Softwarekonzern Microsoft interessiert sich für Nachrichtendienst Discord

Der Konzern hat zuletzt mehrfach Interesse an größeren Übernahmen gezeigt.
Düsseldorf Keine Anzeigen, besondere Emojis und hochauflösende Videos – Discord ist mit seiner Nachrichtenplattform sehr beliebt und wächst rasch. Die in San Francisco ansässige Firma verdoppelte ihre monatliche Nutzerzahl im vergangenen Jahr auf 140 Millionen. Der Umsatz schnellte laut dem „Wall Street Journal“ von 45 Millionen Dollar 2019 auf 130 Millionen Dollar hoch. Das Unternehmen schreibt allerdings noch rote Zahlen.
Jetzt will Discord Kasse machen und strebt einen Verkauf an, wie der Branchendienst Venture Beat berichtete. Unter den Interessenten ist laut Bloomberg auch der Techkonzern Microsoft, der mehr als zehn Milliarden Dollar bieten soll. Selbst nach den großzügigen Maßstäben der Risikokapitalbranche wäre das eine hohe Summe. Die bewertete Discord in einer Finanzierungsrunde im vergangenen Dezember mit sieben Milliarden Dollar. Insgesamt sammelte Discord bislang 480 Millionen Dollar ein.
Das Corona-Jahr 2020 war ein gutes für Discord. Das Start-up weitete seine Zielkundschaft aus. Es wurde 2015 als Chat-Dienst für Videospieler gegründet. Seine robuste Technologie kommt inzwischen auch bei anderen Nutzern gut an: In sogenannten „Servers“ treffen sich Freunde, bilden sich Interessengruppen.
Anders als andere Anbieter verzichtet Discord auf Werbung. Laut Mitgründer Jason Citron sei die zu störend, die Nutzer wollten zudem nicht ihre Daten an Werbetreibende weitergeben. Laut Analyst Mark Shmulik von AB Bernstein sei das eine verständliche Entscheidung. Es sei „keine leichte Sache“, sich im Werbemarkt gegen etablierte Konkurrenten wie Google oder Facebook durchzusetzen.
Geld verdient Discord mit einem Abo-Angebot. Wer mehr Emojis nutzen will, größere Dateien teilen möchte oder hochauflösende Videos streamen will, der kann für knapp zehn Dollar im Monat oder knapp 100 Dollar im Jahr den Service Nitro erwerben.
Microsoft auf Einkaufstour
Microsoft hatte jüngst mehrfach Interesse an größeren Übernahmen gezeigt. So wollte der Konzern laut Medienberichten das soziale Netzwerk Pinterest kaufen. Die Gespräche zu einer möglichen Übernahme ruhten derzeit jedoch.
2020 versuchte der US-Softwareriese, das US-Geschäft von Tiktok zu kaufen, der beliebten chinesischen Video-App. Diese stand damals unter dem Druck, ihr US-Geschäft aufgrund der nationalen Sicherheitsbedenken der Trump-Regierung zu verkaufen. Das Angebot für Tiktok scheiterte jedoch.
Verschiedene andere Akquisitionen konnte Microsoft dagegen erfolgreich tätigen. Beispielsweise kaufte es im vergangenen Jahr den Videospielanbieter Zenimax Media für 7,5 Milliarden Dollar. Microsofts größte Übernahme im Bereich der sozialen Medien war 2016 LinkedIn für mehr als 26 Milliarden Dollar.
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