Software SAP verspricht seinen Kunden verlässliche Lieferketten

Der Softwarekonzern musste wie schon im vergangenen Jahr seine Kundenmesse digital abhalten.
Düsseldorf Grenzkontrollen wegen der Coronakrise, ein Mangel an Containern und dann noch die Blockade des Suezkanals nach der Havarie der „Ever Given“: Lieferketten halten plötzlich nicht mehr. Ein Schock für viele Unternehmen, droht er doch, ihre „Just in time“-Ökonomie massiv zu stören.
SAP will betroffenen Unternehmen nun helfen, mit solchen Notlagen besser umzugehen. Der deutsche Softwarehersteller kündigte am Mittwoch auf seiner virtuellen Kundenkonferenz Sapphire Now an, mehrere Plattformen für Beschaffung, Logistik und das Management von Anlagen zu einem großen Netzwerk zusammenzuführen.
Kunden sollen über ein Portal einen einheitlichen Blick auf Lieferketten, Logistik und Produktion erhalten. „Unsere neue Vision ist der Aufbau der weltweit größten Business-Community, die es Kunden ermöglicht, auf einfache Weise mit jedem Unternehmen innerhalb ihrer Lieferketten in Verbindung zu treten“, erklärte SAP-Vorstandschef Christian Klein.
SAP kann mit seiner Software die Geschäftsprozesse von Kunden organisieren und transparent machen – im Idealfall durchgängig, also vom Auftragseingang bis zur Abrechnung. „Intelligent Enterprise“ lautet das Versprechen im Firmenjargon, das auf der Konferenz im Mittelpunkt steht.
Steigende Anforderungen
Die Optimierung der Lieferkette war schon immer ein wichtiges Thema. Durch die Pandemie steht es ganz oben bei den Unternehmen. Die Lieferkette sei zentral für die „komplette Kundenerfahrung“, sagte Thomas Saueressig, der im SAP-Vorstand die Produktentwicklung verantwortet, Journalisten. Das neue Netzwerk erlaube es, Geschäftsprozesse auch unternehmensübergreifend zu optimieren. 5,5 Millionen Handelspartner seien dabei.
Saueressig verwies auf die steigenden Anforderungen. So zwingt etwa das neue Lieferkettengesetz Unternehmen dazu, bei Lieferanten stärker auf die Einhaltung von Menschenrechten und Umweltschutz zu achten. Das erfordert eine hohe Transparenz über die Zulieferer.
Die Plattform soll nicht auf SAP allein abgestellt sein. Der IT-Konzern integriert dort auch seine Partner. Saueressig nannte exemplarisch das Start-up P44, das auf Lieferungen auf der letzten Meile spezialisiert ist, sowie Uber Freight, über das Unternehmen Frachtkapazitäten bestellen können. So könne beispielsweise ein Möbelhersteller Lkws buchen, um seine Produkte zu verteilen.
Bei der Benennung zeigte sich SAP nicht besonders kreativ: Unter dem Namen „Business Network“ fasste der Softwarehersteller in der Vergangenheit die Tochterfirmen Fieldglass, Ariba und Concur zusammen, also mehrere Plattformen für die Beschaffung von Arbeitskräften, Material und Geschäftsreisen.
SAP will Klimaschutz messbar machen
SAP baut zudem das Produktportfolio für Nachhaltigkeit aus. „Das Thema wird von allen Seiten gepusht“, sagte Saueressig – von Regierungen über Finanzinvestoren bis zu den Konsumenten. Der Druck auf Unternehmen sei daher groß. Der Softwarehersteller hat sich zum Ziel gesetzt, Klimaschutz messbar zu machen, über verschiedene Produktions- und Logistikschritte hinweg.
Bislang gibt es unter der Dachmarke Climate 21 eine Plattform für die Analyse von CO2-Emissionen. Künftig können Unternehmen das mit dem „Product Footprint Management“ für einzelne Produkte über ihren gesamten Lebenszyklus hinweg tun. Ein neues Produkt soll zudem bereits in der Aufbauphase auf nachhaltiges Design hinwirken.
Die Nachfrage nach dem ersten Climate-21-Produkt sei „enorm“, sagte Vorstand Saueressig, ohne Zahlen zu nennen. Unternehmen aus verschiedensten Branchen und verschiedenster Größe seien dabei.
Die Sapphire Now ist für SAP die wichtigste Kundenmesse. Wegen der Pandemie verzichtet der Softwarehersteller wie schon im Vorjahr auf die Präsenzveranstaltung in Orlando, Florida, zu der gewöhnlich mehrere Tausend Besucher kommen, und bietet stattdessen Vorträge und Foren im digitalen Format an. Die Veranstaltungen dauern bis in den Juli.
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