Softwarehersteller SAP hebt nach gutem Jahresstart die Prognose an – Aktie steigt deutlich

Das Neugeschäft mit Cloud-Diensten wächst bei SAP deutlich, das Wachstum war so hoch wie seit fünf Jahren nicht.
Düsseldorf Der Softwarehersteller SAP hat das erste Quartal besser bewältigt als erwartet und hebt die Prognose fürs laufende Jahr leicht an, wie der Konzern am Dienstagabend ankündigte. Die wichtigsten Zahlen und Fakten im Überblick:
• Der Umsatz des Softwareherstellers sank von Anfang Januar bis Ende März um drei Prozent auf 6,35 Milliarden Euro – das übertraf die Erwartungen der Analysten, die im Schnitt mit 6,31 Milliarden Euro gerechnet hatten. Währungsbereinigt kam ein kleines Plus heraus.
• Das Geschäft mit Cloud-Diensten wuchs zum Jahresbeginn nicht so stark wie gewohnt, allerdings verzeichnete SAP einen starken Auftragseingang. Die Kennziffer Current Cloud Backlog stieg um 15 Prozent auf 7,63 Milliarden Euro, währungsbereinigt um 19 Prozent.
• Weil das Neugeschäft mit Cloud-Diensten deutlich wächst, fällt die Prognose etwas optimistischer aus: Der Softwarehersteller hat für mehrere Kennziffern das untere Ende der Spanne angehoben, etwa für Erlöse aus Cloud-Diensten und Lizenzverkäufen.
Die Investoren werteten die Ergebnisse als positive Überraschung. Am Mittwochvormittag stieg die SAP-Aktie zunächst zeitweise bis zu 5 Prozent auf mehr als 117 Euro und war damit stärker Wert im Dax.
Vom Allzeithoch im Spätsommer und Herbst 2020, als der Kurs auf bis zu 143 Euro stieg, ist das Papier nach dem historischen Kurssturz im Oktober jedoch immer noch weit entfernt. Die meisten Analysten empfehlen den deutschen Softwarehersteller zum Kauf.
Corona erschwert IT-Projekte
Inmitten der tiefen Wirtschaftskrise richtet sich SAP neu aus: Unter Konzernchef Christian Klein beschleunigt der Softwarehersteller die Umstellung aufs Cloud-Computing und plant dafür höhere Kosten ein – in der Hoffnung auf stärkeres Wachstum in der Zukunft.
Im ersten Quartal wuchs das Geschäft mit Cloud-Angeboten vergleichsweise schwach um sieben Prozent auf 2,14 Milliarden Euro, währungsbereinigt um 13 Prozent. Allerdings zogen die Geschäftsnetzwerke von SAP das Ergebnis herunter, besonders die Geschäftsreiseplattform Concur.
Bei Anwendungen aus der Cloud, zu denen auch das Kernprodukt S/4 Hana zählt, verzeichnete SAP dagegen ein Plus von 24 Prozent, das auf dem Niveau etlicher Cloud-Spezialisten liegt. Die Pandemie, die viele Mitarbeiter ins Homeoffice zwingt, sorgt für einen Schub, bieten die Programme aus der Datenwolke doch mehr Flexibilität. „Wir verzeichnen ein sehr starkes Wachstum bei allen unseren Anwendungen und stehen dabei erst am Anfang“, erklärte SAP-Chef Christian Klein.
Was bei SAP-Aktionären für Zuversicht sorgen dürfte: Das Neugeschäft mit Cloud-Diensten wächst deutlich, das Wachstum war so hoch wie seit fünf Jahren nicht. So habe das Angebot „Rise with SAP“, das Kunden bei der Umstellung helfen soll, einen „starken Start“ verzeichnet, teilte der Konzern mit.
Unerwartet robust lief der Verkauf von Softwarelizenzen, der an sich als schrumpfendes Geschäft gilt: Der Erlös stieg um sieben Prozent auf 0,48 Milliarden Euro. Fürs gesamte Jahr erwartet SAP aber weiter einen Rückgang, weil mehr Kunden ihre Geschäftsprozesse über die Cloud abwickeln.
Allerdings machen sich die hohen Kosten bemerkbar: Das Betriebsergebnis sank um 21 Prozent auf 0,96 Milliarden Euro, die operative Marge um 3,4 Prozentpunkte auf 15,1 Prozent. Das lag zum einen an den höheren Aufwendungen für Aktienoptionen, besonders bei der Tochterfirma Qualtrics, zum anderen an den beträchtlichen Investitionen in die Cloud-Infrastruktur, mit denen der Konzern die Umstellung beschleunigen will. Das Ergebnis pro Aktie von 0,88 Euro lag unter dem Konsens der Analysten.
Immerhin: Im Kerngeschäft konnte SAP die Profitabilität weiter steigern. Die bereinigte operative Marge, auf die die Aktionäre stark achten, stieg deutlich auf 24,7 Prozent.
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