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Suchmaschinenanbieter Konkurrenten verärgert über Google

Android-Nutzer sollen nach einer EU-Entscheidung künftig zwischen Standard-Suchmaschinen wählen können. Doch Google lässt der Konkurrenz nur vermeintlich eine Chance.
12.01.2020 - 00:48 Uhr Kommentieren
Der Suchmaschinen-Riese sieht sich derzeit allein in den USA mit mehr als 50 unabhängigen Kartellverfahren konfrontiert. Quelle: AP
Google

Der Suchmaschinen-Riese sieht sich derzeit allein in den USA mit mehr als 50 unabhängigen Kartellverfahren konfrontiert.

(Foto: AP)

Düsseldorf Wettbewerber können es kaum fassen: Google habe sich entschlossen, seine Konkurrenten auf eine neue Art zu benachteiligen, schreibt der Gründer der Internetsuchmaschine Ecosia in einem Blogbeitrag. Mit einer Milliardenstrafe haben die EU-Wettbewerbshüter Google im vergangenen Jahr verpflichtet, Android-Nutzern auch andere Suchmaschinen zugänglich zu machen. Der Konzern löst das Problem nun auf seine Weise und lässt sich das bezahlen.

Google kann sich verhalten wie ein Monopolist. Insbesondere mit seinem Betriebssystem Android hat es gewaltige Macht. Weil Google die Nutzer an eigene Services gebunden hatte, hat die EU-Kommission 2019 schon eine Strafe von 4,34 Milliarden Euro verhängt. Doch die erzwungene Öffnung des Systems wird den meisten Konkurrenten nichts nützen. Und eine echte Wahl bekommen die Nutzer dadurch auch nicht.

Die Wettbewerbshüter versuchen, Googles Wettbewerbern mehr Chancen zu sichern. Allein in den USA laufen derzeit mehr als 50 unabhängige Kartellverfahren gegen den Konzern.

Die Argumentation gegen den Konzern ist aber nicht einfach: Schließlich stellt Google Hardware-Herstellern mit Android ein kostenloses Betriebssystem zur Verfügung. Mit der Voreinstellung von Google und anderen Services kann Google die Weiterentwicklung von Android finanzieren. Dazu musste der Konzern nach der Kommissionsentscheidung im vergangenen Jahr eine neue Lösung suchen.

Künftig haben Android-Nutzer bei der Einrichtung ihrer Smartphones und Tablets die Wahl zwischen verschiedenen Standard-Suchmaschinen. Neben Google sollen drei Alternativen angezeigt werden. Die Plätze hat Google gerade per Auktion an die meistbietenden Konkurrenten vergeben. Abgerechnet wird pro Nutzer, der sich für eine andere Option als Google entscheidet. Was sie dafür zahlen, ist unbekannt.

Auktionssieger werden für vier Monate angezeigt

"Die Erlöse aus der Auktion helfen uns, in die Entwicklung und Instandhaltung von Android zu investieren", sagte ein Sprecher von Google. Die EU-Kommission schlägt ihrerseits kein neues Verfahren vor.

"Eine Auktion ist eine faire und objektive Methode zu bestimmen, welche Suchmaschinenanbieter in die Auswahlpalette kommen. Sie erlaubt den Anbietern zu entscheiden, welchen Wert sie der Möglichkeit beimessen, in dieser Auswahl zu erscheinen und entsprechend dafür zu bieten", teilt Google mit.

Gerade hat Google die Liste der Auktionssieger veröffentlicht, die von März bis Ende Juni den Android-Nutzern innerhalb der EU angezeigt werden. Dann soll eine neue Auktion gestartet werden. Das Ergebnis ist überraschend: Neben der Datenschutz-fokussierten Suchmaschine DuckDuckGo hat info.com die Versteigerung der Plätze für alle EU-Länder gewonnen.

Die Suchmaschine hat bisher keinen relevanten Marktanteil und zeigt Nutzern eine Mischung aus Ergebnissen anderer Suchmaschinen an – darunter auch Google. Hinter ihr steht die System1 Group, ein Marketingunternehmen mit Hauptsitz in Kalifornien, das ähnlich wie Google mit Daten sein Geld verdient.

Für deutsche wie auch für österreichische und niederländische Nutzer wird die dritte Option GMX sein. Wobei von einem alternativen Angebot eigentlich nicht die Rede sein kann: GMX zeigt nämlich wiederum nur Google-Ergebnisse.

Microsofts Suchmaschine Bing wird nur für Nutzer in Großbritannien als Option zu sehen sein. Weitere Suchmaschinen, die einzelne Länder ersteigert haben, sind Yandex, Qwant, PrivacyWall und Seznam.

Hausfeld-Partner Thomas Höppner, der unter anderem Qwants Interessen vertritt, ist gänzlich unzufrieden mit der Lösung. Die Android-Auswahlpalette biete dem Konsumenten keine echte Wahl. „Sie zeigt Nutzern ohne jeden Grund nur einige verfügbare Anbieter", sagt Höppner: "Das führt zu einem Machtspiel der Finanzressourcen, den Google und seine Partnerunternehmen immer gewinnen werden - zumal das Geld aus der Auktion zurück an Google fließt.“

Während Google für einen der vier verfügbaren Plätze gesetzt sei, müssen die Wettbewerber um die Wette bieten. Jeder Anbieter, der dort nicht auftauche, würde für die Nutzer praktisch unsichtbar werden. „Sie sind gezwungen, in die desaströse Auktion einzusteigen, wenn sie sichtbar bleiben wollen", sagt Höppner.

Nach der ersten Auktion haben die Gewinner nun vier Monate Planungssicherheit. Dann geht das Wetten auf den Einstiegspreis von vorne los - wobei die Wettbewerber nun wissen, dass sie mehr Geld bieten müssten als in der ersten Runde, um eine Chance zu haben.

Am Ende jeder Auktion wird das Gebot des vierten Bieters für alle Versteigerungsgewinner festgelegt. Sie haben damit zumindest einen Informationsvorsprung.

Die EU-Kommission könnte die Reaktion auf ihre Entscheidung im vergangenen Jahr als unzureichend ahnden. "Qwant und andere haben bereits auf die Ineffektivität des Mechanismus hingewiesen und werden nun weitere Belege dafür bringen", sagte Thomas Höppner dem Handelsblatt.

Mehr: Alphabet gehört zu den umsatzstärksten Unternehmen der Welt und hat mittlerweile einige Tochterunternehmen. Neben Google zählen weitere interessante Firmen dazu.

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