Telekom-Experte Jens Böcker „Die Telekom wird noch amerikanischer werden“

Der Telekommunikationsexperte geht von einer erfolgreichen Fusion von T-Mobile US und Sprint aus.
Herr Böcker, wird die Fusion von T-Mobile US und Sprint gelingen?
Ja, davon gehe ich aus. Alle Zeichen, die jetzt zu sehen sind, deuten auf einen Erfolg der Verhandlungen hin. Die jahrelange Vorarbeit zahlt sich für die Telekom aus. CEO Timotheus Höttges wird die 26 Milliarden Dollar schwere Fusion zum Erfolg führen können.
Schon heute macht das US-Geschäft mehr als die Hälfte des Umsatzes der Deutschen Telekom aus. Was bedeutet die Fusion für die Strategie des Konzerns?
Die Telekom wird noch amerikanischer werden. Das steht fest. Es ist gut, dass sich der Konzern nicht auf Nebenschauplätzen verzettelt hat. Die Firma konzentriert sich auf die Bereiche, in denen sie stark ist. Und dazu gehört das Geschäft in den USA. Mit Sprint hat T-Mobile US einen guten Partner gefunden. Dem US-Team ist es während der vergangenen Jahre schon sehr erfolgreich gelungen, seinen Marktanteil immer weiter auszubauen.
Wird die Telekom künftig ihr Geld lieber in den USA als in Deutschland investieren?
Natürlich werden sich die Entscheider der Telekom die Frage stellen, wo sie eine höhere Rendite erzielen können. Lange waren das Deutschland und Europa. Doch heute sind die USA der dynamischste Markt für die Telekom.
Dem deutschen Staat gehört noch rund ein Drittel an der Telekom. Könnte es zu einem Konflikt kommen?
Ja, das Potenzial für einen Konflikt besteht. Die Bundesregierung hat einen klaren Fokus auf den Ausbau der Netze in Deutschland. Die Deutsche Telekom soll eine wichtige Rolle dabei spielen, Breitband in der Bundesrepublik voranzutreiben. Heute hängt Deutschland im europäischen Vergleich zurück. Sollte die Telekom ihren Fokus stark von ihrem Heimatland weg auf die USA richten, könnte die Bundesregierung als Ankeraktionär rebellieren.
Herr Böcker, vielen Dank für das Interview.
Mehr: Die Deutsche Telekom könnte vor dem wichtigsten Deal der Firmengeschichte stehen. Die 26 Milliarden Dollar schwere Übernahme der US-Rivalen Sprint war nie so nah wie jetzt.
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