Telekommunikation Vertrag über 20 Jahre: Mobilfunker 1&1 darf für Netzaufbau Vodafone-Standorte nutzen

Die Marke von United Internet will massiv expandieren.
Düsseldorf Der Mobilfunker 1&1 will die etablierten Anbieter Deutsche Telekom, Vodafone und Telefónica herausfordern und selbst zum Netzbetreiber werden. Dazu hat die Firma einen Vertrag zur Nutzung von bis zu 5000 Vodafone-Standorten geschlossen, wie das Unternehmen am späten Donnerstagabend mitteilte.
Mit der Vodafone-Funkturmtochter Vantage Towers wurde die Nutzung von 3800 Dach- und Maststandorten bis Ende 2025 vereinbart, mit der Möglichkeit der Erweiterung auf 5000 Standorte.
„Durch Kooperationen mit etablierten Funkturmbetreibern wollen wir vornehmlich bereits bestehende Antennenstandorte nutzen. Das schont Umwelt und Ressourcen und beschleunigt zugleich unsere Ausbaugeschwindigkeit“, sagte 1&1-Chef Ralph Dommermuth.
Für 1&1 ist die Vereinbarung aber nur der erste Schritt. Das Unternehmen benötigt deutlich mehr Standorte. Die Bundesnetzagentur hatte dem Neueinsteiger im Mobilfunk vorgeschrieben, bis zum Jahr 2030 mindestens 50 Prozent der Haushalte in Deutschland abzudecken. Dafür wären laut Berechnungen von 1&1 mindestens 12.000 Standorte in rund 390 Städten nötig. Das erklärte Ziel des Unternehmens ist es aber, möglichst die gesamte Bevölkerung Deutschlands mit einem eigenen Netz zu versorgen. Für die Übergangszeit hat 1&1 einen Deal mit dem Netzbetreiber Telefónica über die Mitnutzung von dessen Netz geschlossen.
Ralph Dommermuth mobilisiert für den Netzausbau unterschiedliche Bereiche seines Unternehmens United Internet. Die Tochtergesellschaft 1&1 ist für den Netzausbau zuständig. Die separate Tochter Versatel soll die Mobilfunkstandorte mit Glasfaser versorgen.
40 Millionen Euro Anlaufkosten
Die Anlaufkosten für den Netzaufbau veranschlagt 1&1 für das laufende Jahr nun etwas höher mit 40 statt bisher 30 Millionen Euro, teilte 1&1 in einer ebenfalls am Donnerstagabend veröffentlichten Prognose mit. Kommendes Jahr sollen es 70 Millionen Euro sein. Die Investitionsausgaben steigen dann auf rund 400 Millionen Euro nach 75 Millionen in diesem Jahr. Als Grund nannte das Unternehmen „Anschaffung von Antennen, Rechnern und Software für das 1&1-Mobilfunknetz“.
Der Mutterkonzern United Internet will im kommenden Jahr den Umsatz auf 5,8 Milliarden Euro steigern nach 5,6 Milliarden Euro, die für das laufende Jahr angepeilt werden. Das Betriebsergebnis (Ebitda) soll demnach bei rund 1,25 Milliarden Euro verharren.
Zwischen Vodafone und der Funkturmtochter Vantage Towers hatte es zuletzt Diskussionen über den Vertrag mit 1&1 gegeben, wie das Handelsblatt erfuhr. Vantage Towers betreibt derzeit rund 19.000 Standorte in Deutschland, die derzeit fast ausschließlich von Vodafone genutzt werden. Manager von Vodafone hatten Sorge geäußert, Vantage Towers stärke mit 1&1 einen direkten Konkurrenten. Kürzlich verließ der Deutschlandchef von Vantage Towers, Peter Zehetner, das Unternehmen.
Mit Material von Reuters
Mehr: Funkturmanbieter Vantage Towers verliert Deutschlandchef
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