Softwarehersteller Zweiter SAP-Aufsichtsrat verlässt den Konzern

Ein weiterer hochrangiger Betriebsrat hat den Softwarekonzern verlassen.
Düsseldorf Schon seit Monaten beschäftigt eine Affäre um zwei hochrangige Arbeitnehmervertreter SAP. Im Raum stehen Arbeitszeitbetrug, die Behinderung einer internen Ermittlung und die Manipulation einer Aufsichtsratswahl. Nun sieht alles danach aus, als ob beide Mandatsträger den Softwarehersteller verlassen.
Bereits in der vergangenen Woche hatte SAP dem früheren Betriebsratsvorsitzenden Ralf Zeiger außerordentlich gekündigt. Am Donnerstag teilte der Konzern zudem mit, dass er sich mit dem anderen Funktionär „einvernehmlich auf eine Beendigung des Arbeitsverhältnisses“ geeinigt habe. In diesem Zuge trete dieser von allen Ämtern zurück – auch im Aufsichtsrat des Konzerns.
Damit stehen im Kontrollgremium personelle Veränderungen an. Für den Funktionär rückt Manuela Asche-Holstein nach, die als „Industry Advisor Expert“ firmiert und zudem dem Betriebsrat der SAP Deutschland angehört, die sich auf Vertrieb und Beratung in Deutschland fokussiert.
Zeiger hält über den Deutschen Bankangestelltenverband (DBV) ein Gewerkschaftsmandat für den Aufsichtsrat, das unabhängig von seiner Anstellung beim Unternehmen gilt. Allerdings dürfte SAP angesichts der schweren Vorwürfe bemüht sein, dass die Organisation eine andere Person in das Gremium entsendet. Eine Regelung steht noch aus.
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Gegen beide früheren Arbeitnehmervertreter hatte der Softwarekonzern in der Vergangenheit interne Untersuchungen eingeleitet. Der eine Funktionär wird des Arbeitszeitbetrugs verdächtigt: Er soll im erheblichen Ausmaß Urlaub genommen, aber nicht beantragt haben.
Zudem wirft ein Zivilverfahren vor dem Landgericht Heidelberg die Frage auf, ob er 2012 an der Manipulation der Aufsichtsratswahl beteiligt war. Der Funktionär bestreitet das. Die Staatsanwaltschaft Heidelberg prüft aber in diesem Zusammenhang den Vorwurf des versuchten Prozessbetrugs.
Der frühere Betriebsratschef wiederum soll im Zuge einer Untersuchung gegen seinen Betriebs- und Aufsichtsratskollegen Beweismittel unterdrückt und manipuliert haben. Zu diesem Ergebnis kommt eine interne Ermittlung des Softwarekonzerns.
Korrektur: In einer früheren Version hieß es, dass Manuela Asche-Holstein dem Betriebsrat der SAP SE angehört.
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