Verordnet ein Arzt ein Antibiotikum, darf es nicht zu niedrig dosiert sein oder die Behandlung zu früh abgebrochen werden. Sonst überleben genau jene Keime, die Abwehrstrategien entwickelt haben. Sie geben die Resistenzen dann an die Nachkommen weiter.
Auch wenn es banal klingt – nur wenn ein Bakterium mit einem Antibiotikum in Kontakt kommt, bringt ihm eine Resistenz einen Überlebensvorteil. Daher sollten Mediziner die Mittel nur dann verordnen, wenn es aus medizinischen Gründen wirklich erforderlich ist. Doch noch immer setzen sie Antibiotika viel zu lax und häufig ein. Sogar dort, wo sie gar nicht wirken: etwa bei Erkältungen. Die werden meist von Viren verursacht, gegen die jedes Antibiotikum machtlos ist. Erste Schnelltests für Hausärzte gibt es schon, die zwischen Viren oder Bakterien unterscheiden.
Zudem verwenden Landwirte Breitbandantibiotika seit Jahrzehnten als Mastmittel in der Tierzucht, was zumindest in Europa offiziell verboten ist. Von den 2000 pro Jahr in Deutschland verbrauchten Tonnen sind nur 350 Tonnen für den Menschen bestimmt, der Rest für Tiere. In den Ställen entstehen durch den dauernden Kontakt mit Antibiotika schnell Resistenzen, die auch auf Keime überspringen, die Menschen befallen.
Bisher weiß ein Arzt oft nicht, ob er mit einem Breitbandantibiotikum früh zugeschlagen soll, um möglichst schnell viele Bakterienarten zu töten, oder ob er lieber mit einem speziellen Mittel einen einzelnen Erreger zielgerichtet angreifen soll. Gen-Schnelltests machen es jetzt möglich, einen Krankheitserreger vor der Behandlung genau zu identifizieren. Bisher dauerte das Tage.
Krankenhäuser sind eine Art Paradies für Keime: Die vielen vorkommenden Erreger können Resistenzgene austauschen; alte, immungeschwächte Patienten bringen neue Keime ins Haus: Jede Operation eröffnet den Erregern ideale Einflugschneisen in den Körper. Deshalb ist penible Hygiene in den Kliniken extrem wichtig. Viele Häuser lehnen es mittlerweile ab, verkeimte Patienten etwa aus schlecht geführten Pflegeheimen aufzunehmen, oder schicken sie konsequent auf Isolierstationen.
Bakterien verändern sich ständig, um sich an wandelnde Umweltbedingungen anzupassen. Kleine Variationen im Erbgut, die Mutationen, verschaffen manchen Mikroben einen Überlebensvorteil, die sich daraufhin stärker vermehren als ihre übrigen Artgenossen. Dieses Grundprinzip der Evolution hilft auch Krankheitserregern, sich gegen Antibiotika zu wehren, etwa indem sie Wirkstoffe zerstören, bevor sie ihnen gefährlich werden. Doch wir können es den Keimen schwerer machen, diese Resistenzen zu bilden, indem wir einige Taktiken beachten.