Software schlägt Champion Google lässt Go-Meister alt aussehen

Das Go-Spiel galt bislang als zu komplex, um von Computern beherrscht zu werden.
Mountain View Es ist ein Meilenstein in der Entwicklung künstlicher Intelligenz: Eine Google-Software hat den Europameister im Spiel Go geschlagen. Go, bei dem die Spieler abwechselnd weiße und schwarze Steine auf dem Spielbrett platzieren, gilt als größere Herausforderung für Computer-Programme als etwa Schach, weil drastisch mehr potenzielle Züge durchgerechnet werden müssen.
Die bei Google entwickelte Software AlphaGo löst das Problem dadurch, dass sie wahrscheinliche Züge des menschlichen Gegenspielers vorhersagt und sich darauf einstellt. Sie habe zwei „neuronale Netzwerke“ mit Millionen Verbindungen ähnlich wie bei Nervenzellen, erklärte Google in einem Blogeintrag am späten Mittwoch.
Die Entwickler ließen ihr Programm zunächst 30 Millionen Züge menschlicher Go-Spieler auswerten. Als weitere Trainingsmaßnahme spielte AlphaGo tausende Spiele gegen sich selbst, um sich zu verbessern. Bei Tests gegen andere Go-Programme gewann die so gestärkte Software 499 von 500 Spielen. Im Oktober konnte AlphaGo dann auch den amtierenden europäischen Meister Fan Hui in fünf von fünf Spielen schlagen. Als nächste Herausforderung soll die Maschine im März in Südkorea gegen den weltbesten Spieler Lee Sedol antreten.
Der geschlagene Champion sagte, die Software mache im Gegensatz zu Menschen keine groben Fehler. „Manchmal sind wir müde, manchmal wollen wir zu sehr gewinnen, weil wir diesen Druck spüren“, sagte er dem Wissenschaftsmagazin Nature. Das Programm sei anders: „Es ist sehr stark und stabil, es erscheint wie eine Mauer. Für mich ist das ein großer Unterschied.“ Wenn er nicht gewusst hätte, dass er gegen einen Computer spielt, hätte er seinen Gegner wahrscheinlich für einen sehr starken, wenn auch etwas seltsamen menschlichen Spieler gehalten.
Go ist ein populäre Herausforderung für Entwickler künstlicher Intelligenz: Nur wenige Stunden vor der Google-Mitteilung schrieb Facebook-Gründer Mark Zuckerberg, dass ein Team beim Online-Netzwerk an einer Software für das Spiel arbeite.
Die großen Player der Technologie-Branche setzen massiv auf die Entwicklung lernender Maschinen, die Menschen einfache Aufgaben abnehmen und große Informations-Mengen ordnen können. Google setzt sie zum Beispiel auch bei der automatischen Erkennung des Inhalts von Bildern in seinem Foto-Dienst ein. Facebook verknüpfe diese Fähigkeit mit Spracherkennung, sagte Zuckerberg am Mittwoch.
AlphaGo wurde bei der britischen Firma Deep Mind entwickelt, die Google vor zwei Jahren gekauft hatte. Mitgründer Demis Hassabis betonte, dass die Software sich selbst weiterentwickele. „Es ist anders als bei einem Programm, das man selbst zusammengebaut hat und in allen Nuancen weiß, was es kann. Hier hat es selbst Dinge gelernt, so dass es erstaunlich ist, zu sehen, welche Fähigkeiten es sich angeeignet hat.“