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Technologiekonzern Vorerst weniger Investitionen in China: Softbank stemmt sich gegen das Risiko Volksrepublik

Firmengründer Masayoshi Son will mit Investitionen in Hightech-Start-ups die Welt erobern. Die Kurseinbrüche in China sollen da nur ein temporärer Rückschlag sein.
10.08.2021 Update: 10.08.2021 - 15:26 Uhr Kommentieren
Aktuell stehen Investitionen in China für rund ein Viertel des Portfolios von Softbank. Quelle: Reuters
Masayoshi Son

Aktuell stehen Investitionen in China für rund ein Viertel des Portfolios von Softbank.

(Foto: Reuters)

Tokio Der japanische Technologieinvestor Softbank reagiert auf die schärfere Regulierung der Branche in China und die jüngsten Kurseinbrüche. Langfristig glaube er zwar an eine Erholung des Markts, erklärte Gründer Masayoshi Son am Dienstag bei der Vorlage der Quartalszahlen. „Aber bis sich der Staub gelegt hat, werden wir abwarten.“ Vorerst werde man Investitionen in dem Land zurückfahren.

Japans reichster Mann, der an diesem Mittwoch 64 Jahre alt wird, will nun genau beobachten, welche Sektoren die Regierung in Peking wie tief regulieren wird. „Sobald wir eine bessere Sicht haben, wollen wir Investitionen wieder aufnehmen.“

Zu den chinesischen Beteiligungen von Softbank zählen unter anderem der Onlinehändler Alibaba oder der Fahrdienst Didi, der besonders im Visier der Behörden steht und seit dem Börsengang in New York rund ein Drittel an Wert eingebüßt hat.

Die Zeiten seien hart in China, gestand Son ein. Aber in seiner Bilanz für das abgelaufene Quartal von Softbank betont er die Erfolge. Die riesigen Softbank Vision Funds 1 und 2, mit denen Son seit 2017 weit über 100 Milliarden Euro in Start-ups aus der Technologiebranche investiert hat, „entwickeln sich günstig“.

Tatsächlich ist die Quartalsbilanz kein Krisenzeichen, aber eine Warnung vor langsamerem Wachstum. Der Nettogewinn schrumpfte um 39 Prozent auf 761,5 Milliarden Yen, umgerechnet 5,9 Milliarden Euro. Aber Son wies darauf hin, dass der hohe Gewinn im Vorjahr fast gänzlich aus Buchgewinnen aus dem Zusammenschluss von Softbanks US-Mobilfunkanbieter Sprint mit T-Mobile US hergerührt habe.

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Immerhin stiegen auch das Bilanzvermögen und die Buchgewinne auf die Aktienportfolios im Vergleich zum Vorjahr weiter, ungeachtet der Einbußen in China. Analysten wie Kirk Boodry, Gründer von Redex Research, sehen derzeit trotz fallender Kurse dort nur ein geringes unmittelbares Risiko. „Die gute Nachricht ist, dass die gesamte China-Exposure Softbanks unter zehn Prozent liegt“, erklärte Boodry.

Son hat Portfolios breiter aufgestellt

Denn inzwischen ist Softbank mit Investitionen in fast 300 Unternehmen, von denen die meisten Künstliche Intelligenz (KI) für ihre Geschäftsmodelle nutzen, regional breit aufgestellt. Außerdem stellt Softbanks riesiges Alibaba-Aktienpaket, das im ersten Quartal noch 39 Prozent von Softbanks Wert ausmachte, kein großes Risiko mehr dar. Denn Alibaba sei schon durch die „regulatorische Mangel gedreht worden“.

Das Problem ist für Boodry vielmehr, dass härtere Regeln chinesischer Behörden für die bisher kaum regulierten Boombereiche Sons Strategie „durchlöchern“ könnten, durch eine rasche Folge von Börsengängen Geld für frische Investitionen einzutreiben. „Das Ausbleiben positiver Überraschungen durch mögliche Listings ist relevanter“, so Boodry.

Die Sorge ist verständlich, wenn man sich das Portfolio der beiden Vision-Fonds anschaut. Zwar wachsen die Anteile europäischer und vor allem lateinamerikanischer Firmen. Für Lateinamerika hat Softbank sogar einen eigenen Fonds aufgelegt, der erstmals hohe Buchgewinne von mehr als zwei Milliarden Euro einbrachte. Aber chinesische Beteiligungen machten Ende Juni nur noch 23 Prozent der unrealisierten Gewinne der verschiedenen Investmentfonds von Softbank aus.

Der Druck auf neue Maßnahmen zur Kurspflege wächst

Eine Wiederholung des Fabelgewinns aus dem Geschäftsjahr 2020, als Softbank mit 38 Milliarden Euro Nettogewinn das drittprofitabelste Unternehmen der Welt war, dürfte sich damit vorerst nicht wiederholen. Der Kurs der Softbank-Aktie ist daher von Anfang Mai bis Dienstag kurz vor der Veröffentlichung der Konzernbilanz um ein Drittel auf 6831 Yen gefallen.

Damit schnitt der Hightech-Investor weit schlechter als der Nikkei-Index ab. „Der Druck auf Softbanks Portfolio wird die Spekulationen schüren, dass Son neue Maßnahmen zur Stützung des Aktienpreises ankündigen wird“, urteilt die japanische Wirtschaftszeitung „Nikkei“.

Vor einem Jahr befreite sich Son aus der Coronakrise, indem er eigene Beteiligungen an Portfoliofirmen für 38 Milliarden Euro zu Geld machte. Das Geld nutzte er zuerst, um Aktien und Anleihen zurückkaufen. Als dann auf den Crash der Corona-Boom folgte, nutzte er den Berg an Bargeld dazu, aus eigener Kraft ohne Partner den Softbank Vision Fund 2 aufzubauen, der inzwischen in über 90 Start-ups investiert hat.

Son schloss Aktienrückkäufe am Dienstag nicht aus. Aber er betonte, dass er derzeit keine Partner benötige, um weiterzuwachsen. Denn die Erträge aus bisherigen Fonds und kurzfristigen Wetten auf Großkonzerne wie den Onlinehändler Amazon oder jüngst den Schweizer Pharmariesen Roche finanzierten bereits nahezu die Hälfte der fast 15 Milliarden Dollar, die Softbank im vergangenen Jahr in neue Start-ups investiert hatte.

Son sieht darin eine neue Evolutionsstufe des Konzerns. Früher hat er handfeste Unternehmen wie sein Mobilfunkgeschäft beliehen, um auf Pump zu finanzieren. Als das nicht mehr ging, weil die Geldgeber sich vor einer Überschuldung Softbanks fürchteten, fand er neue Partner, die ihm noch mehr Geld anvertrauten.

Softbank „recycelt“ sein eigenes Geld

Mit Fehlschlägen wie dem Kollaps des globalen Bürovermittlers Wework und erst recht dem Corona-Crash blieben nun zwar auch Partner für seinen zweiten Fonds aus. Jüngste Fehlgriffe wie die Beteiligungen an den deutschen Fintech-Hoffnungen Wirecard und dem Finanzkonglomerat Greensill dürften das Vertrauen in Son nicht gestärkt haben.

Aber Softbank hat inzwischen so viel investiert, dass das eigene Geld genug Rendite abwirft. „Diese Art des Ökosystems, in dem wir unser eigenes Geld recyceln, hat begonnen zu funktionieren“, freute sich Son am Dienstag. Er sei zwar weiterhin offen für Partner. Aber derzeit wolle Softbank allein weiter investieren.

Lange wurde er gefragt, was er eigentlich ist, Unternehmer oder Finanzinvestor. Am Dienstag definierte er seine Rolle neu: „Ich bin ein visionärer Kapitalist für die KI-Revolution.“ Also ein reicher Geldgeber, der innovativen Unternehmern KI-Geld zuschießt, damit sie schneller die Wirtschaft umwälzen – und Softbanks Reichtum mehren.

Den Unterschied sieht er in den Zielen. „Das Wichtigste für einen Investor ist, Geld zu machen“, erklärte er seinen Aktionären schon auf der Jahreshauptversammlung im Juni die Philosophie. „Aber ein Kapitalgeber will die Zukunft gestalten.“

Sein Ziel sei dabei gleich geblieben, von der Gründung Softbanks als Softwareverkäufer Anfang der 1980er-Jahre bis heute, betont Son beständig: die Durchführung der Informationsrevolution – mit Softbank als globalem Riesen. Denn die KI-Revolution hat für Son gerade erst begonnen.

Mehr: Roboter in der Sinnkrise: Softbank produziert „Pepper“ vorerst nicht mehr

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