Suchmaschinen-Anbieter Angriff auf den Kern des Geschäftsmodells: Zehn US-Staaten reichen Klage gegen Google ein

Dem US-Internetriesen Alphabet steht mit seiner Tochter Google weiterer juristischer Ärger ins Haus.
Dallas, Düsseldorf Zehn US-Staaten haben Wettbewerbsklage gegen den Internetriesen Google eingereicht. Die Klage zielt ins Herz des Geschäfts des Konzerns: der Onlinewerbung. Google soll mit dem in diesem Bereich wichtigsten Konkurrenten Facebook illegale Absprachen zur Manipulation von Auktionen getroffen haben.
Der Konzern habe sich „wettbewerbswidrig“ verhalten und seine „Monopolmacht“ missbraucht, um den Bereich zu kontrollieren, sagte der texanische Justizminister Ken Paxton am Donnerstag. Er reichte federführend Klage gegen das Unternehmen ein. Außerdem schlossen sich neun weitere republikanisch regierte Bundesstaaten an.
Der Konzern betreibt seit 2008 die Werbeplattform DoubleClick Ad Exchange oder AdX, mit der Werbekunden ihre Anzeigen auf allen denkbaren Websites oder digitalen Kanälen platzieren. Dabei tritt Google einerseits als Vermittler von Werbung auf.
Andererseits will das Unternehmen den Werbetreibenden Anzeigen für seine Websites wie Youtube verkaufen. Diese Doppelrolle prangern Kritiker schon länger an. Die Klage wirft jetzt ein neues Licht auf das Geschäftsgebaren von Google.
2019 erzielte der Mutterkonzern Alphabet insgesamt mit Werbung rund 135 Milliarden Dollar, rund 85 Prozent des Gesamtumsatzes. In den ersten neun Monaten dieses Jahres brachten die Anzeigenverkäufe nahezu 101 Milliarden Dollar ein, was 86 Prozent der gesamten Einnahmen entspricht.
Codename „Jedi Blue“
Das lukrative Geschäft der Werbevermittlung war laut Anklage 2017 durch einen Markteintritt von Facebook bedroht gewesen. Um dem vorzubeugen, soll Google dem sozialen Netzwerk „Informationen, Geschwindigkeit und andere Vorteile in den von Google betriebenen Auktionen“ versprochen haben. Das Projekt hatte laut Medienberichten den Codenamen „Jedi Blue“. Facebook zog kurz darauf sein eigenes Angebot für Digitalauktionen zurück.
Das soziale Netzwerk wird allerdings nicht beschuldigt, das illegale Vorgehen soll von Google ausgegangen sein. Der Konzern sei ein „Goliath“ und missbrauche seine Macht, um den Markt zu manipulieren, den Wettbewerb zu zerstören und dem Nutzer zu schaden, kritisierte Paxton in einem bei Twitter veröffentlichten Video.
Google wies die Vorwürfe als unbegründet zurück. Der Preis für Onlineanzeigen sei in den vergangenen zehn Jahren gefallen, was ein Anzeichen für harten Wettbewerb sei. „Wir werden uns entschieden gegen die haltlosen Behauptungen vor Gericht verteidigen“, erklärte der Konzern.
Im Oktober reichte bereits das US-Justizministerium Klage gegen Google ein wegen mutmaßlichen Missbrauchs seiner Marktdominanz bei der Onlinesuche und beim Schalten von Werbeanzeigen. Seit mehr Werbung online geschaltet wird, haben die digitalen Anzeigen Google zu enormen Gewinnen verholfen.
Nach Auffassung von Experten wird die Klage der Bundesstaaten einige Jahren brauchen, um durch alle Instanzen zu gehen und zu einem abschließenden Urteil zu kommen. Denkbar wäre es auch, dass Bund und Bundesstaaten ihre Klagen zusammenlegen.
Mit dem Machtwechsel im Weißen Haus in wenigen Wochen könnte sich das Vorgehen der Behörde noch verschärfen. Der neue Präsident Joe Biden äußerte sich kritisch über die Silicon-Valley-Konzerne und will sogar eine Sondersteuer einführen.
Unterdessen genehmigte die EU-Kommission am Donnerstag die geplante Übernahme des Fitnessuhren-Spezialisten Fitbit durch Google. Die Freigabe des Zusammenschlusses unterliegt allerdings Bedingungen. So darf das Unternehmen über Fitbit-Geräte generierte Daten nicht zur Optimierung seines Anzeigengeschäfts nutzen und muss Nutzern die Möglichkeit geben, die Verwendung von Daten für Google-Dienste zu verbieten. 4
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