blackledge glaubt, dass Bumble noch viel Potenzial hat, weil sich das Dating immer mehr ins Internet verlagert. „Wir erwarten, dass der positive Rückenwind noch viele Jahre andauern wird, und Bumble wird von diesem kontinuierlichen Trend nicht nur begünstigt, sondern ihn auch antreiben“, schreibt Blackledge.
Dabei legt die Vorstandsvorsitzende einen unüblichen Management-Stil an den Tag. Im Juni schickte Wolfe Herd kurzerhand sämtliche Mitarbeitende für eine Woche in den Zwangsurlaub. Ihre Begründung: Sie will Burnouts verhindern, bevor sie entstehen.
Bei sozialen und kulturellen Normen für Gründungen liegen die USA vorn
Ihr unternehmerisches Talent hat die in Utah geborene Tochter eines Bauunternehmers und einer Hausfrau bereits während ihrer Studienzeit als Aktivistin bewiesen. Als sie 19 Jahre alt war und im Golf von Mexiko die BP-Ölplattform Deepwater Horizon explodierte, ließ Wolfe Herd Bambus-Taschen herstellen, um damit Geld für die Betroffenen zu sammeln. Zusammen mit dem Modedesigner Patrick Aufdenkamp gründete sie die Hilfsorganisation „Help Us Project“. Sie war damit nicht nur lokal, sondern in den gesamten Vereinigten Staaten erfolgreich.
Dass in den USA auch mehr Frauen Unternehmen gründen, liegt unter anderem daran, dass jeder, der die High School verlässt, ein Gründungsprojekt samt Businessplan abgeliefert haben muss. Im Global Entrepreneurship Monitor (GEM) zeigt sich, dass unternehmerische Bildung auch nach der Schule, zum Beispiel an den Universitäten, für wichtiger erachtet wird als in anderen Ländern.
Offenbar hilft es auch Gründerinnen, dass vor allem die „sozialen und kulturellen Normen“ in den USA, wie es im GEM heißt, zu Unternehmensgründungen motivieren. In dieser Kategorie sind die USA weltweit an der Spitze. Zudem lässt sich am Beispiel von Wolfe Herd gut ablesen, dass der Wechsel zwischen Unternehmern und angestellten Managern fließender verläuft als anderswo, eben weil die Normen offen für solche Wechsel sind.
Nach ihrem Uni-Abschluss reiste Wolfe Herd durch Südostasien. Dort engagierte sie sich für verschiedene Waisenhäuser, wo sie ehrenamtlich arbeitete. Heute hilft sie mit Bumble vor allem einsamen Herzen auf der Suche nach einem Partner und seit neuestem auch Menschen, die einfach Freunde suchen.
Mit Dating-Apps lassen sich auch freundschaftliche Kontakte knüpfen
Nach der langen Pandemie trifft sie damit erneut einen Nerv, wie mehrere Umfragen zeigen: Nach einer Studie von Morgan Stanley wollen 87 Prozent der aktuellen Nutzer von Dating-Apps das Online-Dating in den kommenden zwölf Monaten noch stärker nutzen – vor allem Millennials und Menschen mit einem hohen Einkommen.
Dass künftig auch mehr Menschen Dating-Apps nutzen werden, die dies noch nicht tun, zeigt eine Umfrage der Marktforscher von Evercore ISI. Danach zögen außerdem 53 Prozent der Befragten, die derzeit nicht für Dating-Apps zahlen, in Betracht, dies künftig zu tun. Darüber hinaus gaben mehr als drei Viertel an, dass sie Dating-Apps nutzen würden, um neue Freunde zu finden.
Und wer sich in New York an einem sicheren Ort zum echten Date treffen will, der kann seit Ende Juli zu „Bumble Brew“ gehen. Wolfe Herd hat den Schritt in die reale Welt gewagt und ein eigenes Lokal eröffnet: ein Restaurant im angesagten Viertel Nolita – in Quietschgelb natürlich.
1 Kommentar zu "Serie: Unternehmerinnen weltweit: Whitney Wolfe Herd: Wie die Bumble-Gründerin die Welt der Dating-Apps revolutionierte"
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Herr Axel Braun
Gerade mal im Playstore nach Bumble gesucht...die Bewertungen sind diametral entgegengesetzt zu dem äußerst positiven Artikel hier. Aber so lange zahlende Kunden kommen ist das Modell ja erfolgreich, Bertung hin oder her.....
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Gerade mal im Playstore nach Bumble gesucht...die Bewertungen sind diametral entgegengesetzt zu dem äußerst positiven Artikel hier.
Aber so lange zahlende Kunden kommen ist das Modell ja erfolgreich, Bertung hin oder her.....