Softwarehersteller „Jeder soll programmieren können“: Warum SAP auf Code aus dem Baukasten setzt

Der Softwarehersteller will das Programmieren beschleunigen.
Düsseldorf Viele Unternehmen tun sich schwer, IT-Spezialisten zu finden – besonders Programmierer für SAP-Systeme. „Es gibt einen Fachkräftemangel im Entwicklungsbereich, der sich in den letzten zwei Jahren noch verstärkt hat“, sagt Jürgen Müller, der im Vorstand des Dax-Konzerns den Bereich Technologie und Innovation leitet: In der Coronakrise steigen die Investitionen in Digitalisierung.
Der Softwarehersteller will das Programmieren leichter machen. Kunden sollen über eine grafische Benutzeroberfläche SAP-Systeme verändern und erweitern sowie einfache Apps entwickeln können. Es gebe ein vereinheitlichtes Angebot für das gesamte Portfolio, kündigte der Konzern am Dienstag auf seiner Konferenz „TechEd“ an. Zu den Kunden zählt der Logistikkonzern DHL.
„Unsere Vision: Wir möchten jeden in die Lage versetzen, ein Entwickler zu werden und Prozesse anzupassen, und zwar ohne Programmierkenntnisse“, betont Müller. Auch IT-Laien wie Ingenieure und Kaufleute sollen die Technologie nutzen können.
SAP reagiert damit auf einen großen Trend in der Technologiewelt. Spezialisten wie Mendix, Appian und Monday.com, aber auch Konzerne wie Microsoft, Salesforce und Service Now wollen das Programmieren massiv vereinfachen. Die Investitionen von Unternehmen wie Risikokapitalgebern steigen massiv.
Wo hoch der Bedarf ist, zeigt das Wachstum im Markt für „No Code“-Anwendungen, bei denen es gänzlich ohne Programmierkenntnisse geht, und „Low Code“, wo Basiswissen nötig ist: Der Umsatz mit diesen Technologien dürfte im laufenden Jahr nach Einschätzung des Marktforschers Gartner um 23 Prozent auf 13,8 Milliarden US-Dollar steigen. Ein weiterer Indikator: Viele neue Anbieter drängen auf den Markt.
Skizze wird in Programmiersprache übersetzt
Das Prinzip ist bei allen Anbietern ähnlich. Sie bieten Plattformen an, auf denen Nutzer per „Drag-and-drop“ Programme erstellen oder verändern können. Diese visuelle Darstellung wird anschließend automatisch in eine klassische Programmiersprache übersetzt – und zwar um Längen schneller, als wenn ein Entwickler selbst zur Tastatur gegriffen hätte.
Bei SAP ist es beispielsweise möglich, Programme für Kundenservice und Logistik per Mausklick miteinander zu verknüpfen. Ein denkbares Szenario: Ein Callcenter-Agent kann nachsehen, ob das nötige Material auf Lager ist, um das Produkt eines Kunden zu reparieren – ohne in verschiedene Systeme gehen zu müssen.
In Kürze starten soll zudem ein Angebot für die Prozessautomatisierung: Auch Finanzbuchhalter und Controller sollen in der Lage sein, repetitive Abläufe zu automatisieren. Für SAP als Spezialist für Geschäftsprozesse ist gerade das wichtig.
Grundlage der Plattform ist die Technologie des Start-ups Appgyver, das SAP im Frühjahr für eine ungenannte Summe übernommen hat. Die bisherigen Angebote – beispielsweise die Plattform Ruum – sollen, wie so häufig, integriert werden. Die Lösungen laufen in der Cloud.
Für SAP-Systeme gibt es bereits mehrere Programmierbaukästen, beispielsweise von Mendix. Der deutsche Softwarehersteller will sich mit einer besonders guten Integration abheben – die Plattform ist beispielsweise in das Sicherheitskonzept und die Benutzeroberfläche eingepasst, sodass bei der Einführung nur ein geringer Aufwand anfällt. Zudem ergibt sich durch die zusätzlichen Services eine neue Einnahmequelle.
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Schon heute sollte es für einen Call-Center-Agent möglich sein, auf Bestände sehen zu können, um zu entscheiden, einem Kunden schnell helfen zu können. Wenn dazu erst programmiert werden muss, läuft schon mal was falsch. SAP und andere auch sind voll integrierte ERP-Systeme- ist also schon vorhanden, auch ohne über -zig andere Module suchen zu müssen. Eine Welt, in der "jeder" so ein bisschen rumprogrammieren kann, halte ich für problematisch. Kein Mensch weiß dann überhaupt was schon programmiert wurde. Das sieht man heute schon in vielen Unternehmen, die sich über einschlägige Tabellenkalkulationsprogramme Subsysteme geschaffen haben und keiner mehr weiß, was existiert bzw. wie Informationen/ Daten generiert werden.
„Jeder soll programmieren können“
ja prinzipiell schon, mal die eine oder andere Auswertung, aber da reicht ja schon Open Office Calc oder Libre Office Calc oder irgend so ein Tabellenkalkulationsprogramm.
Aber bitte nicht Anwendungen programmieren! Bitte nicht in Datenbanken schreiben - schon gar nicht in zentrale Datenbanken.
Irgendwann kennt sich keiner mehr aus - und man schreit weinend "Die ich rief, die Geister,/Werd ich nun nicht los".
Das Chaos bricht aus!
Also eine gute Schulung für Open Office Calc oder Libre Office Calc - das hilft wirklich! ABAP Programmierung nicht wirklich! Das ist Aufgabe von IT Experten.
ABER so ein kleiner (sicherer) Baukasten von SAP, wo man sich relevante Daten für den Geschäftsprozess schnell in die Oberfläche hereinziehen kann, hört sich gut an.... aber bitte keine Daten vor allem nicht in fremde Fachbereiche schreiben.
Das sollte man nicht ohne IT Experten wagen.