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Software Vom Studenten zum Multimillionär: Das steckt hinter dem SAP-Zukauf Signavio

Gero Decker hörte einst Vorlesungen bei SAP-Mitgründer Hasso Plattner. Jetzt kauft der Konzern sein Software-Start-up für knapp eine Milliarde Euro.
27.01.2021 - 16:02 Uhr 1 Kommentar
Die Übernahme durch SAP ist eine Erfolgsgeschichte für die deutsche Start-up-Szene. Quelle:  Gero Decker, Signavio
Signavio-Gründer Gero Decker

Die Übernahme durch SAP ist eine Erfolgsgeschichte für die deutsche Start-up-Szene.

(Foto:  Gero Decker, Signavio)

Hamburg, Düsseldorf Ein Professor macht seinen früheren Studenten zum Multimillionär – das ist verkürzt die Geschichte von Signavio. Gero Decker, der Gründer des Software-Start-ups, hörte einst im Studium am Potsdamer Hasso-Plattner-Institut Vorlesungen des Stifters selbst. Der SAP-Gründer und heutige Aufsichtsratschef Hasso Plattner hatte mit seinem Privatvermögen 1999 die Informatik-Hochschule in seiner Wahlheimat gegründet.

Jetzt übernimmt Plattners IT-Konzern das Start-up Signavio für knapp eine Milliarde Euro. Das ist nicht nur eine Erfolgsgeschichte für Plattners Vorhaben, die alte Residenzstadt Potsdam zur Tech-Metropole zu machen, sondern auch für die gesamte deutsche Start-up-Szene.

Nach der Übernahme des Getränkelieferanten Flaschenpost durch die Oetker-Gruppe ist es schon der zweite Milliardendeal zwischen einem etablierten deutschen Konzern und einem Start-up innerhalb der letzten drei Monate. Während es beim Lieferdienst Flaschenpost noch um klassischen E-Commerce ging, steht Signavio für die neue Generation der Business-Software.

Für solche B2B-Modelle begeistern sich derzeit viele Risikokapitalgeber, weil sie skalierbaren Erfolg versprechen ohne die hohen Marketingausgaben, die Verbraucherangebote wie Flaschenpost, Zalando und Delivery Hero verschlungen haben. Stattdessen setzen gerade kleinere Fonds auf Geschäftsmodelle mit planbaren Einnahmen aus Software-Abos für zahlungsbereite Unternehmenskunden.

Dabei finden sich erste Kunden meist in Deutschland, anschließend folgt die Internationalisierung. Der Signavio-Verkauf steht dafür, dass es für solche Start-ups attraktive Exit-Möglichkeiten gibt – auch ohne einen Börsengang wie etwa bei Teamviewer.

„Das ist der Beweis, dass man in Deutschland echte globale Enterprise-Software-Firmen kapitaleffizient aufbauen kann“, sagt Julian Riedlbauer, der Signavio mit der Beratung GP Bullhound bei früheren Finanzierungsrunden unterstützt hat. „Und das aus Berlin heraus, der Stadt, die viele Jahre dafür gescholten wurde, angeblich nur Consumer-Copycats hervorbringen zu können.“

Der Experte erwartet einen Wachstumsschub. „Leider sind es schlechte Nachrichten für die ebenfalls sehr erfolgreiche Münchener Softwarefirma Celonis, die nun ohne diese tiefe Integration ihres Wettbewerbers Signavio in SAP am Markt bestehen muss“, sagt er.

US-Fonds machen Rendite

Größte Profiteure bei dem Deal sind allerdings zunächst zwei finanzkräftige Risikokapitalgeber aus den USA. Die ersten Jahre ab 2009 hatte sich Gründer Decker bewusst entschlossen, seine Idee ohne Investoren zum Erfolg zu machen. Erst nach fast einem Jahrzehnt holte er Geldgeber hinzu, um das Produkt global anbieten zu können.

Die US-Fonds Summit Partners und Apax steckten zusammen mit kleineren Partnern wie dem von der Deutschen Telekom unterstützten Kapitalgeber DTCP knapp 230 Millionen Dollar in das Unternehmen. 2019 bewerteten sie Signavio so mit gut 350 Millionen Euro. In dem Jahr lag der Signavio-Umsatz bei 28,6 Millionen Euro, der Verlust bei 20 Millionen Euro. Der Einsatz der Investoren hat sich seitdem durch den Verkauf fast verdreifacht.

Die Rendite fließt dabei zu einem großen Teil in die USA ab – nicht aber das Know-how. Die Software ist gewissermaßen unter den Augen von SAP entstanden. Der Konzern gehörte zu den ersten Anwendern der Software, Ex-Chef Leo Apotheker ist seit 2016 im Beirat – und Deckers Vater, ehemaliger Professor und Unternehmer im Bereich Laserschweißen, kennt den Ex-SAP-Manager Henning Kagermann aus seiner Promotionszeit.

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Dennoch keimte Signavio offenbar besser außerhalb des Konzerns. Auch das bestätigt eine Annahme vieler deutscher Risikokapitalgeber, die häufig versprechen, Konzerne mit Gründern zusammenzubringen, ohne Letztere zu sehr einzuengen. Im Fall Signavio hat die Kooperation offenbar geklappt.

Ab jetzt steht jedoch die echte Bewährungsprobe an: Signavio muss sich im SAP-Verbund behaupten. Das ist keine Selbstverständlichkeit: Etliche teuer zugekaufte Start-ups sind in der Vergangenheit unter Konzerndächern verkümmert. Zuletzt etwa stellte die Otto-Gruppe den zugekauften Lieferdienst Liefery ein, Ceconomy hat keine Verwendung mehr für den Onlineshop Redcoon, bei Daimler und BMW steht das ehemalige Mytaxi unter der neuen Marke Free Now zur Disposition.

Berater Riedlbauer ist jedoch optimistisch, dass es bei Signavio besser läuft: „Tiefe Integration der Produkte, gemeinsamer Vertrieb und im Vergleich zu vorher sozusagen unlimitierte Software-Entwicklungsressourcen, Wachstums- und Kundenzugangsmöglichkeiten für Signavio.“

Mehr: Signavio gelingt große Finanzierungsrunde

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1 Kommentar zu "Software: Vom Studenten zum Multimillionär: Das steckt hinter dem SAP-Zukauf Signavio"

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  • Glückwunsch @Gero!
    Guter Move.
    Business Cloud und Prozesse - passt.
    Viel Potenzial.

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