Via-Online und Dreamrobot Ecommerce One will Onlinehändlern einen Rundum-Service bieten

Management und Logistik hinter dem E-Commerce ist für viele Händler kompliziert. Da will Ecommerce One helfen.
Düsseldorf Es soll der erste Zusammenschluss von vielen auf dem Softwaremarkt sein: Der Afterbuy-Anbieter Via-Online und Dreamrobot arbeiten künftig unter dem Namen „Ecommerce One“ zusammen.
Die beiden Firmen bieten E-Commerce-Unternehmen Managementsysteme für ihre Ressourcen und Inhalte an. Außerdem verkaufen sie Software für den Vertrieb über verschiedene Plattformen – von Ebay und Amazon bis zum Filialgeschäft. In der neuen Holding wollen sie Kräfte bündeln, um vor allem Probleme zu lösen, die zwischen den zahlreichen Vertriebskanälen entstehen.
„Gerade im Hinblick auf Marktplatz- und Partneranbindungen entstehen so viele neue Möglichkeiten für die Kunden beider Unternehmen“, sagt Daliah Salzmann, 41, Geschäftsführerin von Via-Online und der neuen Ecommerce One.
Noch interessanter aber ist: Die neue Holding soll noch weitere Unternehmen zukaufen, die unterschiedlichste digitale Dienstleistungen für Händler aus einer Hand anbieten. Dafür kommen etwa Agenturen, Anbieter von Shopsystemen und Logistiklösungen in Betracht. „Das ist im Grunde der Start in ein Ökosystem für Händler“, sagt der E-Commerce-Experte Mark Steier dem Handelsblatt.
Das Modell löse einige Probleme. Einerseits fehlten vielen Dienstleister die Entwickler für Innovationen, andererseits hätten Händler bei der Nutzung von verschiedenen Dienstleistern nie die Chance auf einen reibungslosen Ablauf. Immer wieder hake es an den Schnittstellen.
Die richtigen Zukäufe sind entscheidend
„Wenn Ecommerce One gute Unternehmen zusammenkauft und auf eine einheitliche technologische Plattform stellt, dann gibt es Synergien und Potenzial für die Neu- und Weiterentwicklung“, sagt Steier. Das betont auch Dreamrobot-Geschäftsführer Peter Möller: „Wir haben festgestellt, dass wir viele Systemteile und Anbindungen parallel entwickeln.“
Dazu muss man wissen, dass Software für Onlineshops als einer der größten Start-up-Trends des Jahres gilt. Dahinter steht die Digitalisierung von kleinen und mittelständischen Unternehmen allgemein, vor allem aber der Boom durch die Corona-Pandemie.
Im vergangenen Jahr sind digitale Vertriebskanäle für Händler und Nutzer wichtiger denn je geworden. Experten glauben dabei an eine dauerhafte Entwicklung, die sich sogar noch verstärken wird.
Das macht aus Sicht von Wagniskapitalgebern vor allem Investitionen in neue Internetinfrastruktur interessant. Filip Dames von Cherry Ventures nannte im Handelsblatt kürzlich die zentralen Fragen, die viele in seiner Branche derzeit umtreiben: „Welche Technologie macht den E-Commerce noch einfacher?“
Just auf diesem als lukrativ geltenden Feld will sich Ecommerce One nun als großer Akteur aufstellen.
Investor ist Konsolidierungsexperte
Auf den Erfolg dieses konkreten Ansatzes setzt dabei der Private-Equity-Investor Oakley. Bekannte Investments der Londoner Firma sind etwa die Online-Dating-Plattform Parship Elite und das Vergleichsportal Verivox. Der Investor ist auf Felder mit Konsolidierungspotenzialen spezialisiert und soll Kapital für die „Buy- and Build-Strategie“ bereitstellen. Ziel ist, mithilfe des Kapitalgebers eine „Plattform für Branchengrößen mit ihren führenden E-Commerce-Lösungen“ zu werden.

Management und Logistik hinter dem E-Commerce ist für viele Händler kompliziert. Da will Ecommerce One helfen.
Nach Informationen des Handelsblatts aus Unternehmenskreisen könnten schon im nächsten Halbjahr um die fünf weitere Unternehmen zur Gruppe stoßen. Zur Größe der potenziellen Übernahmekandidaten äußert sich Ecommerce One nicht. Auf Nachfrage verweist das Unternehmen nur auf seinen „finanzstarken Partner“ – insofern dürften wohl auch größere Firmen für Akquisitionen infrage kommen.
Das Modell erinnert auch an die zahlreichen neuen Thrasio-Klone. Dabei handelt es sich um Unternehmen, die erfolgreiche Markenhändler auf der Plattform von Amazon kaufen und unter einem Dach zusammenführen. Damit sollen Synergien etwa beim Marketing geschaffen werden. Im Prinzip geht Ecommerce One die Sache andersherum an: Das Unternehmen will den eigenständigen Händlern ihre Reibungsverluste ersparen.
Im Fall von Ecommerce One sollen die fusionierten Unternehmen weitgehende Eigenständigkeit behalten. Die Standorte von Afterbuy in Krefeld und Dreamrobot in Bielefeld bleiben erhalten. Im Management auf Gruppenebene sollen laut Ecommerce One weitere Top-Manager etabliert werden, „um die Synergien über die Gruppe hinweg zu heben und die einzelnen Unternehmen zu unterstützen.“
Für die Bestandskunden von Via-Online und Dreamrobot soll „die gewohnte Umgebung oder Art der Nutzung“ bei der Bündelung zentraler Funktionen erhalten bleiben, sagt Salzmann. Steier schätzt die Zahl der gemeinsamen Kunden auf mehr als 130.000 Händler – den Großteil bringt Afterbuy mit.
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