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Software-Integration SAP verspricht Kunden baldige Verbesserungen

Kunden fordern, dass SAP die eigene Software besser integriert. Der Softwarehersteller legt nun einen Zeitplan für dieses große Problem vor.
12.02.2020 Update: 12.02.2020 - 11:33 Uhr Kommentieren
Seit der Manager Anfang 2019 das Ressort Technologie und Innovation übernommen hat, ist er dafür verantwortlich, die vielen Produkte des Softwareherstellers nahtlos zu integrieren. Quelle: SAP
SAP-Vorstand Jürgen Müller

Seit der Manager Anfang 2019 das Ressort Technologie und Innovation übernommen hat, ist er dafür verantwortlich, die vielen Produkte des Softwareherstellers nahtlos zu integrieren.

(Foto: SAP)

Düsseldorf Woran die Zukunft von SAP hängt, kann Jürgen Müller anhand seiner letzten Silvesterparty erklären. Einige Freunde kamen bei ihm in Berlin zum Raclette vorbei und blieben über Nacht. Die Zutaten für die Party und fürs Frühstück bestellte er online. Die Lieferung enthielt jedoch den falschen Käse und Waffeln statt Aufbackbrötchen.

Für den Manager ist die Ursache des Fehlers klar: „Der Online-Shop war nicht mit der Warenwirtschaft und der Lieferkette integriert.“ Daher bot er Produkte an, die nicht verfügbar waren – und musste so die Kunden enttäuschen.

Müllers Aufgabe besteht darin, dass SAP-Kunden ähnliche Probleme verhindern können. Seit er Anfang 2019 im Vorstand das Ressort Technologie und Innovation übernommen hat, ist er dafür verantwortlich, die vielen Produkte des Softwareherstellers nahtlos zu integrieren. Daran hat es durch die vielen Übernahmen in den letzten Jahren gehapert.

Nun werden konkrete Resultate dieser Arbeit sichtbar: SAP hat Montagabend einen Plan für die Integration wichtiger Geschäftsprozesse über mehrere Anwendungen hinweg veröffentlicht. „An der Frage der Integration entscheidet sich das Wohl und Wehe unserer Kunden und von SAP“, betonte Jürgen Müller am Dienstag gegenüber dem Handelsblatt – sie habe für den Vorstand um die Co-Chefs Christian Klein und Jennifer Morgan höchste Priorität.

Anwender bewerteten die Ankündigung positiv: Sie sei ein „ganz wichtiges Signal“, sagte Steffen Pietsch, Technologievorstand der Kundenorganisation DSAG, in Mannheim. Die Strategie und Stoßrichtung für die Integration seien richtig, die Umsetzung hinke aber hinterher. „Die Herausforderung liegt hier im Detail“, mahnte Pietsch.

Von der Einstellung bis zur Rente

SAP verspricht, typische betriebswirtschaftliche Aufgaben künftig durchgängig abzubilden. Zum Beispiel alle Schritte von der Kundenwerbung bis zur Zahlungsabwicklung, „Lead to Cash“ genannt, oder von der Einstellung bis zum Abschied eines Mitarbeiters, kurz „Recruite to Retire“. Dabei handle es sich um die wesentlichen Wertschöpfungsschritte in Unternehmen, sagte Müller – mit den Prozessen decke der Softwarehersteller 80 Prozent dessen ab, was die Kunden verlangen.

Für SAP ist das ein wichtiges Argument im Wettbewerb mit Salesforce, Workday und Oracle. Der deutsche Softwarehersteller will ein integriertes Programmpaket anbieten, im Fachjargon Suite genannt. „Für Kunden ist es eine Kostenfrage: Wie effizient kann ich die systemübergreifenden Prozesse steuern?“, erläuterte Frank Niemann, Analyst bei Teknowlogy PAC, gegenüber dem Handelsblatt.

Zum einen geht es um die Einführung. „Die Integration mit SAP-Produkten macht einen erheblichen Teil der Kosten in IT-Projekten aus“, so Niemann – wenn der Aufwand sinkt, hat der deutsche Konzern ein Verkaufsargument für Produkte wie das Personalsystem Success Factors oder die Reisekostenplattform Concur. Zum anderen geht es um den Betrieb: Die Wartung eines einheitlichen Systems sei kostengünstiger.

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Damit das funktioniert, muss SAP mehrere Produkte integrieren, neben dem Steuerungssystem S/4 Hana etwa die Marketing- und Vertriebslösung C/4 Hana, das Personalprogramm Success Factors, die Reisekostenplattform Concur und die Anfang 2019 zugekaufte Marktforschungsplattform Qualtrics.

Daran hapert es angesichts der Übernahmen in den vergangenen Jahren jedoch. „Die Integration brauche etwas Zeit“, sagte Müller. „Aber wir verstehen den Unmut darüber, dass es in einigen Bereichen zu lange gedauert hat und dauert.“

Die Lösung dieser Probleme ist die wichtigste Aufgabe des 37-jährigen Wirtschaftsinformatikers, der seit einem guten Jahr im Amt ist. Sein Ressort hat dafür in den vergangenen Monaten die technischen Grundlagen geschaffen – es handle sich „um das größte Engineering-Programm, das wir haben“.

Dazu zählen ein Datenmodell, das Angaben einheitlich definiert, ein Identitätsmanagement, das den Zugriff auf die Lösungen erleichtert, und eine Bedienung, die überall gleich funktioniert. Dafür kündigt der Softwarehersteller nun konkrete Termine an, die meisten im Laufe des Jahres.

Integration spielt zentrale Rolle

Bei den Kunden in Deutschland, Österreich und der Schweiz stoßen diese Pläne auf Zustimmung. „Ich nehme ausdrücklich positiv wahr, dass SAP nicht nur oberflächlich an Symptomen arbeitet, sondern bereit ist, grundlegende Probleme zu lösen“, sagte DSAG-Vorstand Pietsch auf den Technologietagen der Organisation. Trotzdem sei noch viel zu tun. „Wir fordern Klarheit und Transparenz, wie SAP diese Strategien umsetzen möchte, und zwar so, dass unsere eigenen Planungen darauf abgestimmt werden können.“

Analyst Frank Niemann hält den Schritt für überfällig. „Das neue SAP-Management hat verstanden, dass es nicht nur ständig neue Produkte übernehmen oder ankündigen kann, sondern auch den Bestandskunden eine gewisse Planungssicherheit vermitteln muss.“ Die Ankündigung werte das gesamte Produktportfolio auf. Bei der Umsetzung sei aber wichtig, dass der Konzern eine herstellerübergreifende Integration ermögliche – in den meisten Unternehmen kommen Lösungen von verschiedenen Herstellern zum Einsatz.

Der wertvollste Dax-Konzern hat sich das Ziel gesetzt, den Umsatz bis zum Jahr 2023 auf 35 Milliarden Euro zu steigern, die Geschäfte mit dem Cloud-Computing sollen dazu mehr als 15 Milliarden Euro beitragen. Die Integration spielt dabei eine zentrale Rolle: Sie liefert dem SAP-Vertrieb Argumente, wenn er die Produkte von übernommenen Unternehmen wie Ariba, Success Factors, Concur und zuletzt Qualtrics den 437.000 Bestandskunden anbietet.

„Wenn unsere Lösungen perfekt zusammenfunktionieren, ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass ein Kunde weitere SAP-Produkte kauft“, betonte Müller.

Mit der Ankündigung sendet der Vorstand um die beiden neuen Co-Chefs ein weiteres Signal, dass er die Belange der Kunden ernst nehmen will. „Wir möchten uns spürbar wandeln“, sagte Technikchef Müller, und: „Wir möchten, dass Kunden und Kundenvertreter näher herankommen an unsere Entwickler.“ Dann klappt’s vielleicht auch mit der Silvesterbestellung.

Mehr: Viele Unternehmen fürchten, dass sie bis Ende 2025 die aufwendige Umstellung auf S/4 Hana geschafft haben müssen. Nun gewährt SAP ihnen mehr Zeit.

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