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Was das Netz bewegt Mit der Scharia gegen Twitter-Links

Durch Twitter haben Webadressen-Kürzer wie Bit.ly Konjunktur: Weil nur 140 Zeichen zur Verfügung stehen, wird gespart, wo es nur geht. Doch die URL-Kürzer mit den exotischen Namen haben ihre Tücken. Auch ansonsten ist das Netz gefährlich: Ein Witz auf Twitter wird zum Boomerang und Unternehmen, die Groupon nutzen, sagen häufig: Nie wieder.
  • Stephan Dörner
08.10.2010 - 13:27 Uhr 1 Kommentar
Libyen Staatsführer Gaddafi ermahnt auch westliche Internetnutzer zur Einhaltung der Scharia - wenn sie .ly-Adressen nutzen wollen. Quelle: Reuters

Libyen Staatsführer Gaddafi ermahnt auch westliche Internetnutzer zur Einhaltung der Scharia - wenn sie .ly-Adressen nutzen wollen.

(Foto: Reuters)

DÜSSELDORF. Sogenannte URL-Shortener, also Webadressen-Verkürzer, haben kryptische Namen wie is.gd, Bit.ly oder vb.ly. Die exotischen Domain-Namen sollen - wie ihr Name andeutet - die oft langen und umständlichen Webadressen in leichter verwertbare Häppchen verwandeln.

Doch das hat seine Tücken, denn hinter den exotischen Endungen stehen die Domainräume von Staaten mit teils alles andere als liberalen Internet-Gesetzen. Die für URL-Shortener beliebte Endung „.ly“ steht beispielsweise für Gaddafis Libyen. Und die Regierung des exzentrische Staatsführers hat vb.ly nun abschalten lassen, wie die Betreiber mitteilen. Die Begründung der zuständigen Behörde: Inhalte, auf die die mittels vb.ly gekürzten Links verwiesen, verstießen gegen die Scharia.

Twitter-Nachrichten, die vb.ly nutzten, werden damit nun unlesbar – es ist nicht mehr möglich herauszufinden, auf welche Seite sie verwiesen. Auch Twitter selbst sollte die Nachricht aufhorchen lassen: Der offiziell von Twitter eingesetzte URL-Shortener bit.ly, mit der Webadressen teils automatisch gekürzt werden, liegt ebenfalls im libyschen Domainraum. Deutlich sicherer dürfte es sein, Domain-Endungen von Ländern zu nutzen, bei denen die Einführung von Scharia-Gesetzen derzeit nicht auf der Tagesordnung steht - .gd von is.gd steht beispielsweise für Grenada, laut Wikipedia zu 99,8 Prozent christlich.

Allerdings sind URL-Dienste nicht nur durch religiöse Gesetze bedroht. Bereits im September stellte u.nu seinen Service ein – allerdings freiwillig. Die Macher des Dienstes bedauerten, dass ihr Service zu häufig von Spammern missbraucht würde, um damit Spam-Adressen zu kaschieren. Allerdings funktionieren alte u.nu-Adressen immerhin noch.

Virale Sarrazinade

Der Kurznachrichtendienst Twitter sorgt für Transparenz: Auf dem Microblogging-Plattform plaudert so manche hochgestellte Persönlichkeit öffentlich über Dinge, die sie aus jedem Interview herausredigieren würde. Das bleibt allerdings nicht immer ohne Folgen, wie jüngst im Falle des MDR-Intendanten Udo Reiter.

Während der Rede von Bundespräsident Christian Wulff zum Tag der deutschen Einheit rutschte Reiter folgender Witz auf Twitter heraus: „Einheitstag 2030: Bundespräsident Mohammed Mustafa ruft die Muslime auf, die Rechte der deutschen Minderheit zu wahren“. Was in vertrauter Runde am Stammtisch höchstens ein Stirnrunzeln ausgelöst hatte, kann auf Twitter einen ganzen Sturm in Gang setzen – und so kam es auch. Nachdem der Journalist Mario Sixtus den zweifelhaften Witz entdeckt hatte, wurde er Hundertfach retweetet, also von anderen Twitter-Benutzern verbreitet.

Nur etwa eine halbe Stunde später reagierte der MDR-Intendant angesichts der Entrüstung mit einer Entschuldigung - doch da war es schon zu spät. Am Ende blieb Reiter nichts anderes übrig als sich sarkastisch bei Sixtus und allen anderen zu bedanken. Bereits im vergangenen Jahr hat Autor und Internet-Lebenskünstler Sascha Lobo auf der Blogger-Konferenz Republica leidgeplagten Twitter-Opfern Überlebenstipps gegeben. Bei all der lockeren Plauderei auf Twitter sollte außerdem nie vergessen werden: Es handelt sich um ein öffentliches und hoch virales Medium. Je kontroverser die Aussage und je prominenter die Person, desto schneller die Ausbreitung.

Facebook befreit die Daten

Na endlich: Facebook gibt den Nutzern mehr Kontrolle über die eigenen Daten – und lässt es nun auch zu, dass Nutzer diese herunterladen und sozusagen mitnehmen können. Damit ermöglicht nun auch Facebook endlich, wozu sich Google als Initiator der Data Liberation Front schon lange verpflichtet hat.

Viele Groupon-Unternehmer sagen „nie wieder“

Der Online-Rabattdienst Groupon gilt bereits seit über einem Jahr als einer der heißesten Trends im Web. Vor allem für Kunden des Dienstes zahlt sich der Groupon aus, die sich teils enorme Rabatte sichern. Weniger zufrieden sind dagegen offenbar viele teilnehmende Unternehmen. Nachdem eine Cafe-Besitzerin öffentlich ihr Leid geklagt hatte, die glaubt, durch Groupon tausende Dollar verloren zu haben, wollten es Forscher an der Jesse H. Jones Graduate School of Business genauer wissen. Das Ergebnis dürfte viele Unternehmer abschrecken: Immerhin 40 Prozent der befragten Groupon-Teilnehmer sagten: Nie wieder, zitiert das Wall Street Journal das Ergebnis der Studie.

Informationen gibt es im Zeitalter des Internets viele - und zwar für alle, überall, jederzeit. Doch wer soll da noch den Durchblick behalten? Immer häufiger mangelt es in einer Gesellschaft voller formaler Transparenz an der Aufbereitung des Informationen. Wie Informationen so aufbereitet werden, dass sie leicht erfassbar sind, zeigt schon seit Jahren das viel gelobte Blog Information is beatiful. Ebenfalls ein herausragendes Beispiel ist die interaktive Parteispenden-Grafik von Gregor Aisch, die aus öffentlich zugänglichen Quellen erstellt wurde. Visualisiert werden Spendenströme über 50 000 Euro an Deutschlands Parteien.

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1 Kommentar zu "Was das Netz bewegt: Mit der Scharia gegen Twitter-Links"

Das Kommentieren dieses Artikels wurde deaktiviert.

  • Vorab: ich finde es sehr positiv über das Titel-Thema zu berichten. Denn im täglichen Gebraucht denkt man selten an gesetzliche Schranken via Domain-Ländereien.

    bei folgendem Satz fehlen mir allerdings die Worte: "Deutlich sicherer dürfte es sein, Domain-Endungen von Ländern zu nutzen, bei denen die Einführung von Scharia-Gesetzen derzeit nicht auf der Tagesordnung steht - .gd von is.gd steht beispielsweise für Grenada, laut Wikipedia zu 99,8 Prozent christlich."

    Sicherheit nur im christlichen Raum oder was soll dieser Satz aussagen? Von einem Artikel des Handelsblatts würde ich etwas mehr Sorgfalt bei der Wortwahl wünschenswert finden!

    Und wo der Zusammenhang zwischen Twitter-URL-Sharia, Facebook-Daten und dem Groupon-blogwerbe-Absatz ist, bleibt mir ebenfalls schleierhaft.

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