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ZEW-Studie Gratis-Apps mit wenig Konkurrenz sammeln besonders viele Daten

Daten werden auch im App-Markt immer wichtiger. Fehlender Wettbewerb führt bei den Anbietern zum vermehrten Sammeln von Daten, wie eine Studie zeigt.
13.02.2020 - 00:01 Uhr Kommentieren
Beliebte, kostenlose Apps in einem schwachen Wettbewerbsumfeld greifen der Studie zufolge besonders stark in die Privatsphäre ein. Quelle: AP
ZEW-Studie

Beliebte, kostenlose Apps in einem schwachen Wettbewerbsumfeld greifen der Studie zufolge besonders stark in die Privatsphäre ein.

(Foto: AP)

Düsseldorf Man kommuniziert über WhatsApp, navigiert mit Google Maps und hört Musik auf Spotify – drei Apps, die auf fast jedem Smartphone zu finden sind. Auch sonst entscheiden sich die meisten Nutzer gerne für dieselben Produkte – und geben den Entwicklern Marktmacht, die sie zu nutzen wissen.

Apps, zu denen es nur wenige Konkurrenzprodukte mit ähnlichen Funktionen gibt, sammeln mehr Nutzerdaten als vergleichbare Anwendungen mit einem geringeren Marktanteil. Vor allem beliebte Gratis-Apps in einem schwachen Wettbewerbsumfeld greifen besonders stark in die Privatsphäre ein, wie eine Studie des Leibniz-Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) in Mannheim ergeben hat, die dem Handelsblatt vorab vorliegt.

Gemeinsam mit Wissenschaftlern der Universität Zürich und der Universität von East Anglia hat das Forschungsinstitut untersucht, wie fehlender Wettbewerb im Online-Markt für Apps mit dem Sammeln sensibler Nutzerdaten zusammenhängt.

Dafür haben die Forscher von Oktober 2015 bis Januar 2018 vierteljährlich Informationen zu rund 1,5 Millionen Apps im Google-Play-Store erhoben. Um den Wettbewerb zu messen, haben sich die Wissenschaftler an den Kategorien im Store selbst orientiert. Für jede App wurde so ein Netzwerk an relevanter Konkurrenz gebildet. Zusammen mit der Anzahl an Installationen und Bewertungen haben sie dann die jeweiligen Marktanteile der Apps berechnet.

Eine erste, erstaunliche Erkenntnis: In jeder dritten App-Kategorie dominieren einige wenige, meist kostenlose Produkte. Ein Drittel der weit mehr als 30.000 identifizierten App-Märkte ist somit hoch konzentriert. Vor allem bei Musik- und Video-Playern, den allermeisten Gaming-Apps sowie Messenger- und Social-Media-Diensten teilen sich ein paar wenige Anbieter den Markt. Den stärksten Wettbewerb gibt es hingegen bei Kunst-, Design- und Wetter-Apps.

Studie identifiziert 200 verschiedene Berechtigungen

Wie stark die Anwendungen in die Privatsphäre eingreifen, haben die Wissenschaftler daran bemessen, wie viele Berechtigungen eine App bei ihrem Nutzer abfragt, nachdem er sie auf seinem Smartphone installiert hat. Insgesamt 200 verschiedenen Berechtigungen hat die Studie identifiziert, darunter 25, die sensible Daten wie etwa Standortinformationen oder den Zugriff aufs Telefonbuch einfordern.

Dass insbesondere Messenger- und Navigationsdienste, solch sensible Daten abfragen, verwundert nicht. Sie funktionieren schließlich nur dann, wenn man ihnen genau das auch erlaubt. Ein Effekt, der dennoch nichts an dem zentralen Ergebnis der Studie ändert.

„Das vermehrte Sammeln von Daten und der damit verbundene Verlust an Privatsphäre von Nutzerinnen und Nutzern hängt mit der Marktmacht einer App zusammen“, erläutert Reinhold Kesler, Wissenschaftler an der Universität Zürich und Mitautor der Studie.

Und noch eine wichtige Erkenntnis geht aus den Zahlen hervor: Besonders attraktiv ist das Datensammeln für jene Entwickler, die ihre Apps auf konzentrierten Märkten kostenlos anbieten. Sie geben Informationen auch eher an Dritte weiter. Statt den Nutzer beim Download zur Kasse zu bitten, verkaufen sie die Daten an Werbetreibende oder sozialen Netzwerke – ein Geschäftsmodell, mit dem sich nicht nur Gratis-Apps, sondern ein Großteil der digitalen Unternehmen finanzieren.

„Daten nehmen auch im Markt für mobile Applikationen immer mehr die Rolle eines Zahlungsmittels ein“, sagt Kesler. „Für Wettbewerbsbehörden“, so Kesler weiter, „verdeutliche die Studie einmal mehr die Relevanz von Datenschutz und Datenübertragbarkeit in Online-Märkten.“ Mächtig ist heute also nicht mehr der, der frei über den Preis, sondern frei über Daten verfügen kann.

Mehr: Die Pharmaindustrie fordert Zugang zum geplanten Datenpool der Patientenakten. Lesen Sie hier mehr darüber, wie die Branche bereits von der Digitalisierung profitiert.

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