Update auf iOS 14.5 Apple-Nutzer schalten reihenweise Werbetracking ab

Mit dem neuen iPhone-Betriebssystem können Nutzer ein Anbieter-übergreifendes Werbe-Tracking gestatten oder aber auch untersagen.
Düsseldorf Apples Tracking-Verbot stößt auf breite Zustimmung der Kunden. Laut einer Erhebung des US-Marktforschungsunternehmens Flurry haben weltweit lediglich zwölf Prozent der iPhone- und iPad-Nutzer der Verwendung von Drittanbieter-Cookies auf ihren Geräten zugestimmt. Einzeln betrachtet fiel die Skepsis gegenüber einer Datenweitergabe zu Werbezwecken in den USA noch deutlicher aus: Nur vier Prozent haben dort demnach ihre Einwilligung erteilt.
Damit bringt Apple einen der Grundpfeiler der Onlinewerbung ins Wanken. Vor zwei Wochen hatte der Techkonzern mit Einführung des neuen mobilen Betriebssystems iOS 14.5 das automatische Werbetracking von Nutzerdaten unterbunden, indem es die sogenannte App Tracking Transparency (ATT)-Funktion eingefügt hat.
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App-Entwickler müssen nun erst die Erlaubnis eines Nutzers einholen, um Zugriff auf die Werbekennung (IDFA) des Geräts zu erhalten, mit dem bisher eine App-übergreifende Nachverfolgung möglich war.
Auf der Verwertung der Daten basiert bislang ein Großteil der Onlinewerbung: In den kleinen Codeschnipseln, die Werbefirmen auf den Geräten der Nutzer platzieren, werden Informationen über das Nutzerverhalten gesammelt.
Welche Webseiten hat er angeklickt, welche Produkte gesucht, welche Nachrichten liest er? Aus solchen Informationen erstellt die Branche die digitalen Werbebanner, die Nutzern auf Webseiten und in Apps angezeigt werden. Ohne Cookies gibt es keine Informationen. Dadurch können Werbefirmen die Werbebotschaften nicht mehr zielgerichtet ausspielen. Und gemäß der Marktlogik sinkt der Wert der digitalen Werbung.
Werbewirtschaft läuft Sturm
Weltweit scheinen sich 88 Prozent der Befragten über diese neuen Freiheiten in der Werbewelt zu freuen: Sie haben kein entsprechendes Opt-in gegeben. Die Analyse des Marktforschungsunternehmens Flurry, einer Tochter des US-Konzerns Verizon Media, basiert auf 2,5 Millionen Nutzerdaten, die in den vergangenen zwei Wochen erhoben wurden.
Während Apple den Tracking-Schalter als großen Schritt in Richtung Datenschutz feiert, läuft die Werbewirtschaft Sturm. In Deutschland hatte ein Zusammenschluss von acht Werbeverbänden gleich am ersten Tag des neu eingeführten Tracking-Verbots eine Beschwerde beim Bundeskartellamt eingereicht.
Die Verbände, darunter der Zentralverband der deutschen Werbewirtschaft ZAW sowie die beiden Verlegerverbände VDZ und BDZV, argumentierten, der US-Konzern würde mit der ATT-Funktion seine Marktmacht missbrauchen und gegen Kartellrecht verstoßen.
Durch die Maßnahme schließe Apple „faktisch alle Wettbewerber von der Verarbeitung kommerziell relevanter Daten im Apple-Ökosystem aus“. Gleichzeitig nehme der Konzern seine eigenen Werbedienste von den geplanten Änderungen aus und sammle selbst erhebliche Mengen an Nutzerdaten.
Facebook droht indirekt mit Bezahlmodell
Als vehementester Gegner der neuen ATT-Funktion gilt das soziale Netzwerk Facebook, das das Tracking zur Aussteuerung der eigenen Werbung benötigt. Facebook protestiert seit Monaten öffentlichkeitswirksam gegen das Cookie-Verbot.
Es werde vor allem kleine und mittlere Unternehmen treffen, die insbesondere in der Corona-Pandemie auf personalisierte Werbung bei dem Online-Netzwerk angewiesen seien, so die Argumentation des Social-Media-Pioniers.
Unter seinen eigenen Nutzern warb Facebook um die Einwilligung zum Targeting. „Helft mit, dass Facebook kostenlos bleibt“, mit diesem Text drohte der Milliardenkonzern unterschwellig mit der Einführung eines Bezahlmodells. Dabei hatte CEO Mark Zuckerberg stets betont, dass der Dienst kostenlos bleibt.
Die an der Nasdaq notierte Facebook-Aktie fiel am Dienstag vorbörslich um 1,53 Prozent auf 301,29 Dollar. Analysten senkten den Ausblick für die Geschäftsentwicklung des Konzerns. So stuften die Citi-Analysten die Facebook-Aktie von „kaufen“ auf „halten“ zurück. Hintergrund sei die Entwicklung der Onlinewerbung, die zwar robust wächst, aber im zweiten Quartal möglicherweise nicht den optimistischen Anlegererwartungen entsprechen wird.
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Wo ist das Problem? Will der Kunde nicht mit Daten bezahlen, kann er sich eben mit Geld Zugang verschaffen. Das Problem ist doch nicht die Werbung, sondern die Lüge vom kostenlosen Content.