T-Mobile Niederlande Warum die Telekom das Niederlandegeschäft verkauft

Der Konzern trennt sich von seinem Niederlandegeschäft.
Bonn, Köln Schon vor einigen Monaten hat Telekom-Chef Timotheus Höttges um Käufer geworben. T-Mobile Niederlande stehe im „Schaufenster“, ließ er auf dem Kapitalmarkttag im Mai wissen, ebenso wie das Funkturmgeschäft übrigens. Nach einigen Verhandlungen steht fest: Die Finanzinvestoren Apex und Warburg Pincus greifen bei einer Bewertung von 5,1 Milliarden Euro zu.
Mit dem Deal verkauft die Telekom eine Organisation, die nur bedingt in die Strategie passt, und verschafft sich gleichzeitig finanzielle Flexibilität. Die kann der Konzern gut gebrauchen: Er will sich die Kontrollmehrheit an der Tochter T-Mobile US dauerhaft sichern – 2,4 Milliarden Euro aus dem Erlös fließen denn auch in Aktien des amerikanischen Mobilfunkanbieters, wie es am Dienstag hieß.
Das Geschäft in den Niederlanden ist schwierig. Der Landesgesellschaft sei zwar „ein enormer Turnaround“ gelungen, sie habe aber nicht die Möglichkeit, wie die zwei großen Wettbewerber mehrere Produkte aus einer Hand anzubieten, sagte Höttges auf dem Kapitalmarkttag. Gerade solche Produktpakete sind in dem Land jedoch gefragt.
Es gebe mit KPN und Ziggo ein Duopol zweier großer Anbieter, die Mobilfunk und Festnetz aus einer Hand anbieten könnten, sagt Ulrich Rathe, Analyst bei der Investmentbank Jefferies. „Die Telekom kann nur konkurrieren, indem sie Festnetzkapazitäten teuer einkauft, aber damit ist sie von den Vorleistungsprodukten der Konkurrenz abhängig.“
Marktanteil im Mobilfunknetz ausgebaut
T-Mobile hat zwar den Marktanteil im Mobilfunk auf 42 Prozent ausgebaut. Im Festnetz hat das Unternehmen aber trotz der Übernahme von Thuis 2016 und einer strategischen Partnerschaft mit dem Glasfaseranbieter Open Dutch Fiber im laufenden Jahr nur rund 700.000 Kunden.
Dadurch sei die Telekom auf die Regulierung angewiesen, sagt Analyst Rathe – die in den Niederlanden aber an dieser Stelle nicht besonders durchgreife. Es sei daher für den Konzern schwierig, in diesem Umfeld dauerhaft eine angemessene Kapitalrendite zu erwirtschaften. Den angestrebten Verkauf der Landesgesellschaft hält Rathe daher in erster Linie für „eine strategische Portfolioentscheidung“.
Im Vergleich zu den Niederlanden seien die Wachstumsaussichten in anderen Märkten deutlich größer, sagt Jens Böcker, Professor an der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg. Der Experte urteilt: „Die Trennung vom Niederlandegeschäft ist folgerichtig: Die Telekom kann in Märkte investieren, von denen sie sich mehr verspricht.“
An der Tochtergesellschaft in den Niederlanden hält die Telekom seit der Fusion mit Tele2 75 Prozent der Anteile und bekommt somit 3,8 Milliarden Euro aus dem Verkauf. Abzüglich des Aktienkaufs in den USA und der Verschuldung bleiben weitere Mittel, deren Verwendung noch nicht feststeht. Zuvor hatte der Konzern bereits das Funkturmgeschäft für 0,7 Milliarden Euro verkauft.
Der Deal – Projektname: „Project Beach“, angelehnt an einen nahe gelegenen Strand in den Niederlanden, kommt zu einem günstigen Zeitpunkt. Die Restrukturierung zeigt Wirkung, zudem ist das Interesse von Finanzinvestoren an verlässlichen Geschäften mit planbaren Renditen angesichts des Anlagenotstands hoch. „Die Braut ist schön, die Preise sind hoch“, sagt Böcker.
In der Tat: Die Finanzinvestoren zahlen mit 5,1 Milliarden Euro das 8,7-Fache des bereinigten Betriebsgewinns (Ebitda AL) über die vergangenen zwölf Monate. Das entspricht einer deutlich höheren Bewertung, als in der Branche derzeit üblich ist. Noch 2018 sei das Geschäft mit etwas mehr als zwei Milliarden Euro bewertet worden, betonte Höttges: „Das niederländische Team hat enormen Wert erzeugt.“
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