Softwarehersteller SAP übertrifft Jahresziele – Cloud-Geschäft wächst überdurchschnittlich

Europas größer Softwarehersteller SAP hat mit seinen Quartalszahlen die Analysten überrascht.
Düsseldorf Der Softwareriese SAP hat seine im vergangenen Jahr mehrmals angehobene Gewinnprognose übertroffen. Das währungsbereinigte Betriebsergebnis für 2021 sei um ein Prozent auf 8,41 Milliarden Euro gestiegen, teilte SAP am späten Donnerstagabend mit. Zuletzt hatte der Walldorfer Konzern im Oktober die Spanne von 8,1 bis 8,3 Milliarden Euro angehoben.
Die Umsätze des Konzerns kletterten im vierten Quartal um sechs Prozent auf knapp sieben Milliarden Euro. Die Erlöse in der Cloud-Sparte stiegen dabei um 28 Prozent auf 2,61 Milliarden Euro. Die Erlöse vom Kernprodukt S/4 Hana Cloud erhöhten sich gar um 65 Prozent auf 329 Millionen Euro. Damit zeigt Europas größter Softwarekonzern, dass die Wende hin zum Cloud-Computing und weg von Softwarelizenzen gelingt. „SAP hat gut geliefert“, sagt Holger Schmidt, Analyst vom Bankhaus Metzler. „Alle wichtigen Kennzahlen liegen im vierten Quartal über den Erwartungen.“
Das Wachstum im Cloud-Computing macht sich auch im Auftragsbestand bemerkbar. Der „Current Cloud Backlog“ stieg um 32 Prozent auf 9,45 Milliarden Euro an, was die internen Ziele von SAP übertraf. Die Auftragsbestände für S/4 Hana Cloud kletterten um 84 Prozent auf 1,71 Milliarden Euro nach oben.
Die Aktionäre nahmen die neuen Zahlen mit Freude auf. Der Kurs von SAP stieg nach Bekanntgabe in den USA um rund drei Prozent, sank im späteren Verlauf im schwachen Marktumfeld aber wieder. „Unsere Stärke im Cloud-Geschäft ist offensichtlich“, sagte Vorstandschef Christian Klein. „Das beschleunigte Wachstum verspricht noch größere Möglichkeiten in der Zukunft.“
Positiv stimmt die Anleger auch die Nachricht, dass SAP 2022 eigene Aktien im Wert von einer Milliarde Euro kaufen will. Die Aktien sollen im Vergütungsprogramm „Move SAP“ an Mitarbeiter weitergegeben werden. „Wir möchten die Aktienkultur in unserer Belegschaft weiter stärken“, sagte Finanzvorstand Luka Mucic.
Gute Prognose für 2022
Der neue Optimismus bei SAP schlägt sich in der Prognose für das Gesamtjahr 2022 nieder. SAP erwartet Cloud-Erlöse, die im Jahresvergleich von 9,42 auf bis zu 11,85 Milliarden Euro steigen sollen. Währungsbereinigt wäre das ein Wachstum von bis zu 26 Prozent.
Die Cloud- und Softwareerlöse sollen im selben Zeitraum zwischen 25 und 25,5 Milliarden Euro liegen, was ohne Währungseffekte einem Wachstum von nur fünf bis sechs Prozent gleichkommt. Die Investitionen in die Cloud machen sich beim Betriebsergebnis bemerkbar: Dieses soll zwischen 7,8 und 8,25 Milliarden Euro liegen und damit bestenfalls im Vergleich zum Vorjahr stagnieren oder gar um fünf Prozent schrumpfen.
Für SAP ist die Entwicklung des Cloud-Geschäfts von zentraler Bedeutung. Die Kunden setzen auf Cloud-Lösungen, weil sie flexibler sind, mehr Sicherheit bedeuten und damit die IT rascher den Bedürfnissen der Unternehmen angepasst werden kann. Fast unvermeidlich ist, dass zugleich das Geschäft mit Softwarelizenzen und Wartung schrumpft.
Die Umstellung erfordert Investitionen, die auf das Betriebsergebnis drücken. Auch „anteilsbasierte Vergütungsprogramme“ für die Manager von Qualtrics schmälern den Gewinn – SAP hatte die Softwarefirma 2018 für acht Milliarden Dollar gekauft. Damit verringerte sich das Betriebsergebnis im vierten Quartal um 45 Prozent auf 1,47 Milliarden Euro, die operative Marge sank um 16,9 Prozentpunkte auf 18,4 Prozent.
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