Start-up-Check Foodji will mit Essensautomaten die Kantine ersetzen

Per App können Mitarbeiter ein Essen vorbestellen.
Berlin Frisches Sushi, Falafel-Bowls oder Thai-Curry statt Limonade und Gummibärchen. Die Essensautomaten von Foodji ähneln gewöhnlichen Snackautomaten. Ungesundes Knabberzeugs findet man in ihnen allerdings nicht, sondern vor allem vollwertige und frische Mahlzeiten. Das Münchener Start-up will mit seinen Automaten, die es selbst Foodjis getauft hat, die Kantine ersetzen.
Dabei zielt es vor allem auf Mittelständler ab, die zu wenige Mitarbeiter haben, damit sich eigene Kantinen lohnen. Foodji will nun davon profitieren, dass immer mehr Angestellte nach der Coronapandemie wieder regelmäßig ins Büro gehen und nicht mehr ausschließlich im Homeoffice arbeiten. „Es liegt aktuell im Trend, mehr für Mitarbeiter tun zu wollen, damit sie gern ins Büro kommen“, sagt Firmenmitgründer Daniel von Canal. Essen spiele dabei eine zentrale Rolle. Die Nachfrage nach den Automaten sei jedenfalls „wahnsinnig“ gestiegen.
Um das weitere Wachstum stemmen zu können, hat Foodji gerade frisches Geld von Investoren erhalten. Insgesamt 23 Millionen Dollar kamen vom niederländischen Investor Movendo Capital, DLF Venture aus Luxemburg, Triple Point aus den USA sowie Kraut Capital und Foodlabs aus Deutschland.
Um wen geht es?
Foodji wurde 2016 von Daniel von Canal und Felix und Moritz Munte sowie Oliver Friedmann und Nicolas Luig gegründet. „Die Idee für Foodji entstand, als wir noch als Unternehmensberater arbeiteten, nachts häufig noch bei Kunden saßen und uns tagtäglich die Frage stellen mussten, wie wir uns versorgen“, erinnert sich Felix Munte.
Die ersten Automaten stellte das Start-up 2020 mitten in der Coronakrise auf. Inzwischen zählt das Unternehmen 70 Mitarbeiter und verwaltet eine mittlere dreistellige Anzahl an Automaten. Diese stehen unter anderem in den Büros des Solar-Start-ups Enpal, beim Online-Luxusmodehändler Mytheresa, am Flughafen München oder bei Cewe.
Foodji hat mehr als 250 Speisen im Angebot, die gleich gegessen werden können oder vorher noch warm gemacht werden müssen. Aktuell wird vor allem das Salat- und Bowl-Menü erweitert.
Die Mahlzeiten kosten je nach Bezuschussung durch die Firma zwischen 3,80 und zehn Euro und werden von Manufakturen in Deutschland im Auftrag gekocht. Wenn eine Firma Interesse daran hat, einen Foodji aufzustellen, darf sie das Angebot erst mal probieren. „Nach einer dreimonatigen Testphase schließt man einen gebührenpflichtigen Vertrag über eine gewisse Laufzeit ab, der die Befüllung, Reinigung und vieles mehr regelt“, sagt Munte. Die Auswahl des Essens erfolgt durch den Mitarbeiter direkt per Touchscreen am Kühlschrankautomaten oder per App im Voraus.
Wie stehen die Chancen von Foodji?
Investoren wie DLF Venture und Foodlabs sind überzeugt, dass Foodji sich die richtige Nische im Bereich der Lebensmittelversorgung ausgesucht hat. „Foodji hat es geschafft, Lebensmittel- sowie Verpackungsabfälle auf ein Minimum zu reduzieren und gleichzeitig Essen in Restaurantqualität anzubieten“, sagt Foodlabs-Geschäftsführer Patrick Huber. Louis Kerschen von DFL Venture macht in der Technologieplattform einen Wettbewerbsvorteil aus. Diese steuert das Geschäft und die Lieferkette von Foodji – auch anhand von Algorithmen, die die Nachfrage an verschiedenen Standorten prognostizieren. Kerschen schätzt, dass es allein in Deutschland 75.000 Firmen gibt, die Bedarf an einem solchen Essensautomaten haben könnten.
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Trotzdem sind die Herausforderungen groß. Das zeigte auch die Insolvenz von Hellofreshgo, einer Tochterfirma des Kochboxen-Anbieters Hellofresh. Ihr Konzept war mit dem von Foodji vergleichbar. Allerdings bekam sie Probleme, weil während der Pandemie kaum Mitarbeiter ins Büro kamen und sich bei den Automaten bedienten. Inzwischen wurde die Firma an den schwedischen Anbieter Convini verkauft. Zudem gibt es mit Felfel aus der Schweiz einen weiteren Konkurrenten, der sich auf die Versorgung von Mitarbeitern konzentriert.
Wie geht es weiter?
Das frische Kapital will Foodji in das Wachstum stecken, die Technik weiter verbessern und das Speisenangebot erweitern. Dabei will sich Foodji auch mit Blick auf die Kosten zunächst nur auf den deutschen Markt konzentrieren.
Im Gegensatz zu vielen anderen Start-ups ist Foodji bereits profitabel. Im vergangenen Jahr wuchs das Unternehmen deutlich. „Wir konnten unseren annualisierten Umsatz vervierfachen“, sagt von Canal. Nun wolle Foodji die Marktführerschaft weiter ausbauen.
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Sowas kann auch nur dort passieren, wenn man sich in einem Land mit keinerlei Ess(ens)kultur befindet. Aufgewärmter Fraß aus dem Automaten – mag nachts am Kleinstadt-Bahnhof noch aus Not durchgehen, aber doch nicht auf der Arbeit. Von Zuhause etwas mitbringen und dort aufwärmen, beim Imbiss um die Ecke was holen oder beim Lieferdienst bestellen. Natürlich Geschmackssache, aber ich find das fast schon eklig und die Mitarbeiter tun mir Leid, die sich bei sowas bedienen müssen. Erinnert mich an diese Kaffeeautomaten, an dem man auch eine Gemüsesuppe durchlaufen lassen kann. Gleich 12h - guten Hunger!