Softwarekonzern Teamviewer macht nur noch halb so viel Gewinn

Teamviewer hatte in der Coronakrise von einer starken Sondernachfrage nach Homeoffice-Lösungen profitiert.
Göppingen Der Softwareanbieter Teamviewer hat im abgelaufenen Quartal wegen deutlich gestiegener Kosten nur noch halb so viel verdient wie ein Jahr zuvor. Der Nettogewinn lag zwischen April und Ende Juni bei 14,7 Millionen Euro, wie das MDax-Unternehmen am Dienstag in Göppingen mitteilte.
Vor einem Jahr hatte der auf Fernwartungs- und Videokonferenzsoftware spezialisierte Konzern noch 30,3 Millionen Euro verdient – damals hatte Teamviewer von einer starken Sondernachfrage nach Homeoffice-Lösungen in der Coronakrise profitiert. Seitdem hat Teamviewer viel Geld ins Wachstum gesteckt, was sich im abgelaufenen Quartal unter anderem in höheren Kosten für Vertrieb, Marketing und Entwicklung niederschlug.
Das schwäbische Unternehmen will nach seinem holprigen zweiten Quartal nun zum Jahresendspurt ansetzen. „Die nächsten Monate werden sehr wichtig für uns werden“, sagte Firmenchef Oliver Steil am Dienstag der Nachrichtenagentur Reuters. Jetzt kämen die Quartale, in denen Teamviewer wieder punkten könne, weil das Wachstum im Vergleichszeitraum nicht so stark wie zu Beginn der Coronakrise gewesen sei.
Teamviewer rechnet für 2021 mit einem Plus bei den abgerechneten Umsätzen (Billings) am unteren Ende der Spanne zwischen 27 und 31 Prozent auf 585 bis 605 Millionen Euro. Das ist deutlich mehr als im zweiten Quartal erreicht wurde. Die bereits bekannten vorläufigen Eckdaten zu Umsatz, den in Rechnung gestellten Beträgen (Billings) sowie zum operativen Gewinn bestätigte Teamviewer ebenso wie die Jahresprognose.
Die vorläufigen Zahlen für das zweite Quartal die Aktie Anfang Juli auf Talfahrt geschickt. Auch am Dienstag konnte Teamviewer nicht überzeugen: Der Anteilsschein lag zum Handelsstart 2,6 Prozent auf 27,75 Euro im Minus und gehörte zu den größten Verlierern im MDax. Damit lag das Papier nur noch knapp über dem Ausgabepreis beim Börsengang im September 2019 von 26,25 Euro. Vor genau einem Jahr war sie fast doppelt so viel wert gewesen.
Die Billings stiegen von April bis Juni lediglich um 18 Prozent auf 268,1 Millionen Euro und das bereinigte operative Ergebnis (Ebitda) ging auf 56,6 (Vorjahr: 57,3) Millionen Euro zurück. Steil begründete die Entwicklung mit einer geringeren Nachfrage nach Lizenzen und der hohen Vergleichsbasis durch den Corona-Boom im Vorjahreszeitraum.
Zuletzt hatte Teamviewer mit Sportsponsoring-Verträgen mit dem englischen Fußball-Rekordmeister Manchester United und mit Mercedes in der Formel Eins von sich Reden gemacht. Mit einigen Zukäufen baute das Unternehmen unter anderem seine Anwendungen für virtuelle Realitäten (AR) aus. „In dem Bereich haben wir ein sehr gutes Portfolio zusammen“, sagte Steil. Das habe sicherlich auch zur Partnerschaft mit SAP beigetragen, die die Integration von Teamviewers AR-Lösungen vorsieht.
Langfristig setzt sich Teamviewer weiterhin hohe Ziele und will 2023 Billings von mehr als einer Milliarde Euro erreichen. Wachstumstreiber werde das Großkundengeschäft, sagte Steil.
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