Soziales Netzwerk Facebook hält an umstrittener Politik-Werbung fest
Facebook: „Wir werden in dieser US-Wahl viel besser dastehen als vor vier Jahren“
München Facebooks Cheflobbyist Nick Clegg hat zum Abschluss der Innovationskonferenz DLD den Umgang mit politischer Werbung auf der Plattform verteidigt. „Wir haben jetzt weltweit den führenden Transparenzmechanismus bei politischer Werbung“, sagte Clegg in München.
Bei der Konferenz stand Facebook zunächst im Feuer anderer Redner aus Technologie und Wissenschaft. Cleggs Auftritt war mit Spannung erwartet worden. Der frühere Vize-Premier von Großbritannien hat den wohl schwierigsten Job bei Facebook. Er soll den Ruf des sozialen Netzwerks retten, das derzeit von allen Seiten für Hetze im Netz, Fake-News und extensive Datenverarbeitung kritisiert wird.
Das Netzwerk steht in der Kritik, weil es Lügen in politischer Werbung zulässt und Wahlkampagnen auf Grundlage von Mikrotargeting ermöglicht: Menschen werden auf Grundlage ihrer Interessen mit genau den Argumenten versorgt, die sie überzeugen.
Clegg hielt dagegen: Facebook habe aus vergangenen Wahlen gelernt und werde alles dafür tun, dass Wähler auf der Plattform nicht manipuliert würden. Ein privates Unternehmen dürfe aber nicht entscheiden, welche Aussagen von Politiker als Lügen und welche als Wahrheit deklariert würden.
Clegg beschrieb in München neue Funktionen, die mehr Transparenz bringen sollen. Damit Nutzer sich selbst ein Bild von den Werbekampagnen machen könnten, ließe sich in der Anzeigenbibliothek des Netzwerks nun nachverfolgen, welche Partei welcher Nutzergruppe welche Werbung zeigt. „Es ist jetzt unmöglich, politische Anzeigen im Verborgenen zu platzieren”, sagte Clegg.
Nach drei Tagen harscher Kritik an Facebook war die Abschlussrunde gut besucht – auch von prominenten Tech-Managern. „Hallo, ich bin Werner, ich arbeite für etwas, was jemand als Buchladen bezeichnet hat“, meldete sich zur Überraschung des Publikums am Ende von Cleggs Auftritt Amazons Technologiechef Werner Vogels persönlich aus dem Publikum.
Er fragte, wie Facebook seinen Nutzern begreiflich machen wolle, dass sie weniger die Kunden als vielmehr das Produkt des Online-Netzwerks seien. Schließlich verdient Facebook Geld damit, Werbetreibenden Kontakte zu verkaufen. Clegg antwortete, man könne ein Online-Netzwerk natürlich auch mit einem Abo-Modell betreiben. Doch das schließe viele Nutzer aus: „Es wäre ein Produkt für reiche Leute“, sagte Clegg.
Das Kommentieren dieses Artikels wurde deaktiviert.