Soziales Netzwerk Zuckerberg wusste offenbar von problematischen Praktiken bei Facebooks Datenschutz

E-Mails von Zuckerberg sollen seine Beteiligung belegen.
Menlo Park Facebook-Chef Mark Zuckerberg könnte einem Medienbericht zufolge in Verbindung mit potenziell problematischen Praktiken beim Umgang mit persönlichen Daten stehen. Nach Informationen des „Wall Street Journal“ (WSJ), das sich auf mit der Sache vertraute Personen beruft, sind im Zuge von laufenden Ermittlungsverfahren alte E-Mails aufgetaucht, die das belegen sollen.
Die mutmaßliche Enthüllung führt laut dem Bericht nun bei Facebook zu der Sorge, dass der Fall mindestens zu einem PR-Problem werden könnte. Intern wachse deshalb der Wunsch, zügig eine Einigung mit der Aufsichtsbehörde zu erreichen.
In einer Stellungnahme nach Bekanntwerden der Vorwürfe betonte das Unternehmen, man „kooperiere vollständig mit der (Aufsichtsbehörde) FTC“. Weiter heißt es: „Facebook und seine Vorstände, sowie Mark Zuckerberg, haben zu jeder Zeit alle relevanten Gesetze befolgt.“ Zu keinem Zeitpunkt hätten „Mark Zuckerberg oder andere Manager wissentlich gegen Abmachungen aus dem Übereinkommen mit der FTC verstoßen“. Die Aktie des US-Konzerns lag nach der Veröffentlichung des Berichts mehr als zwei Prozent im Minus.
Die Antwort auf die Frage, wann die betreffenden E-Mails versandt wurden, könnte erhebliche Brisanz für Facebook erlangen. Denn Facebook arbeitet seit 2012 im Rahmen einer Einigung mit der Aufsichtsbehörde, bei der es um den Datenschutz geht. Die Enthüllungen legten den Insidern zufolge jedoch nahe, dass Zuckerberg und andere Top-Manager den Vorgaben der Behörde nicht folgten. Das WSJ betont, dass nicht genau festgestellt werden konnte, wie viele E-Mails die Aufsichtsbehörde angefordert hat und welcher Prozentsatz sich auf Zuckerberg bezieht.
Das Unternehmen steht derzeit im Zentrum verschiedener Ermittlungen von US-Behörden zu Datenmissbrauchen, vor allem durch das britische Unternehmen Cambridge Analytica. Der Vorfall hat weltweit das Bewusstsein dafür geweckt, wie wirkungsvoll gezielte Wahlbeeinflussungen über soziale Netzwerke sein können.
Verletzungen des Abkommens aus 2012 würden im Mindestfall hohe Strafzahlungen nach sich ziehen. Facebook selbst hat jüngst erklärt, man habe vorerst einmal fünf Milliarden Dollar für mögliche Strafen zurückgestellt.
Auf der jüngsten Hausmesse im kalifornischen San Jose hatte Zuckerberg eine große Initiative zum Schutz von Nutzerdaten angekündigt und die Entwicklung eines neuen, vollständig verschlüsselten Facebooks bekanntgegeben, bei dem niemand, nicht einmal die Mitarbeiter, Zugang zu ungeschützten Daten erhalten sollen.
Die neuen Probleme kommen zu einer Zeit, in der der politische Druck aus Washington auf Tech-Giganten wie Amazon, Apple, Google und Facebook wächst. Vor allem bei Google und Facebook werden die parteiübergreifenden Forderungen nach einer Zerschlagung immer lauter.
Bei Facebook sollen die Messenger-Dienste WhatsApp und Instagram abgespalten werden, bei Google ist eine Abtrennung von Youtube und eine Trennung der Suchmaschine von den anderen Aktivitäten im Gespräch. Bei Apple steht der App-Store in der Kritik, hier soll Apple eine marktbeherrschende Stellung missbrauchen.
Mehr: Makan Delrahim, Kartellwächter im US-Justizministerium, kritisiert die Macht der US-Internetriesen. Er droht mit der Zerschlagung der Konzerne.
Das Kommentieren dieses Artikels wurde deaktiviert.