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WWDC 21 Apple wird sozialer – und macht Facebook Konkurrenz

Bessere Videokonferenzen oder mit Freunden Serien anschauen: Apple gibt seinen eigenen Apps mehr soziale Funktionen – und will mit mehr Datenschutz überzeugen.
07.06.2021 Update: 08.06.2021 - 07:48 Uhr Kommentieren
Die Entwicklerkonferenz fällt in eine Zeit, in der sich Apple vor Gericht wegen seiner App-Store-Praktiken verantworten muss. Quelle: dpa
Apple-Chef Tim Cook

Die Entwicklerkonferenz fällt in eine Zeit, in der sich Apple vor Gericht wegen seiner App-Store-Praktiken verantworten muss.

(Foto: dpa)

Cupertino Apple ist ein Unternehmen, das Details viel Aufmerksamkeit schenkt: Wenn Apples Software-Chef Craig Federighi während seiner Keynote auf der hauseigenen Entwicklerkonferenz WWDC den Start-Bildschirm eines iPhones oder iPads zeigt, ist dort nie eine Facebook-, Messenger-, WhatsApp- oder Instagram-App zu sehen – immerhin vier der meistgenutzten Apps in Apples Betriebssystem iOS.

Alle stammen aus dem Hause Facebook, seit einigen Jahren der Lieblingsrivale des Zwei-Billionen-Dollar-Konzerns aus Cupertino. Bislang kabbeln sich die beiden Silicon-Valley-Nachbarn um Privatsphäre-Regeln auf Apples Geräten, die Facebooks Werbegeschäft einschränken. Mit dem Update zu iOS 15, das im Herbst kommen soll, bringt Apple seine Kommunikations-Apps iMessage und Facetime für einen direkten Angriff auf Facebook in Stellung.

Durch Videokonferenzen mit Freunden oder die bessere Organisation der von Freunden geteilten Fotos oder Artikel sollen einige zentrale Facebook-Funktionen in Apples vorinstallierten Apps möglich sein. Spätestens jetzt ist klar, warum Facebook-Chef Mark Zuckerberg Apple im Januar als „direkten Konkurrenten“ bezeichnete.

Bei vielen Funktionen zieht Apple gerade erst mit Zoom oder eben Facebooks vergangenes Jahr eingeführten „Messenger Rooms“ gleich: Facetime soll Nebengeräusche oder den Bildhintergrund ausblenden können. iOS 15 bietet auch die Möglichkeit, Anrufe zu planen und Links zu senden, mit denen andere an einem Anruf teilnehmen können. Offenbar sieht sich Apple nun auf Augenhöhe: Erstmals soll FaceTime auch auf Android-Geräten und Windows-Rechnern über das Web verfügbar sein.

Apple verstärkt seinen Datenschutz

Doch Apple will auch mit Funktionen punkten, bei denen verschiedene Apps problemlos ineinandergreifen, um gemeinsame Erlebnisse möglich zu machen. Eine neue SharePlay-Funktion auf FaceTime soll Nutzern helfen, gemeinsam Serien anzusehen, Musik zu hören oder gemeinsam auf Apps zuzugreifen – etwa damit sich ein Nutzer auf Wohnungssuche gemeinsam mit seinen Freunden durch Listen von Apartments in einer Immobilien-App scrollen und sich beraten kann. Fotos, Songs oder Podcasts, die Freunde mit einem Nutzer in iMessage geteilt haben, tauchen in iOS 15 in einem „Mit dir geteilt“-Tab in den entsprechenden Apps auf.

Der Konzern baut den Datenschutz aus. Quelle: AFP
Apple-Manager Craig Federighi

Der Konzern baut den Datenschutz aus.

(Foto: AFP)

Das sind zwar bei Weitem nicht alle Funktionen, die die Facebook-App inzwischen anbietet. Doch Apple positioniert sich als simple Alternative, bei der die Nutzerdaten sicher sind. Apple verstärkt seinen Datenschutz in iOS 15 und iPadOS 15 sogar noch durch ein neues Menü, das Benutzern detailliert anzeigt, welche Daten Apps von Drittanbietern sammeln.

Befehle an den KI-Assistenten Siri für wichtige Aufgaben wie das Starten von Apps, das Einstellen von Alarmen und das Ändern von Einstellungen werden künftig auf dem Gerät statt in der Cloud verarbeitet. Dadurch funktioniert Siri nicht nur ohne Internetverbindung. Es reduziert auch die Notwendigkeit, personenbezogene Daten ins Web hochzuladen. Apple setzt gezielt auf den in vielen westlichen Ländern wachsenden Trend, der Datensammelei von Onlinediensten zu misstrauen. Anders gesagt: Apple verkauft nicht nur hochpreisige Hard- und Software, sondern auch Seelenruhe.

Das gilt nicht nur für den Verbleib der eigenen Daten: Nach einem Jahr Pandemie und App-Benachrichtigungs-Sperrfeuer im Homeoffice erwartet Apple, dass viele Nutzer mehr Kontrolle über die Ablenkungen gewinnen wollen: Das iOS 15-Update fügt auch ein überarbeitetes Benachrichtigungssystem namens Focus hinzu, mit dem Benutzer ihren aktuellen Status einstellen können – egal ob es sich um Arbeit, persönliche Zeit oder Schlaf handelt – und nur bestimmte Benachrichtigungen während dieser Zeiten zulassen.

Passend zum Datenschutz-Thema baut Apple auch seine Abodienste – seit einigen Jahren der Hoffnungsträger für weiteres Umsatzwachstum – weiter aus. Abonnenten von iCloud+ können zusätzlich zu Speicherplatz die Datenübertragung mit zusätzlicher Verschlüsselung buchen.

Die Funktion „Private Relay“ soll besser als herkömmliche VPN-Dienste die übertragenen Daten abschirmen. Im Gegensatz zu einem klassischen VPN-Dienst („Virtual Private Network“) können die Kunden aber keinen virtuellen Standort auswählen, um zum Beispiel von Deutschland aus Streaming-Inhalte anschauen zu können, die eigentlich Zuschauern in den USA vorbehalten sind. iCloud+ enthält auch Speicherplatz für die smarte Homekit-Kamera und Wegwerf-E-Mail-Adressen, die Nutzer einmalig bei Anmeldung bei einem Dienst angeben können, von dem sie nicht dauerhaft zugespamt werden wollen.

Bei KI liegt Apple bislang hinten

Apples Fokus auf Datenschutz hatte bislang den Preis, dass viele KI-gestützte Dienste auf Apple-Geräten nicht so gut funktionieren wie vergleichbare auf Googles Android: Der Sprachassistent Siri etwa versteht Befehle merklich seltener als Google Assistant. In den vergangenen Jahren hat Apple mehrere hochrangige KI-Experten des Konkurrenten abgeworben, darunter seinen heutigen KI-Vorstand John Giannandrea oder vor wenigen Wochen den französischen Wissenschaftler Samy Bengio.

Auch bei der Intelligenz seiner Produkte müht sich Apple sichtlich, auf Google aufzuholen: Die Foto-App kann nun aus einem Schriftzug in einem Bild, zum Beispiel dem Schild eines Restaurants, erkennen, wo das Restaurant steht, und den Ort in Maps anzeigen oder eine Telefonnummer im Schaufenster direkt anrufen. Ähnliche Funktionen bietet Google in Lens aber bereits an.

Der smarte Lautsprecher Homepod Mini soll zur Schaltzentrale für das Smarthome werden. Dazu wird das Gerät in diesem Monat in weiteren Ländern, darunter Österreich, eingeführt und soll eine bessere Soundqualität bekommen.

Auch Siri soll in smarte Hausgeräte von Fremdanbietern wie dem Thermostat-Hersteller Ecobee integriert werden können. Digitale Schlüssel für die Wohnungstür können in iPhone oder Apple Watch abgespeichert werden, wie es mit den Autoschlüsseln für viele BMW-Modelle schon seit dem vergangenen Jahr möglich ist.

Zwar haben Amazons Alexa oder Googles Assistant den Markt bislang weiter durchdrungen, doch smarte Kameras oder Haustürschlüssel scheuen viele Nutzer noch prinzipiell – aus Angst, wozu ihre sensiblen Daten einmal eingesetzt werden könnten. Apples Ruf als Datenschutz-Konzern könnte beim Wettbewerb um das Smarthome noch hilfreich sein.

Mehr: iOS-Update: Entwickler wehren sich gegen Apples Anti-Tracking-Regeln.

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