Tramp-Roboter Hitchbot „Roboter können dem Menschen vertrauen“

Hitchbot mit seinen Entwicklern Frauke Zeller von der Ryerson University und David Harris Smith von der McMaster University.
Ottawa Am Freitag startet der trampende Roboter Hitchbot aus Kanada seine zehntägige Deutschlandtour. Auf Einladung des Wissenschaftsmagazins Galileo des Senders ProSieben reist der etwa 90 Zentimeter große bunte Roboter durch das Land.
Im vergangenen Jahr hatte er in weniger als vier Wochen Kanada durchquert und Hunderttausende Menschen fasziniert. Frauke Zeller von der Ryerson University in Toronto hat zusammen mit David Harris Smith von der McMaster-Universität in Hamilton und einer Gruppe Studenten Hitchbot geschaffen.
Frau Zeller, wie geht es Hitchbot so kurz vor Beginn seiner ersten Auslandsreise?
Hitchbot ist ziemlich aufgeregt. Er muss aber immer noch lernen. Wir feilen noch an seinen Deutschkenntnissen. Am Donnerstag wird er in Deutschland eintreffen und am Freitag seine Reise beginnen.
Im vergangenen Jahr reiste Hitchbot durch Kanada. Welche Idee steht hinter diesem Projekt und was erhoffen Sie sich von Tour in Deutschland?
Hitchbot ist ein Kunstprojekt an der Schnittstelle von Kunst, künstlicher Intelligenz, Spracherkennnung und Kommunikation zwischen Mensch und Roboter. Es ist kein traditionelles Mensch-Roboter-Projekt. Wir wollen, dass Menschen sich beteiligen und das Projekt mitgestalten.
Daher ist es von Anfang an offen angelegt. Wir werden Hitchbot nicht auf Schritt und Tritt folgen. Die Menschen können entscheiden, was sie damit machen und ob sie sich auf ihn einlassen wollen.
Die Reise durch Kanada zeigte, dass der „kontaktfreudige und charismatische Roboter“, wie Ihre Universität ihn beschreibt, die Menschen tatsächlich anspricht.
Die Erfahrung war überwältigend. Es war auch für uns überraschend zu sehen, wie viele Menschen sich mit ihm beschäftigten und sich bemühten, mit ihm zu interagieren. Hitchbot sprach ihre Kreativität an, sie überlegten sich tolle Szenarien, wo sie Bilder mit ihm machen. Sie nahmen Hitchbot auf Feste mit, auf ihre Wochenendausflüge, auf eine Hochzeit, und er besuchte kanadische Ureinwohner auf Manitoulin Island und Vancouver Island.
Hitchbot sprach sehr viele Kinder und Familien an, sie nahmen ihn mit nach Hause und kümmerten sich rührend um ihn. Insofern war es ein voller Erfolg. Man kann also sagen: Roboter können Menschen vertrauen.
Sie drehen damit die eigentlich gängige Frage um, ob Menschen Robotern vertrauen können.
Dies ist die entscheidene Fragestellung dieses Projekts. Traditionell geht man in der Mensch-Robotik davon aus, dass wir Roboter für einen bestimmten Zweck kreieren, etwa als Hilfe im Haushalt oder sie bauen Autos zusammen. Wir geben meistens vor, was der Roboter kann und was das Endprodukt sein soll.
Wir wollten das ganze umdrehen. Wollen sich die Menschen überhaupt mit der Technik auseinandersetzen? Was machen sie damit, wenn man nichts vorgibt? Sie hätten Hitchbot gar nicht mitnehmen müssen. Sie hätten ihn für andere Zwecke umfunktionieren können. Es war schon erstaunlich zu sehen, wie sehr die Menschen ihn personalisierten. Sie haben ihn vermenschlicht.
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