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Softwarehersteller SAP-Tochter Qualtrics plant große Expansion in Europa

Seit dem Börsengang ist der Marktforschungsspezialist unabhängiger von SAP – und will trotzdem von der Nähe profitieren. Vor allem hierzulande.
06.09.2021 - 08:22 Uhr Kommentieren
Bislang macht das Unternehmen einen Großteil des Geschäfts in den USA. Das soll sich jetzt ändern. Quelle: Bloomberg
Qualtrics-Zentrale in Utah

Bislang macht das Unternehmen einen Großteil des Geschäfts in den USA. Das soll sich jetzt ändern.

(Foto: Bloomberg)

Düsseldorf Der Marktforschungsspezialist Qualtrics plant große Investitionen in Europa. Bis 2024 sollen zu den bestehenden 700 Stellen 1000 weitere hinzukommen, wie das Unternehmen am Montag ankündigte.

Bislang ist Qualtrics vor allem in Zusammenhang mit dem Softwarehersteller SAP bekannt, der 2018 angekündigt hatte, das bis dahin weitgehend unbekannte Unternehmen zu kaufen. Doch trotz des Deals mit SAP hat Qualtrics bisher eine vergleichsweise geringe Präsenz in Deutschland und Europa.

Jetzt soll sich das ändern. Vor allem die Abteilungen, die mit Kunden zu tun haben, baue man aus, sagte Unternehmenschef Zig Serafin dem Handelsblatt. Dabei soll es nicht bleiben: „Wir werden in Europa weiter skalieren.“

Auch darüber hinaus stehen die Zeichen auf Expansion. Der Börsengang im Januar, bei dem SAP einen Teil der Aktien verkaufte, hat Qualtrics Mittel für Übernahmen verschafft. Zudem gibt es neue Partnerschaften, die innerhalb der Konzernstruktur nicht möglich gewesen wären. Die Halbdistanz, so scheint es, tut bislang beiden gut.

Qualtrics hat an der Börse das Tickersymbol XM. Die Abkürzung steht für „Experience Management“: Unternehmen können mit der Plattform in der Cloud ermitteln, wie zufrieden ihre Kunden und Mitarbeiter sind, wie ihre Marken und Produkte wahrgenommen werden, im besten Fall in Echtzeit. Dabei werten sie Umfragen, Äußerungen in den sozialen Medien und Kundenfeedback aus.

Das sei für Unternehmen äußerst wertvoll, sagt Qualtrics-Chef Serafin: „Mitarbeiter und Kunden haben mehr Auswahl denn je.“ Der Aufwand für den Wechsel des Arbeitgebers oder die Suche nach einem anderen Produkt sei heutzutage gering. Das Unternehmen spricht von einer „Experience Economy“, einer Wirtschaft also, in der Nutzererfahrung und Kundenfreundlichkeit eine zentrale Rolle spielen. Das Marktpotenzial schätzt es auf 60 Milliarden Dollar.

Es gebe „rapides Wachstum“ in verschiedenen Produktkategorien, sagt Serafin, ohne diese aufzuschlüsseln. Die Zahlen belegen das: Qualtrics steigerte den Umsatz im ersten Halbjahr um 37 Prozent auf 488 Millionen Euro, im gesamten Jahr dürften es erstmals mehr als eine Milliarde Dollar sein. Trotz der hohen Investitionen schrieb das Unternehmen einen schmalen operativen Gewinn.

Allianzen mit Konkurrenten

SAP kaufte Qualtrics 2018 unter dem damaligen Vorstandschef Bill McDermott, um die eigenen Systeme, mit denen Organisationen Geschäftsprozesse steuern, zu erweitern. Händler sollten zum Beispiel leichter verstehen, warum die Nachfrage nach einem Produkt einbricht, Personalabteilungen die hohe Kündigungsquote an einem Standort nachvollziehen können.

Der Manager will das Geschäft internationaler machen.
Qualtrics-Chef Zig Serafin

Der Manager will das Geschäft internationaler machen.

Unter dem aktuellen SAP-Chef Christian Klein stehen die Zeichen jedoch auf Konsolidierung: Er zentralisiert die Kontrolle in Walldorf, um aus den vielen Produkten ein einheitliches Paket für die Steuerung von Geschäftsprozessen zu machen. Die Marktforschung funktioniert jedoch relativ unabhängig davon – also veranlasste der Manager, dass der teuerste Zukauf der Firmengeschichte an die Börse ging.

Damit hat Qualtrics eine gewisse Unabhängigkeit von SAP gewonnen. Zwar hält der deutsche Softwarehersteller weiterhin die Aktienmehrheit, was auch künftig so bleiben soll, und stellt mehrere Mitglieder im Verwaltungsrat. Das Unternehmen aus Utah muss sich allerdings nicht mehr so eng mit der Zentrale in Walldorf abstimmen.

In dieser Halbdistanz hat Qualtrics mit SAP mehrere neue Produkte entwickelt, gleichzeitig aber mit anderen Unternehmen wie Service Now, Genesys und Mercer Partnerschaften geschlossen, die in Teilbereichen mit dem Mutterkonzern konkurrieren. Die Produkte zur Erforschung von Stimmungen und Meinungen sollen möglichst breit verfügbar sein, Vorstandschef Serafin spricht von einem „Ökosystem“.

Hinzu kommt, dass der Börsengang Qualtrics eine Akquisitionswährung verschafft hat. „Wir verfolgen jetzt unsere eigene Übernahmestrategie“, sagt Serafin, der im vergangenen Jahr die Führung von Unternehmensgründer Ryan Smith übernommen hat. So hat der Konzern angekündigt, Clarabridge zu übernehmen, einen Spezialisten für die Analyse von unstrukturierten Daten wie E-Mails, Social-Media-Einträgen, Chats und Produktbewertungen.

Den Kaufpreis in Höhe von 1,13 Milliarden Dollar bestreitet Qualtrics mit eigenen Aktien. Das entspricht rund fünf Prozent des Börsenwertes, der derzeit bei mehr als 20 Milliarden Dollar liegt. Weitere Deals dieser Art sind denkbar. Auch künftig seien Übernahmen „ein Hebel für das Wachstum des Unternehmens“, sagt Serafin – wobei man dabei natürlich umsichtig sein werde.

Damit das Unternehmen aus Utah weiter kräftig wächst, will es nun die Präsenz außerhalb der USA ausbauen – im vergangenen Jahr hat das gesamte internationale Geschäft nur 28 Prozent zum Umsatz beigesteuert. Im Zuge der Investitionen in die europäischen Märkte entstehen in Irland ein Hauptquartier und ein Entwicklungszentrum.

In Deutschland, wo Merck und B. Braun zu den Kunden zählen, baut Qualtrics unter der Führung von Güner Aksoy eine Vertriebsorganisation auf. „Und natürlich haben wir SAP“, sagt Serafin. Mit dem Mutterkonzern, den er als „strategischen Partner“ bezeichnet, gibt es mehrere Projekte für die gemeinsame Produktentwicklung, zudem arbeitet man weiter im Vertrieb zusammen. Der Bekanntheit kann es nur dienen.

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